An Vielfalt fehlte es im Angebot von Bonhams am 13. August 2021 im Quail Lodge & Golf Club in Carmel sicherlich nicht. Das Publikum erschien in grosser Anzahl und konnte sich an Autos erfreuen, die (fast) allesamt vorgefahren wurden.
139 Fahrzeuge kamen an einem Nachmittag unter den Hammer, der Gesamtwert lag bei rund USD 47 Millionen. Im Schnitt waren die Autos knapp über 54 Jahre alt.
Grosse Vielfalt
Rennwagen, Luxuslimousinen, Hot Rods, Alltagsklassiker, Cabriolets, Spezialkarosserien, Sportwagen, Neoklassiker und manches mehr suchten an einem Tag neue Besitzer, an Auswahl mangelte es bei Bonhams gewiss nicht.
49 Marken waren im Katalog aufgeführt, am grössten waren die Kontingente von Ferrari (15 Autos inkl. einem Dino), Ford (13), Aston Martin (12), Jaguar (9) und Porsche (8). Viele Hersteller waren allerdings nur mit einem Auto vertreten, so etwa Alfa Romeo, American LaFrance, DeLorean oder Nash-Healey.
57 Prozent der Autos wurden ohne Mindestpreis angeboten, entsprechend war denn auch die Verkaufsquote mit 88 % sehr hoch. Es wurden also nur 12 Prozent oder 17 Autos nicht verkauft.
Mercedes-Benz als Teuerster
USD 5,395 Millionen (EUR 4,586 Millionen, CHF 4,963 Millionen) zahlte ein Enthusiast für den Mercedes-Benz 26/120/180-S-Type Supercharged Sports Tourer von 1928. Das war deutlich mehr als erwartet (USD 3 bis 4 Millionen geschätzt).
Dies lag sicherlich einerseits daran, dass der Wagen die letzten 57 Jahre im selben Besitz war, aber auch daran, dass seine Geschichte gut bekannt ist. Unter anderem ging er in den Achtzigerjahren durch die Hände des bekannten britischen Händlers "Bunty" Scott Moncrieff.
Bucciali nicht verkauft
Es gibt wenige Automarken, die geheimnisvoller und exotischer sind als Bucciali. Die Brüder Angelo und Paul-Albert Bucciali hatten zwischen 1912 und 1932 etwa 26 Autos, die ersten unter dem Namen BUC, die letzten acht unter der Marke Bucciali gebaut. Es waren technische Meisterwerke, die die Möglichkeiten des Frontantriebs, den die beiden Brüder bis zur Serienreife weiterentwickelt und mit einigen Patenten geschützt hatten, demonstrieren sollte.
Eines der Fahrgestelle, die schon damals kontinuierlich weiterentwickelt und perfektioniert wurden, erhielt zunächst die Chassisnummer TAV 3, später TAV 4, 5, 6, 7 und 8 und schliesslich TAV 30. Sechs Karosserien trug das Chassis alleine in den jener Zeit. Nicht alle überzeugten und das Fahrgestell wurde schliesslich von Paul-Albert Bucciali für einen Franc zusammen mit allen anderen Bucciali-Überbleibseln verkauft. Das Chassis überlebte und wurde in den Siebzigerjahren mit einem Saoutchik-Aufbau vereint, der von einem Mercedes-Benz 680S stammte.
So hat der Wagen bis heute überlebt. Einen offiziellen Schätzwert wollte Bonhams nicht nennen. Der Auktionator eröffnete kurz vor 15:00 (Lokalzeit) mit USD 2,5 Millionen, die Bieter bissen aber nicht richtig an. Noch dreimal stieg der Preis um USD 100’000, dann war Schluss. Mehr als USD 2,8 Millionen wollte offenbar niemand aufrufen. Der einmalige Wagen blieb unverkauft.
Einer der zehn Ford GT40 Mk IV ohne neuen Besitzer
Der Ford GT40 Mk IV mit Siebenliter-V8-Motor siegte 1967 in Le Mans, am Lenkrad drehten Dan Gurney und A.J. Foyt, die den amerikanischen Triumph maximierten. Insgesamt wurden nur zehn dieser Wagen gebaut, der angebotene J-9 war einer der letzten. Er diente als Testwagen und wurde in der CanAm-G7A-Klasse eingesetzt, notabene mit einer offenen Rennwagenkarosserie.
Nach einer umfangreichen Restaurierung sah er wieder wie ein GT40 aus und sollte USD 3 bis 3,5 Millionen kosten. Die Bieter sahen dies anders und verloren bei USD 2,4 Millionen das Interesse. “Not Sold”.
Da erging es dem Alfa Romeo Tipo 33 TT 12 von 1974 besser. Zwar wurde er zunächst auch zurückgezogen, aber schon innert kurzer Zeit fanden dann Einlieferer und Höchstbieter offenbar trotzdem noch einen Kompromiss und der Rennwagen konnte für USD 1'677'000 knapp unter dem Schätzwert in neue Hände übergeben werden.
Riley für fast eine Million verkauft
Besser erging es einem von 16 Riley MPH, die in den Dreissigerjahren gebaut wurden. Der angebotene Wagen mit Chassisnummer 44T 2246 soll 1934 auf der London Show gestanden sein und der erste gebaute Zweisitzer sein. Der Sechszylinder hat einen Hubraum von 1633 cm3 und leistete für die damalige Zeit beeindruckende 80 PS bei 5000 Umdrehungen.
Der komplett restaurierte Wagen gewann seine Klasse in Amelia Island im Jahr 2021 und fand schliesslich für USD 967’500 (EUR 822’375, CHF 890’100) in eine neue Garage.
Der 12. gebaute Facel Vega Excellence über den Erwartungen
Nur 154 viertürige Facel Vega Excellence wurden gebaut. Angetrieben von einem Chrysler-V8 gehörten sie zu den luxuriösesten und elegantesten Limousinen der späten Fünfzigerjahre.
Chassis EX1 A2 ging 1958 ursprünglich nach New Jersey und fand nun für USD 134’400 (EUR 114’240, CHF 123’648) zu einem neuen Enthusiasten, der hoffentlich die Limousine ohne B-Säule zu schätzen weiss. Immerhin zahlte er schon einmal deutlich mehr als erwartet.
Besonderer Ferrari 212 Europa mit neuem Eigner
In den Fünfzigerjahren liess Enzo Ferrari seine Fahrzeuge noch bei verschiedenen externen Karosseriebauern einkleiden. Bei den 110 gebauten Ferrari 212 etwa hämmerten die Künstler von Vignale, Pinin Farina, Touring und Ghia nach dem Geschmack der Kunden.
Chassis 0233 EU war einer der Zwölfzylinder-Sportwagen, die von Ghia mit einem eleganten Aufbau versehen wurde. Geboren als 0191 EL im Dezember 1951 wurde der fertige Wagen in Genf und später in Turin gezeigt. Ferrari selber nummerierte den Wagen offensichtlich auf 0233 EU um, was das Ferrari-Classiche-Zertifikat sicherlich bestätigte. Trotzdem wurde das Cabriolet leicht unter den Erwartungen für USD 1,82 Millionen (EUR 1,547 Millionen, CHF 1,674 Millionen) veräussert.
Tom Hanks Fuhrpark verkauft
Wer mehr auf Promi-Autos aus war, der konnte sich mit drei Autos und einem Wohnwagen befassen, die aus dem Besitz von Tom Hanks versteigert wurden.
Während der Promi-Bonus beim Tesla Model S nicht verfing, konnte der Toyota Land Cruiser FJ40 von 1980 für gute USD 123’200 verkauft werden.
Pedroso als Überflieger
Wenig bekannt ist der Pedroso Roadster, der Ende der Zwanzigerjahre in Frankreich als einer von zwei Prototypen entstand. Als Motor wurde ein selbstentwickelter Reihen-Achtzylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen und aus dem Cockpit verstellbarem Ventiltrieb eingebaut.
Direkt losfahren konnte man mit dem Wagen vermutlich nicht, da er länger stand. Trotzdem zahlte ein Sammler USD 296’500 (EUR 252’025, CH 272’780) für den exklusiven Roadster, womit er über das Doppelte der Erwartungen bot. Hoffentlich sieht und hört man den Wagen schon bald wieder fahren.
Deutlich über dem Estimate konnte auch ein Rolls-Royce Phantom VI von 1974 verkauft werden. Mit USD 184’800 überflügelte er den Estimate (USD 70’000 bis 100’000) jedenalls deutlich. Ähnliches gelang auch einem Cadillac Eldorado Biarritz von 1959 (Verkaufspreis USD 313’000) und einem Rolls-Royce Corniche IV von 1994 (USD 154’000).
Turbos gefragt
Ziemlich gut liessen sich die meisten Porsches verkaufen, auch wenn der 911 Carrera RS 2.7 von 1973 stehenblieb.
Richtig gekämpft wurde aber um zwei Porsche Turbo. Ein 930 Turbo von 1987 wurde für USD 179’200 (EUR 152’320, CHF 164’864) verkauft, obwohl nur USD 70’000 bis 100’000 geschätzt worden waren.
Noch mehr überraschte ein Porsche 911 (993) Turbo S von 1997, der dem Käufer satte USD 654’000 (EUR 555’900, CHF 601’680) wert war, deutlich mehr als erwartet worden war.
Figoni-Talbot-Lago knapp unter den Erwartungen
Gerade aus einer jahrzehntelangen Restaurierung kam der angebotene Talbot-Lago G26 Record Sport Cabriolet mit Karosserie von Figoni et Falaschi aus dem Jahr 1948. Somit wartet er nun auf grosse Auftritte an den Concours der Welt.
USD 1,8 bis 2,3 Millionen sollte dieses Eintrittsticket kosten, ganz soviel musste der neue Eigner nicht auslegen, denn USD 1,875 Millionen (EUR 1,594 Millionen, CHF 1,725 MIllionen) reichten für den Kauf.
Jaguar E-Type als Verlierer?
Gleich drei Jaguar E-Types fanden die Gnade der Bieter nicht.
Ein ähnliches Schicksal erlitten zwei Lancia Aurelia und ein Ferrari F40.
Billig verkauft wurde ein Subaru 360 von 1970 (USD 16’800), aber auch ein Ferrari 400i GT von 1984 (USD 53’760).
Der günstigste Wagen aber war ein Fiat 124 Spider, er fand für USD 6160 einen neuen Besitzer, der nun vor der Frage steht, dem Wagen technisch wieder auf die Beine zu helfen oder gleich eine richtige Restaurierung in Auftrag zu geben.
Insgesamt lief die Versteigerung für Bonhams ziemlich gut, schliesslich wurden fast USD 35 Millionen erwirtschaftet an einem Nachmittag.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
001 | Subaru 360 Deluxe Sedan | 1970 | 30'000 | 50'000 | 15'000 | 16'800 | 15'456 | 14'280 | -58%
|
V |
002 | Aston Martin DBS Saloon | 1968 | 60'000 | 90'000 | 72'000 | 80'640 | 74'188 | 68'544 | +7.52%
|
V |
003 | Aston Martin DB7 Vantage | 2000 | 25'000 | 35'000 | 46'000 | 51'520 | 47'398 | 43'792 | +71.73%
|
V |
004 | Rolls-Royce Silver Dawn Saloon | 1953 | 35'000 | 55'000 | 41'000 | 45'920 | 42'246 | 39'032 | +2.04%
|
V |
005 | Ferrari 365 GT 2+2 | 1970 | 80'000 | 120'000 | 100'000 | 112'000 | 103'040 | 95'200 | +12%
|
V |
006 | Facel Vega Facel II | 1962 | 180'000 | 240'000 | 205'000 | 229'600 | 211'232 | 195'160 | +9.33%
|
V |
007 | Ford 5-Window Coupe Hot Rod | 1933 | 70'000 | 90'000 | 107'000 | 119'840 | 110'252 | 101'864 | +49.8%
|
V |
Möchten Sie alle Auktions-Ergebnisse sehen?
Sie haben Benutzername und Passwort?
Sie können sich auch mit Ihrem Social Login anmelden
Ansonsten erstellen Sie ein neues Login:
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis