Anlässlich der Milano Autoclassica versteigerte Bonhams am 18. November 2022 ab 16:00 in der Halle 7 53 Autos, 7 Motorräder sowie einige Automobilia im Wert von zusammen rund EUR 9,5 Millionen. Pro Fahrzeug wurden rund EUR 157’000 erwartet. Vier Fahrzeuge wurden ohne Mindestpreis angeboten.
Eine ziemlich italienische Angelegenheit
Das Fahrzeugangebot war zu 80 Prozent italienischer Herkunft, entsprechend waren vor allem die berühmten Marken Alfa Romeo (16 Autos), Lancia (6), Ferrari (6), Fiat (5) und Lamborghini (3) gut vertreten.
Marken anderer Länder kamen nur kleinzahlig vor, zwei BMW, Jaguar und Porsche waren im Angebot.
Zu hohe Erwartungen?
Im Schnitt steigerten sich die Bieter auf 73 Prozent des mittleren Schätzwerts hoch, kein Gebot lag über 100 Prozent. Über dem unteren Estimate landeten nur vier Autos, die alle verkauft wurden.
Ein Ferrari 575 M Maranello von 2003 mit F1-Schaltung wurde für EUR 115’000 (CHF 113’850) verkauft.
Für ein Alfa Romeo Giulia Sprint 1600 Coupé von 1962 zahlte der Käufer EUR 69’000 (CHF 68’310).
Dessen Vorgänger, ein Alfa Romeo Giulietta Sprint Coupé von 1965, wurde mit EUR 97’750 (CHF 96’773) bewertet.
Und für einen Panhard Dyna X86 von 1951 setzte der neue Besitzer EUR 14’950 (CHF 14’801) ein, eigentlich wenig, schliesslich kann man mit diesem Auto an der Mille Miglia teilnehmen.
Dies galt auch für den Fiat 509 S von 1926 mit Zagato-Karosserie, der für EUR 230’000 (CHF 227’700) in neue Hände überging.
Damit wurde er aber nur das zweitteuerste Auto, denn diese Ehre kam einem Alfa Romeo 1900C Coupé von 1953 zu, das für EUR 253’000 (EUR 250’470) verkauft wurde.
Trophäen blieben stehen
Von den 20 am teuersten eingeschätzten Wagen konnten nur gerade drei verkauft werden. Wertvolle Junge wie zwei Lamborghini Aventator blieben genauso unter den Erwartungen wie Superklassiker vom Schlage eines Iso Grifo S Targa aus dem Jahr 1969 oder eines Alfa Romeo 6C 2500 Super Sport Cabriolets von 1949.
Die Höchstgebote bei diesen beiden Autos (EUR 530’000 und 380’000) waren aber durchaus akzeptabel.
Alfa Romeo und Lancia schnitten generell schlecht ab
Etwas überraschend war das schlechte Abschneiden der beliebten italienischen Marken Alfa Romeo und Lancia.
Von sechs angebotenen Lancia stiess kein einziger auf genügend Interesse für einen Zuschlag, von den 16 Alfa Romeo konnten immerhin drei (19 %) vermittelt werden.
Fiat dagegen schnitt deutlich besser ab, alle fünf Wagen wurden verkauft, wenn auch etwas unter den Erwartungen.
Wertvoller BMW M3
Für einen BMW M3 E30 von 1988 wurden immerhin EUR 81’650 (CHF 80’834) investiert.
Auch für einen Porsche 911 S 2.2 von 1970 wurden gesunde EUR 105’800 (CHF 104’742) bezahlt. Die internationalen Marken konnten sich eher ein bisschen besser in Szene setzen als die landeseigenen Hersteller.
Modernes Superleggera-Coupé nicht verkauft
Jung, aber trotzdem sehr interessant, war Lot 58. Das Sciàdipersia Coupé von Carrozzeria Touring Superleggera von 2017 stand 2018 auf dem Genfer Autosalon, hat aber tatsächlich seither auch 11’500 km auf der Strasse zurückgelegt.
Die technische Basis kam von Maserati und der Wagen sollte an den berühmten Maserati 5000 GT erinnern, der in den Fünfzigerjahren für den Schah von Persien gebaut worden war.
Gefordert waren EUR 420’000 bis 450’000, geboten wurden aber nur EUR 340’000. Der Wagen blieb somit unverkauft.
Gleich erging es allen drei Ferrari 208/308 GTB. Der älteste der drei wurde mittels Michelotto-Teilen zum Rennwagen umgebaut, die anderen werden in Strassenausführung angeboten. Die Schätzpreise lagen zwischen EUR 60’000 und 140’000, die Mindestpreise wurden in allen drei Fällen verfehlt.
Nicht besser schnitt ein interessanter Ford Sierrra Cosworth von 1987 ab. Erwartet worden waren EUR 70’000 bis 90’000, geboten wurden EUR 62’000.
Es lief wohl nicht ganz nach Plan in Mailand. Woran es wohl lag? Vielleicht war der Startzeitpunkt einfach etwas zu früh, viele Interessenten noch im Stau rund um Milano? Vielleicht sind die Tifiosi auch schon im Fussballfieber oder der Zeitpunkt Mitte November 2022 ungünstig gewählt. An fehlendem Interesse lag es gewiss nicht, denn bei allen Autos wurde durchaus kräftig und über alle Kommunikationskanäle hinweg geboten. Alleine, es fehlte der letzte Biss, da konnte auch Marteen ten Holder trotz aller gekonnten Dramaturgie nicht komplett dagegen halten. Mit einem Gesamtumsatz von EUR 1,4 Millionen für die Fahrzeuge dürfte die Rechnung von Bonhams sicherlich nicht ganz aufgegangen sein.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | EUR VP | CHF VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
05 | Ducati 926cc 'Tricolore Strada' Racing Motorcycle | 1988 | 18'500 | 26'000 | 15'000 | 17'250 | 17'077 | -22.47%
|
V |
06 | Norton 588cc F1 | 1990 | 60'000 | 80'000 | 46'000 | 52'900 | 52'371 | -24.43%
|
V |
07 | Ducati 1,200cc Diavel AMG Special Edition | 2012 | 30'000 | 40'000 | 22'000 | 25'300 | 25'047 | -27.71%
|
V |
08 | Ducati Diavel 1260 Lamborghini | 2021 | 80'000 | 120'000 | 68'000 | N | |||
09 | Ducati 998cc Panigale V4R | 2020 | 140'000 | 160'000 | 115'000 | N | |||
10 | Aermacchi 344cc Ala d'Oro Racing Motorcycle (Jg. Ca.) | 1970 | 25'000 | 30'000 | 20'000 | N | |||
11 | Rudge 499cc 'Ulster' Racing Motorcycle (Jg. Ca.) | 1930 | 14'000 | 18'000 | 11'000 | N |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis
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