Bereits 2012 war in einem Zwischengas-Bericht vom August Horch Museum in Zwickau die Rede. Schon damals wurde festgestellt, dass man dort auf einem unterhaltsamen Rundgang viel erfahren kann. Seit dem Erstbesuch hat sich doch einiges verändert und das Museum hat noch weiter an Attraktivität gewonnen.
Bereits auf dem Parkplatz erwartet den Besucher nun das Tabantdenkmal, welches darin erinnert, dass dieses Auto von 1958 bis 1991 hier in Zwickau gebaut wurde. Und es gibt weitere erhebliche Änderungen: Die Ausstellungsfläche wurde verdoppelt, so dass jetzt 6500 Quadratmeter zur Verfügung stehen.
Deutlich gewachsen
Dass dies der Übersichtlichkeit dennoch nicht geschadet hat, liegt daran, dass die Museumsfläche nunmehr in zwei Komplexe (mit den Rundgängen A und B) gegliedert ist, in deren Mitte sich praktischerweise ein Restaurant mit Terrasse befindet.
Geht man davon aus, dass man für jeden Rundgang etwa 2 Stunden benötigt, kann man in der "Halbzeit" also entspannt eine Pause einlegen. Da unser Museumsbericht von 2012 weitgehend dem ersten Teil des Museums (jetzt also Rundgang A) entspricht, soll hier vor allem der neue Museumsteil, also der Rundgang B, beschrieben werden.
Mehr Rennsport und Nachkriegs-Automobilbau
Auf diesem werden jetzt eingehend und permanent die Themen Auto Union Rennsport (1927 bis 1939), Zwickauer Automobilbau der Nachkriegszeit und der DDR (1945 bis 1990) sowie Automobilbau in Zwickau heute (1990 bis 2017) präsentiert. Ein weiterer Bereich steht für Tagungen und Sonderausstellungen zur Verfügung. Zur Zeit des Besuches des Autors lief dort die Sonderausstellung "Marken des VW-Konzerns" (noch bis zum 3.11.2019).
Unser Rundgang startet mit der Rennsportgeschichte der Auto Union, beginnend mit dem Nachbau des DKW Sportwagens PS 600 (1930/31) an der Seite des Motorrads DKW ARe von 1927.
Zweifellos beeindruckend ist der silberne Wanderer W 25 Stromlinie Spezial (1938), eine Rekreation von 2003. Wagen des Typs wurden erfolgreich auf der Langstreckenfahrt Lüttich-Rom-Lüttich eingesetzt.
Vorbei an diversen DKW Sportfahrzeugen und einer Ahnengalerie berühmter Rennfahrer der Auto Union gelangt zu einer kleinen Renntribüne, vor der zwei Rennwagen der kurzen, aber äußerst erfolgreichen Ära der Auto Union Silberpfeile platziert sind.
Da ist zunächst der Nachbau eines Auto Union Typ C von 1936. Das Original besaß einen Mittelmotor mit 16 Zylindern mit einer Leistung von 520 PS. Nach einer Änderung des Reglements kam der ebenfalls präsentierte Typ D (1938) mit einem 3 L-V12 mit Roots-Kompressor zum Einsatz.
Auf der Tribüne sollte der Besucher einige Zeit verweilen und sich die beeindruckenden Filmdokumente aus dieser maßgeblich durch die Rennfahrer Bernd Rosemeyer und Hans Stuck geprägten Zeit anschauen. Hervorzuheben ist hier nicht zuletzt die Darstellung zeitgenössischer Bezüge, welche die Gleichschaltung des Rennsports während der NS-Zeit zum Zwecke der Propaganda verdeutlicht.
Vielfältige Darstellung der Zwickauer Autoproduktion
Die nächste Abteilung im Rundgang zeigt den Autobau in Zwickau. Auch wenn einige Exponate bereits vorher schon zu sehen gewesen waren, ist die Präsentation jetzt noch vielfältiger und informativer.
Quasi zur Einstimmung wird der Besucher vom Zwillingspärchen IFA F9 (Ost) / DKW F 89 (West) begrüßt, um dann über das "Arbeiterauto" P50, den P70, den Wartburg und den großen Sachsenring P240 letztlich zum Trabant in diversen Spielarten zu gelangen.
Doch der Reihe nach: Die Nachkriegsproduktion begann zunächst noch recht bescheiden. So zeigt die Ausstellung einen Horch-Herd und Kinderspielzeug mit dem Horch- Logo. Auch wurden zunächst Nutzfahrzeuge produziert. Nun aber zum Trabant, dem in Zwickau selbstverständlich angemessener Raum zur Verfügung gestellt wird. Zu Recht wird dieses für die Massenmotorisierung gedachte Auto in direkten Bezug zu den zeitgenössischen westlichen Konkurrenten der ausgehenden 1950er Jahre - NSU Prinz, VW Käfer und Goggomobil - gesetzt.
So wird deutlich, dass das heutige Kultauto bei seinem Erscheinen durchaus auf der Höhe seiner Zeit war. In diesen Kontext passt ein Alleinstellungsmerkmal des Zwickauer Museums: Gezeigt wird der Herstellungsprozess der Karosserie anhand einer Fertigungsstrasse für die Duroplastherstellung.
Es wird aber auch klar, warum der Trabant mit zunehmender Produktionszeit schließlich wie aus der Zeit gefallen anmutete.
Gezeigt werden nämlich Weiterentwicklungen und beachtlichen Neukonstruktionen, die aber allesamt mangels Zustimmung der Parteiführung nicht realisiert werden konnten, was zwangsläufig dazu führen musste, dass der Anschluss irgendwann verloren ging.
Vor diesem Hintergrund blieb nichts anderes übrig, als den Trabant in jeglicher Hinsicht zu modifizieren- etwa als Rallyefahrzeug oder für militärische Zwecke als Kübelwagen oder gar als dreiachsiger Schützenpanzerwagen für die vormilitärische Ausbildung von Jugendlichen.
Umfeld und Gegenwart
Im neuen Teil des Horchmuseums wird auch die Freizeit der DDR-Bürger und ihrer Fahrzeuge gezeigt. Eine rampenartige Straße präsentiert Autos mit den dazugehörigen Wohnwagen auf dem Weg in den Urlaub. Dieser fand dann häufig in der "Datsche" statt – wie man sich das vorzustellen hat, zeigt eine Urlaubsszene mit viel Liebe zum Detail.
Der Rundgang B endet in der Gegenwart. Gezeigt wird der heutige Automobilbau in Zwickau. Dazu passt thematisch die schon eingangs erwähnte Sonderausstellung mit Marken des VW-Konzerns.
Ein Besuch des August Horch Museums ist nach seiner Erweiterung noch lohnenswerter, nicht zuletzt auch deshalb, weil die (automobil-) historischen Bezüge vorbildlich herausgearbeitet werden.
Weitere Informationen über das August Horch Museum in Zwickau sind der Museums-Website zu entnehmen.