Winterzeit ist auch Museums-Zeit, entsprechend sollte auf die verschiedenen Oldtimer-Museen in unseren Breitengraden wieder eine fruchtbare Zeit zukommen. Entsprechend rüsten sich diese Stätten der Automobilhistorik auch mit Sonderausstellungen und Attraktionen aus.
In Zwickau steht in den ehemaligen Produktionshallen der Firma Audi das August Horch Museum. Über die nächsten Monate zeigt es neben den permanenten Ausstellungsobjekten (noch bis zum 1. April 2013) eine Röhr-Sonderschau. Alleine deswegen, aber nicht nur deshalb, lohnt sich eine Reise nach Zwickau.
Röhr - Die Sicherheit selbst!
Rund 4’000 Fahrzeuge baute Röhr bis 1935, heute sollen gerade noch rund 30 davon existieren, die meisten in erbärmlichem Zustand. Dabei galten die Wagen in den Dreissigerjahren als überaus fortschrittlich, unter anderem bauten zwei der bekanntesten deutschen Automobil-Ingenieure, Ferdinant Porsche und Hans Ledwinka, daran mit. Immerhin sechs der überlebenden Fahrzeuge, also 20 % des verbliebenen Bestands, können in der Sonderausstellung, die in Zusammenarbeit mit Werner Schollenberg zusammengestellt wurde, besichtigt werden.
Die Autos und die informativen Texte geben einen spannenden Einblick in die Geschichte dieses pionierhaften Automobilwerks, das in Ober-Ramstadt angesiedelt war.
Auf den Spuren des deutschen Tüftlers August Horch
August Horch gab dem Museum in Zwickau nicht nur seinen Namen, er beeinflusste die deutsche Automobilindustrie stark und gründete zwei Marken, Horch und Audi, die bis heute Bedeutung haben. Geboren im Jahr 1868 gründete der ausgebildete Maschinenbauingenieur 1899 die Marke Horch und stellte 1903 das erste deutsche Auto mit Vierzylindermotor vor. Von Anfang an war er überzeugt, dass seine Wagen sich im Motorsport beweisen mussten und er konnte auch grosse Erfolge feiern.
1909 verliess August Horch nach Disputen die von ihm gegründete Firma und stellte alsbald eine zweite auf die Beine, die er wiederum Horch (August Horch Automoiblwerke GmbH) nannte, nach einem Rechtsstreit mit der anderen “Horch” aber umbenennen musste und dabei auf das lateinische “Audi” kam, was übersetzt wieder “höre” oder eben “horch” bedeute.
Bereits 1910 wurde der erste Audi ausgeliefert und auch diese Fahrzeuge zeichneten sich durch fortschrittlichste Technologie aus.
Horch und Audi - geflügelte Weltkugel gegen die “Eins”
Im Museum in Zwickau ist eine Auswahl an Fahrzeugn der beiden konkurrierenden Marken Horch und Audi zu sehen, die meisten davon brillierten mit technischen Innovationen. Trotz alles Ingenieurskunst aber litten schlussendlich beide Werke unter einem misslichen Wirtschaftsumfeld und an Absatzschwierigkeiten.
Die Formierung der Auto Union
1932 wurde die “Auto Union” gegründet, unter deren Dach die vier Marken DKW, Wanderer, Horch und Audi Zuschlupf fanden und die staatlich gefördert wurde. Die ständige Ausstellung des Zwickauer Museums weist viele DKW-Dahrzeuge auf, zeigt aber auch Wanderer und natürlich Audi- und Horch-Exponate.
Der Trabi - vom Anfang bis zum Ende
Ein gewichtiger Teil der Ausstellungsräume ist den Trabant-Fahrzeugen gewidmet. Der Besucher kann nicht nur die einzelnen Entwicklungsstufen beobachten, sondern auch die Bauweise dieser der Not gehorchend mit Kunststoffteilen beplankten Autos erkunden. Zudem sind eine Reihe von Prototypen zu sehen. Wenige wissen zum Beispiel, dass für den Trabant auch Wankelmotoren entwickelt und recht erfolgreich erprobt wurden. Wegen hohem Verbrauch und nicht überzeugender Umweltfreundlichkeit wurde dieses Projekt, wie so viele andere, eingestellt.
Am meisten litten die Automacher in Zwickau aber unter den fehlenden finanziellen Mitteln, was dazu führte, dass auch gute Ideen und schöne Prototypen nicht in die Serie übergeführt werden konnten. Oder wie meinte der kundige Museumsführer in breitem Sächsisch: “Wir hatten die Rüben (damit meinte er die Köpfe), aber nicht das Geld”.
Noch bis Ende Jahr - 100 Jahre Führerschein
Eine weitere Sonderausstellung ist aktuell dem deutschen Führerschein gewidmet, der inzwischen 100 Jahre alt ist und immer wieder neue Formen annahm.
Stimmungsvoll aufgebaut
Die Einrichtung des August Horch Museums, das mit bedeutenden Fördermitteln von Audi und der Stadt Zwickau zustande kam, überzeugt durch eine vielfältige und geschmackvolle Gestaltung und durch stimmungsvolle Detail. So wurde im Erdgeschoss ein ganzer Strassenzug nachgebaut, inklusive Kopfsteinpflaster, Gehsteig, Schaufenstern und Utensilien. Es werden nicht nur perfekt restaurierte Fahrzeuge ausgestellt, sondern auch Ruinen und Fahrzeuge mit Gebrauchsspuren.
Informativ
Man kann viel erfahren in Zwickau. Die Exponate sind mit informativen Erklärungstafeln beschriftet, zudem kann man sich die Exponate akustisch erklären lassen. Noch interaktiver und unterhaltsamer ist natürlich eine Führung durch die Ausstellung, denn die Fachleute des Museums wissen noch manches, was nicht auf den Erklärungstafeln seht.
Neben den Autos sind zusätzlich auch eine Werkstatt mit funktionsfähigen Maschinen, welche mehrmals täglich in Betrieb genommen werden, besichtigt werden. Sogar ein lauffähiger Horch-Achtzylindermotor steht zum Testlauf bereit.
Und wer mehr über das damalige Leben sehen möchte, kann die Büroräume durchlaufen, in denen August Horch ein- und ausging, sogar ein alter Telefonapparat und ein “Kopiergerät” sind aufgestellt. Auf besonderen Wunsch kann auch die Fabrikanten-Villa in den Besuch eingeschlossen werden.
Unterhaltsam
Der Rundgang durch das Museum ist unterhaltsam, nicht zuletzt dank des gesammelten und ausgestellten Bildmaterials, aber auch dank dem geschickten Einbezug von Ton und Bild. Demnächst soll auch der Auto-Union-Rennsimulator in Betrieb genommen werden. Wer müde, hungrig oder durstig ist, kann sich im Museums-Kaffee verpflegen.
Nicht überladen
Das August Horch Museum, das 2004 eröffnet wurde, ist übersichtlich, die Ausstellung auf rund 3’000 Quadratmetern nicht riesig. Rund 1,5 bis 3 Stunden werden normalerweise reichen, sich einen umfassenden Eindruck zu verschaffen. Es bleibt also noch genug Zeit für einen Spaziergang durch die Innenstadt von Zwickau.
Auch finanziell artet ein Museumsbesuch nicht aus, mit Euro 5.50 - es gibt noch Gruppen-, Kinder- Studenten- und andere Ermässigungen - kann das Gebotene als günstig bezeichnet werden.
Weitere Informationen über Ausstellungen und Aktionen, aber natürlich auch über die Öffnungszeiten stellt die Museums-Website zur Verfügung.
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