Mehr Toleranz und Transparenz - Replicas, Recreations und Modernisierungen
Ein heisses Thema in der Oldtimer-Szene sind “Replicas”, “Recreations” und teilweise auch die “Specials”. Schon alleine die Begriffe sind nicht immer ganz eindeutig.
Eine Replica ist üblicherweise ein Fahrzeug, das einem Original nachempfunden worden ist und sich von diesem möglichst wenig unterscheiden sollte. Als Recreation wird die Neuentstehung eines klassischen Fahrzeugs bezeichnet, hier sollten normalerweise nur minimalste Unterschiede zum Original bestehen (die Engländer sprechen dann oft auch von “toolroom copy”). Auch sogenannte “Continuation Cars” (also die späterere Fortsetzung einer Serie) könnte man zu den Recreations zählen. Soweit so gut, versuchen wir es mal mit ein paar Beispielen:
Vom Bugatti Typ 35 gibt es faszinierend originalgetreue Kopien, unter anderem von PurSang in Argentinien. Selbst Kenner sind nicht immer in der Lage, die Unterschiede zum Original auf Anhieb zu identifizieren. Da könnte man also getrost von einer Recreation sprechen. Es gibt aber auch Bugatti 35 auf VW-Käfer-Basis. Da stimmt kaum etwas mit dem Original überein, wenn man mal von der grundsätzlichen Form und einigen Design-Details absieht. Hier wäre sogar die Begriff Replica zu gross, Nachbau wäre vielleicht eine akzeptable Bezeichnung.
Oder nehmen wir den Ford GT40. Hier gibt es unter anderem den Sbarro GT40 Replica, der auf dem Chassis des de Tomaso Pantera aufbaute. Damit waren bereits Unterschiede in der Konstruktion gegeben, weitere Abweichungen traten in den Massen, in der Motorwahl und im Interieur auf. Eine Recreation ist der Sbarro GT40 also nicht, eine Replica vielleicht schon. Es gibt aber auch GT40-Recreations, also Fahrzeuge, die eine fast identische Kopie des Originals sind. Und wozu wären die Renn-Fahrzeuge zu zählen, die Franco Sbarro zu Beginn der 80-er-Jahre aus Ersatzteilen zusammenbaute?
Ein gutes Beispiel für Recreations und Replicas sind auch die Jaguar C-Types (und D-Types). Hier gibt es eine ganze Auswahl von mehr oder weniger originalgetreuen Nachbauten, die besten sind kaum vom Ausgangsprodukt unterscheidbar. Viele dieser Kopien nehmen heute im historischen Rennsport Teil, insbesondere seit dem Zeitpunkt, als die FIA Recreations und Continuation Cars offiziell legalisierte.
Mancher mag die Nase über diese Kopien rümpfen, tatsächlich aber sind sie oftmals ein Segen für die Fans und Zuschauer bei Oldtimer-Anlässen. Denn, wenn die Preise für originale Bugatti und Jaguar C-Typen fast ins unermessliche steigen, die Fahrzeuge sicher in Museen und Tiefgaragen ruhen, geben die Nachbauten doch wenigstens einen Eindruck davon, wie diese Autos früher aussahen und tönten. Und nicht zuletzt geben Replicas und Recreations auch dem Fan, der nicht über das Portemonnaie eines Multimillionärs verfügt, die Möglichkeit, einen Ford GT40, C-Type oder vielleicht Bugatti 35 zu besitzen und zu fahren.
Und, sind diese (gut gemachten) Recreations nicht mindestens so nahe am Geist der alten Zeit, wie modernisierte Jaguar XK, Mercedes SL R113 oder Ford Mustang, die mit verbessertem Getriebe, optimierten Bremsanlagen, nachgerüsteten Servo-Lenkungen und Klimaanlagen als Oldtimer freudig willkommen geheissen werden bei historischen Anlässen?
Aus unserer Sicht ist das Thema hier “Toleranz” und “Transparenz”. Nachgebaute Fahrzeuge sollten auch als solche deklariert werden und als solche toleriert und geschätzt werden.
Ein Spezialthema in diesem Zusammenhang ist natürlich das H-Kennzeichen, respektive die Veteranen-Zulassung in der Schweiz, aber das soll nicht hier erörtert werden. Auch über “Specials” soll ein anderes Mal gesprochen werden.
Uns würde aber vor allem auch die Meinung unserer Leser zu Replicas und Recreations interessieren ...






















