Der Maserati Tipo V4 stellt einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens dar. Dies unter anderem wegen mehrerer Geschwindigkeitsrekorde, welche zusammen mit Mario Umberto Borzacchini aufgestellt wurden. Ausserdem ist die verbaute Technik äusserst innovativ. Doch trotz all dieser Vorteile und Erfolge hat der Maserati Tipo 4 auch viele Schattenseiten. Manche davon sind für den Fahrer alles andere als ungefährlich…
Mario Umberto "Baconìn" Borzacchini stellt Geschwindigkeitsweltrekord auf
Modena, 1. Oktober 2019 – Es war am 28. September 1929, als Mario Umberto "Baconìn" Borzacchini am Steuer seines Maserati Tipo V4 den Geschwindigkeitsweltrekord für die 10-Kilometerstrecke mit fliegendem Start holte. Bereits am 15. September feierte der Rennwagen seine Premiere, als Alfieri Maserati ihn beim Grand Prix von Monza auf den sechsten Platz steuerte. Zwei Wochen später und vor dem Rennen Circuito di Cremona wurde die "Giornata dei Record", ein Zeitrennen über eine Strecke von 10 Kilometern, organisiert.
Austragungsort war die Landstrasse Nr. 10 von Padania nach Inferiore, die zu jener Zeit noch zu den staatlichen Schnellstrassen gehörte, heute jedoch von der Provinz verwaltet wird. Von Cremona kommend führt sie nordöstlich über eine schnurgerade Strecke von 17 Kilometern Länge. Startpunkt war das Rathaus von Gadesco Pieve Delmona. Das Ziel lag in 10 Kilometern Entfernung, in Sant'Antoni d'Anniata, einem kleinen Dorf in der Nähe von Pessina Cremonese. Für den fliegenden Start und den Haltebereich standen zusätzlich jeweils 3 Kilometer zur Verfügung.
Mit 247,933 km/h Weltrekord in der C-Klasse
Gemäss den internationalen Regeln musste die Strecke zweimal befahren werden, einmal in jede Richtung. Für den Rekordversuch wurde der Durchschnitt aus beiden Zeiten berechnet. Borzacchini absolvierte die Bergaufstrecke in 2:25:20/100, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 247,933 km/h entspricht. Für die Bergabstrecke benötigte er mit 2:27:40/100 zwei Sekunden länger und erreichte somit im Durchschnitt 244,233 km/h. Die Gesamtzeit betrug somit 2:26:30/100. Das war eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 246,069 km/h und der Weltrekord in der Klasse C (3.000 - 5.000 ccm). Eine herausragende Leistung von Mario "Baconìn" Borzacchini. Unterbot er damit doch den vorherigen Weltrekord von Ernest Eldridge, den dieser 1927 in Montlhéry mit einer Zeit von 2:29:45/100 und einer Geschwindigkeit von 225,776 km/h aufgestellt hatte.
Exlusives Galadinner mit nicht minder exklusiver Gesellschaft
Um den aussergewöhnlichen Erfolg gebührend zu feiern, organisierte der Automobil-Club von Bologna ein Galadinner, zu dem die obersten Würdenträger der Stadt, die Fahrer und auch Enzo Ferrari geladen waren. Letzterer nutzte die Gelegenheit, um Alfredo Caniato und Mario Tadini, zwei wohlhabende Geschäftsleute aus der Emilia-Region, von der Schaffung eines Rennteams zu überzeugen, das fortan seinen Namen tragen sollte.
Ein bedeutender Meilenstein
Mit seinen überragenden Innovationen war der Maserati Tipo V4 ein bedeutender Meilenstein für Maserati. So hatte man sich zum Ziel gesetzt, mit zwei identischen Reihen-Achtzylindermotoren ein gewaltiges Kraftpaket zu erschaffen. Dafür wurden zwei Motoren des Tipo 26B nebeneinander montiert und über zwei Kurbelwellen in einem gemeinsamen Kurbelwellengehäuse verbunden.
Der Ursprung der Typenbezeichnung "Tipo V4"
Der Name Maserati Tipo V4 bezeichnet die Anordnung der Zylinderreihen, die um 25° geneigt waren sowie den Hubraum von 4 Litern. Jede der zwei Zylinderreihen verfügte über eine eigene Magnetzündung, einen eigenen Vergaser mit Kompressor sowie eine eigene Kurbelwelle, so dass die Gesamtleistung mehr als 280 PS betrug.
Trotz Extraklassendasein einige gewichtige Fehler
Um der massiven Kraft des Antriebs standhalten zu können, musste die Karosserie speziell verstärkt werden. Diese bestand aus C-Profil-Holmen aus der Serienproduktion. Das Vierganggetriebe war mit einer einzigen Kardanwelle ausgestattet, die zur starren Hinterachse mit einer Aufhängung aus semi-elliptischen Federn führte. Nicht zu beheben bei diesem Boliden der Extraklasse waren jedoch der extrem schnelle Reifenverschleiss sowie die nicht ausreichende Bremsanlage, die der immensen Kraft und dem nicht unerheblichen Gewicht des Wagens geschuldet waren.
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