Kein Concours wünscht sich Regen und alle bisherigen Austragungen auf dem Bürkli-Platz in Zürich der letzten 15 Jahre waren trocken geblieben. Doch irgendwann muss auch die längste Glücksserie ein Ende haben, am 19. August 2015 jedenfalls regnete es.
0,2 bis 2 mm Regen pro Stunde
Allerdings hielt sich die Regenmenge in Grenzen. Einen Schirm benötigte man zwar schon, aber es gab weder Platzregen noch monsunartige Niederschläge. Den Witterungsumständen geschuldet war allerdings das Fernbleiben einiger Concours-Teilnehmer, die ihren Klassiker wohl lieber im Trockenen liessen.
Dabei schätzten die alten Motoren die vergleichsweise kühle Witterung durchaus. Denn die Anreise ins Herzen von Zürich brachte für viele Teilnehmer bedeutende “Stop-and-Go”-Phasen, die sicherlich beim einen oder alten Veteranen-Motor zu Überhitzungen geführt hätten.
Besonderes Ambiente
Es gibt kaum einen anderen Concours mit einer derart privilegierten Lage. Im Hintergrund grüsst das grosse Geld in Form des majestätischen Nationalbank-Gebäudes, auf der anderen Seite der Blick auf den Zürichsee und die Alpen, links und rechts begrenzen die Limmat und das Bahnhofstrasse das kleine Pärklein im Herzen von Zürich.
Allerdings trübten bei der Austragung 2015 die vielen Baustellen rund um das Gebiet ein wenig die Stimmung auf den tausendfach mit Telefonen, Kleinst- und Profikameras geschossenen Fotos.
Eine alljährliche Besonderheit ist es auch, dass immer am Mittwoch die Plätze für den Samstags-Flohmarkt auf dem Bürkliplatz verlost werden. Das Interesse ist gross, die Plätze sind immer rund dreifach nachgefragt, die Flohmarkt-Aussteller sind aber natürlich nicht die üblichen Oldtimer-Enthusiasten.
“Ich bin froh, dass hier vor der Nationalbank, wo das Geld zuhause ist, alle einen Parkplatz gefunden haben”, meinte Stadtrat Filippo Leutenegger in seiner Eröffnungsrede, schliesslich sei das in der Stadt Zürich ja nicht so einfach, womit er sicher Recht hatte.
Breites Fahrzeugangebot
Rund 70 Autos hatten sich zum ZCCA, wie der Zurich Classic Car Award in Kurzform heisst, für das Jahr 2015 angemeldet. Gewertet wurde in sieben Kategorien, zusätzlich gab es einen Publikumspreis, einen “Best of Show” und einen “Best unrestored” Preis für das schönste nicht restaurierte Autos. Neben den üblichen Kategorien, die nach Bauart und Epochen ausgerichtet war, konnte der ZCCA einmal mehr mit Formel-Fahrzeugen mit freistehenden Rädern und einer Designer-/Karosseriebauer-Klasse aufwarten, die 2015 Zagato gewidmet war.
Unter den rund 60 anwesenden Concours-Teilnehmerfahrzeugen fanden sich Einzelstücke (z.B. Palliser Formel 5000)), Kleinstserienprodukte (z.B. der Morett 850 Sportiva SS), aber auch Fahrzeuge, die in grösseren Mengen hergestellt worden waren. Natürlich waren die Sportwagen in der Überzahl, doch es mischten sich auch einige Limousinen (z.B. Fiat 1500 6C, Alvis 4.3 Litre Saloon und sogar ein Stationswagen (Pontiac Grand Safari) unter die Concours-Fahrzeuge.
Die besonderen Geschichten
Die Autos sind das eine, die Geschichten dahinter das andere. Fast jeder Besitzer wusste Interessantes über sein Auto zu erzählen. So etwa der Besitzer des Lancia Lambda der siebten Serie von 1926, der seinen Wagen vor über 50 Jahren in jungen Jahren als Gebrauchtwagen kaufte, damit unter anderem an die Côte d’Azur reiste und ihm bis heute die Treue hielt. Der Wagen werde ihn sicherlich überleben, meinte der sich nun im fortgeschrittenen Alter befindliche stolze Besitzer, der den Wagen nie komplett restaurieren musste und ihm nur die nötige Pflege angedeihen liess, was die Jury so überzeugte, dass ihm der Preis “Best unrestored” verliehen wurde.
Fast noch eindrücklicher war die Geschichte, die der Besitzer des vom Publikum gekürten schönsten Wagens auf dem Bürkliplatz zu erzählen wusste. Er hatte nämlich den Delahaye 135 M mit Saoutchik-Karosserie aus dem Jahr 1949 einst als noch nicht einmal Achtzehnjähriger in einer Garage entdeckt. Wenig später kam der offensichtlich ungeliebte Wagen an eine Gant (Vesteigerung), wo das Höchstgebot auf CHF 250 lautete. Dem damalige Besitzer war dies zu wenig und er nahm den Wagen wieder mit. Ein wenig später kontaktierte ihn der bereits erwähnte Jungspund erneut und frage nach dem Wagen. “Jetzt hat mich die Kiste schon wieder 20 Franken Monats-Garagenmiete gekostet, für 270 Franken können Sie ihn haben”, liess sich der damalige Besitzer vernehmen. Und dank finanzieller Unterstützung seines Vaters konnte sich ein Jüngling damals dann einen Wagen kaufen, für den ihn seine Kollegen nur auslachten und der dann Jahrzehnte auf seine Restaurierung warten musste. Heute ist der Delahaye ein gesuchtes Sammlerfahrzeug und wurde sogar schon in Pebble Beach gezeigt. Die 270 Franken haben sich mehrfach verzinst ...
Zagatos Vielfalt
Eigentlich stand Zagato vor allem in den Fünfziger- und Sechzigerjahre für besonders leichtgewichtige und schnelle Sportfahrzeuge, doch in der langen Geschichte des Karosseriebauers gab es auch manch anderes, so etwa die Sechszylinder-Alfa Romeos der Dreissigerjahre oder die Lancia Flaminia Super Sport Coupés der Sechzigerjahre, von denen gleich zwei Exemplare zu sehen waren. Sie bildeten zusammen mit den kleinmotorigen Fiat-Abarth-Derivaten und dem Monster ES30 SZ der frühen Neunzigerjahre eine kontrastreiche Ansammlung rarer Sportwagen, die mit der Zagato-Fulvia und der wunderschöner Alfa Romeo Giulietta Sprint Zagato von Rennfahrerlegende Karl Foitek noch eindrücklich ergänzt wurde.
Den Kategoriensieg holte das niedliche Cabriolet Fiat-Abarth 750 Spider aus dem Jahr 1957.
Gefeierte Sieger
Die Arbeit der vorwiegend aus Auto-Journalisten zusammengesetzten und von Beat Walti geleiteten Jury war nicht einfach, hatten doch fast alle Fahrzeuge ihre Vorzüge zu bieten. Und wann sieht man schon einen OSI-Ford 20M TS oder einen Buick Riviera oder gar einen Pontiac Grand Safari?
Schliesslich aber machten der Rolls-Royce Phantom II von 1929, der Alvis TA 14 mit Worblaufenkarosserie von 1946, der Aston Martin DB 2 Vantage von 1953, der Chevrolet Corvette Sting Ray von 1966, der Genfer-Salonprototyp Jaguar E-Type von 1961, der Lotus 24 von 1963, den einst Jo Siffert gefahren hatte und der bereits erwähnte Fiat-Abarth 750 Zagato Spider von 1957 das Rennen um den Kategoriensieger (die weiteren Platzierungen sind am Ende des Artikel erwähnt).
Japanischer Best of Show
Nur ein Auto aus Japan fand sich im Eleganz-Teilnehmerfeld und der Toyota 2000 GT von 1969 gewann auch prompt den Hauptpreis “Best of Show”. Das sich in der Sammlung von Emil Frey Classics befindliche Fahrzeuge hat denn auch tatsächlich einige Besonderheiten auszuweisen. Er handelt sich dabei um eine (seltene) Schweizer Erstauslieferung und der Wagen wurde zudem noch nie komplett restauriert, selbst der Motor ist noch im Urzustand und die Laufleistung gering.
Zwar musste der Wagen einmal nachlackiert werden, ansonsten aber zeigt er sich so, wie er die Fabrik vor bald 50 Jahren verlassen hat.
Kameradschaft und Benzingespräche
Für viele Teilnehmer und Besucher des ZCCA waren aber nicht die Preise am wichtigsten, sondern das Zusammentreffen mit alten Freunden, die Pflege der Kameradschaft und natürlich die Benzingespräche rund um die ausgestellten Klassiker. Und dafür eigneten sich die angenehmen Temperaturen und die lockere Stimmung ganz besonders gut.
Dies soll auch in einem Jahr wieder so sein, wenn am 17. August 2016, natürlich wiederum an einem Mittwoch, der nächste Zurich Classic Car Award stattfinden wird.
Liste der gemeldeten Fahrzeuge und Preisträger
Die folgende Liste zeigt die angemeldeten Wagen, soweit bekannt. Preisgewinner sind vermerkt mit den jeweiligen Auszeichnungen. Alle Angaben ohne Gewähr.
Die Tabelle kann nach Belieben durch Klicken auf die Spaltenüberschriften sortiert werden.
Nr | Marke | Typ | Jahr | Kommentar/Auszeichnung |
---|---|---|---|---|
1 | Rolls-Royce | Phantom II | 1929 | Platz 1 Kat A |
2 | Lancia | Lambda 7. Serie | 1926 | Best unrestored car |
3 | Bentley | 4 1/4 Litre Mulliner | 1938 | |
4 | Alvis | 4.3 Litre Saloon | 1937 | |
5 | Mercedes-Benz | 320 Cabriolet B Mannheim | 1937 | Platz 3 Kat A |
6 | Cadillac | 314 | 1926 | nicht auf dem Platz |
7 | Fiat | 1500 C 6C | 1936 | Platz 2 Kat A |
8 | Bentley | 3 1/2 Litre Sport Tourer | 1935 | nicht auf dem Platz |
9 | Buick | Roadmaster | 1939 | nicht auf dem Platz |
40 | Jaguar | XK 140 DHC | 1955 | Platz 2 Kat B |
41 | Jaguar | Mk V | 1950 | |
42 | Alvis | TA 14 Worblaufen | 1946 | Platz 1 Kat B |
43 | Mercedes-Benz | W143 (220) | 1936 | nicht auf dem Platz |
44 | Austin-Healey | 100 BN2 | 1955 | |
45 | Triumph | TR 3 A | 1958 | Platz 3 Kat B |
46 | Delahaye | 135 M Saoutchik | 1949 | Publikumspreis |
47 | Lancia | Aurelia B24 Convertible | 1956 | nicht auf dem Platz |
60 | Lancia | Aurelia B20 GT 6. Serie | 1958 | Platz 2 Kat C |
61 | Alfa Romeo | 6C 2500 GT | 1953 | Platz 3 Kat C |
62 | Aston Martin | DB 2 Vantage | 1953 | Platz 1 Kat C |
63 | Mercedes-Benz | 180 | 1955 | nicht auf dem Platz |
80 | Fiat | 850 Sport Spider | 1973 | |
81 | Porsche | 356 T6 Roadster | 1962 | Platz 3 Kat D |
82 | Mercedes-Benz | 230 SL | 1965 | |
83 | Chevrolet | Corvette Sting Ray | 1966 | Platz 1 Kat D |
84 | Chevrolet | Corvette Sting Ray | 1966 | Platz 2 Kat D |
85 | Ford | Thunderbird | 1964 | |
86 | Ford | Thunderbird | 1960 | |
89 | Chevrolet | Corvette Sting Ray | 1965 | nachgemeldet |
99 | Ferrari | 330 GTC | 1967 | Platz 3 Kat E |
100 | Moretti | 850 Sportiva SS | 1968 | |
101 | Fiat-Abarth | 2300S Coupé | 1962 | nicht auf dem Platz |
102 | Lamborghini | Countach LP 400S | 1979 | |
103 | Lamborghini | Miura P400 | 1968 | Platz 2 Kat E |
104 | Lamborghini | 400 GT | 1968 | |
106 | Maserati | Ghibli 4900 SS | 1971 | |
107 | Dino | 246 GT | 1972 | |
108 | Ferrar | 365 GT 2+2 | 1969 | |
109 | Ferrari | 512 BBi | 1984 | |
110 | Lancia | 3C 2.8 Flaminia | 1962 | nicht auf dem Platz |
110 | Maserati | 3500 GT | 1963 | |
111 | Alfa Romeo | Giulia Sprint GTA 1300 Stradale | 1968 | |
112 | OSI Ford | 20M TS | 1973 | |
113 | Toyota | 2000 GT | 1969 | Best of Show |
114 | Jaguar | E-Type | 1961 | Platz 1 Kat E |
115 | Jaguar | Mk X | 1963 | |
116 | Porsche | 356 SC 1600 | 1964 | |
117 | Porsche | 911 T | 1969 | |
118 | Buick | Riiviera | 1965 | |
119 | Lincoln | Continental Mk III | 1971 | |
120 | Dodge | Coronet 440 R/T | 1968 | |
120 | MG | TA Special | 1936 | |
121 | Pontiac | Grand Safari | 1971 | |
122 | Lotus | 20 | 1961 | Platz 2 Kat F |
123 | Lotus | 24 | 1962 | Platz 1 Kat F |
124 | Palliser | F5000 | 1970 | Platz 3 Kat F |
125 | March | 703 Formel 3/2 | 1970 | |
140 | Alfa Romeo | Giulietta Sprint Zagato | 1960 | Platz 2 Kat G |
141 | Fiat-Abarth | Zagato 750 | 1957 | |
142 | Lancia | 3C 2.8 Flaminia Super Sport Zagato | 1966 | |
143 | Fiat-Abarth | Zagato 500 Coupé | 1958 | |
144 | Fiat-Abarth | Zagato 750 Spider | 1957 | Platz 1 Kat G |
145 | Alfa Romeo | ES30 SZ Sprint Zagato | 1991 | |
146 | Lancia | Fulvia Sport 1600 Zagato | 1972 | |
147 | Alfa Romeo | Junior Zagato 1600 | 1973 | |
149 | Lancia | 3C 2.8 Flaminia Super Sport Zagato | 1965 | Platz 3 Kat G |
150 | Lamborghini | Espada | 1970 | nachgemeldet |