Erstmals oblag die Organisation des ZCCA der Unternehmung der beide umtriebigen Klassik-Unternehmer Bruno Crameri und Remo Brunschweiler von der Schwungrad AG. Als Jurypräsident amtierte Ulli Safferling, der bereits unter Christof Lehmann eine Weile lang diese Funktion eingenommen hatte.
Der erste Eindruck morgens früh bei der Einfahrt der rund 70 Teilnehmerfahrzeuge war hervorragend. Der durchgängig gepflästerte Platz am See, die Infrastruktur mit Restaurants, Sanitäranlagen und gar der Möglichkeit für eine kurze Abkühlung im See sind mit dem Bürkliplatz kaum zu vergleichen. Der Nachteil in Zug ist hingegen die geringe Frequenz von Passanten und Nichteingeweihten. Wir vermuten allerdings, dass sowohl die relative Ferne vom eigentlichen Büroquartier als auch die Ferienzeit mit dazu beigetragen haben, dass man am 13. August in Zug zunächst unter sich geblieben ist.
Spannende Location
Mit verschiedenen Podesten und kleinen Absätzen wirkt die von der Seepromenade gegen die Altstadt leicht ansteigende Örtlichkeit wie für einen Verwendungszweck wie diesen geschaffen. Mit dem ehemaligen Swissair-Doppeldecker-Zubringerbus – damals aus Mangel einer Bahnlinie vom Hauptbahnhof nach Kloten eingesetzt – nun im Besitz der Motorworld AG, hatte das ganze nicht nur organisatorisch, sondern auch optisch ein eindeutig erkennbares Zentrum. Weniger verwinkelt, aber auch weniger beschattet als der Bürkliplatz, durften die zahlreichen Fotografen ihre wahre Freude gehabt haben.
Denn an Hochwertigem herrschte kein Mangel. Wie es Jurypräsident Safferling gleich beim morgendlichen Briefing erwähnt hatte, war heuer eine deutliche Bewegung in den Teilnehmerfeldern in Richtung hochpreisiger Autos nicht nur festzustellen, sondern auch so gewollt worden. Und wie man später feststellen würde, konnte auch das Hosting mit dem Anspruch bestens Schritt halten. Statt einer Warteschlage vor dem Wurststand in Zürich und einer nicht mehr so ganz taufrischen Pissoir-Anlage gab es in der direkt an den Platz angrenzenden Pizzeria eine reservierte Terrasse mit drei Menus zur Wahl, begleitet von reichlich Salat und ganz generell einem Flair, wie man es sich für einen gewiss nicht am oberen Ende der Skala, doch gepflegten Anlass dieser Art wünscht.
Warum wir dies hier erwähnen, wo man doch so gespannt auf die Resultate der Schönheitskonkurrenz wartet, liegt daran, dass Zug sich – trotz dem Prädikat «Ausweichdestination» – dermassen positiv präsentiert hat, dass man sich bei den Organisatoren wohl ernsthafte Gedanken darüber machen sollte, ob diese besondere Ausgabe des ZCCA nicht Lust auf mehr Aktivitäten im kleinen Zentralschweizer Städtchen mit den grossen internationalen Konzernen und der grössten Dichte an hochwertigen Autos (und Millionären) geweckt hat?
Sichere Werte bei den Vorkriegswagen
André Wallimann erinnert sich mit einem Schmunzeln daran, dass er damals die Ernsthaftigkeit der Ausfahrt im Rahmen des Concours von Pebble Beach nicht ganz erkannt habe. Er liess den Drive einfach aus. Das Resultat war, dass ihm die Fahrt über die Rampe in Kalifornien mit seinem hervorragend restaurierten 1935er S.S. One - Four Light Saloon damals verweigert wurde.
Ganz anders in Zug: Hier konnte sich Wallimann nicht nur den Klassensieg bei den Vorkriegswagen sichern, sondern auch das Prädikat «Best Documented Car» des Spezialisten The Motorchain.
Letzterer wurde dem S.S. und seinem Besitzer – der den Wagen eigenhändig restauriert hat – übrigens zugesprochen, obwohl Wallimann erklärte, dass die mitgebrachten Unterlagen nur ein Bruchteil dessen seien, was zu dem Auto vorhanden sei.
Der zweite Rang ging an den Mercedes 290 Cabriolet A, gebaut 1935 in Mannheim und in langjährigem Besitz. Hervorragend sowohl im Zustand wie auch dokumentiert war dieses Fahrzeug auch ein heisser Anwärter auf den Preis des «Best documented Car» und wurde nur um Haaresbereite vom S.S. One geschlagen.
Einen tollen Einstand gab der frisch gekürte neue Kurator Strassenverkehr des Verkehrshauses der Schweiz, Guido Voigt. Der dritte Rang bei den Vorkriegswagen für das Museum am Vierwaldstättersee ist ein Beweis dafür, dass die Szene es schätzt, wenn der grösste institutionelle Autosammler der Schweiz seinen Fundus nicht nur hütet, sondern auch artgerecht einsetzt. Stolz mit dem hauseigenen Nummernschild «LU 1» versehen – übrigens epochengerecht ein grosses Kuchenblech wie es ab 1932 abgegeben wurde und extra auf den Originalwerkzeugen 2005 neu angefertigt – präsentierte sich der Cadillac Series 314 Golfer Coupé alles andere als museal sondern quicklebendig.
Zwei Amerikaner und ein Europäer mit amerikanischem Einfluss
Gewiss mag die Medienpräsenz des Hansgen Special in den vergangenen Monaten dafür gesorgt haben, dass den Juroren das Auto aus der Sammlung von Christian Jenny wohlbekannt erschienen ist. Doch nicht nur die Geschichte des 1952 von Walt Hansgen gebauten Spezial-Jaguar XK 120, sondern auch dessen heutiger Zustand hat die Jury davon überzeugt, Jenny und seinem Auto den Klassensieg bei den Autos der 1950er-Jahre zu gönnen. Dazu lässt sich allerdings anmerken, dass es genausogut den Aston Martin DB3, der Wagen Nummer 5 hätte sein können, der 1952 beispielsweise das 9-Stunden-Rennen von Goodwood hat gewinnen können. Leider war das historisch genauso bedeutungsvolle Auto an diesem Mittwoch etwas vom Pech verfolgt, die «Kampfspuren» an Kühleröffnung und Grill rührten von einer unverschuldeten Feindberührung her. Auf jeden Fall waren es Autos wie diese, die dem Anspruch nach hochwertigen Teilnehmern absolut gerecht gerecht wurden.
Auf dem zweiten Rang landete ein Auto, das zumindest amerikanisch inspiriert und angeregt wurde, ein Mercedes 300 SL. Er fusst ja bekanntlich auf der Idee des Austro-Amerikaners und Importeurs an der amerikanischen Ostküste, Maxie Hoffman, den Mercedes-Rennwagen für den amerikanischen Markt zu zivilisieren.
Auf Platz drei setzte sich der 1953er Buick Roadmaster Skylark Convertible, ein Auto, das zu den amerikanischen Stilikonen aus der ersten Hälfte der 1950er-Jahre zählt.
Pflicht bei den 1960er-Jahren?
Ob es denn immer der Ferrari sein muss, lässt sich hinterfragen. An der Qualität des Ferrari 365 GTC von 1969 bestanden aber keine Zweifel und der Wagen aus Maranello holte sich zunächst mal den Klassensieg, später gereichte es ihm auch zum Gesamtsieg, womit sich die bunt gemischte Jury aus Medienleuten und Branchenkennern nicht auf irgendwelche Äste hinaus gewagt hat und auf sichere Werte gesetzt.
Immerhin, die Corvette Mako Shark II folgte auf Rang zwei, auf Rang drei landete der Best of Show bei Wald Rollt 2025, der allererste gebaute De Tomaso Vallelunga. Vielleicht liess sich die Jury nicht nur von der historischen Bedeutung leiten, sondern hat auch durch technische Aspekte und – wer will es ihr vergönnen – hat wohl auch die Publikumswirkung mit in ihre doch wenig überraschenden Wahl eingerechnet.
Ausdruck der Freude
Kaum deutlicher hätte Ralph Weibel seiner Freude Ausdruck geben können, als man ihm auf dem roten Teppich die hübsche Trophäe für den Klassensieg der Wagen zwischen 1970 und 1979 in die Hände drückte. Mit seinem ausserordentlich hochwertig präsentierten Maserati Ghibli SS hatte der Sammler – im vergangenen Jahr war der Basler gemeinsam mit seinem Vater in einem Bugatti T50 nach Zürich gefahren – offenbar auch heuer die richtige Wahl getroffen.
Der Morris Spiaggetta, das Strandauto, welches bereits vor zwei Jahren in Coppet für Aufsehen gesorgt hatte, holte sich Platz Zwei. Leider blieb es bei diesem Entwurf von Giovanni Michelotti für British Leyland bei einem Einzelstück.
Der Hintergrund liegt im Wunsch der australischen Distribution nach einem Auto solcher Art, woraus aber weiter nichts wurde. Ein heisser BMW 2002 landete auf dem dritten Podestplatz.
Ein guter Bekannter
Tintenfischgrau wie das Auto präsentierte sich der Tag in Zug für das Team von Mad Motors mit Martin Rudolf und Jonas Stahel ganz bestimmt nicht, ganz im Gegenteil. Der Citroën CX 2400 GTI von 1981, dem wir einen ausführlichen Fahrbericht gewidmet haben, sicherte sich absolut zu Recht die Klasse der Autos der 1980er-Jahre.
Dieser CX ist nicht nur ein epochemachendes Fahrzeug, Stahls CX präsentiert sich auch in einem nahezu makellosen Originalzustand inklusive noch immer vorhandener Schutzfolie auf den Türeinstiegsleisten.
Einer der letzten Geniestreiche Peter Monteverdis war der Monteverdi Tiara. Vielleicht war es auch ein hirnrissiges Unterfangen, die Mercedes W126 S-Klasse mit eigenem Heck und eigener Front zu modifizieren und das Ganze als Monteverdi auf den Markt zu bringen.
Solchen Fragen ist die Jury zum Glück nicht nachgegangen, als sie den Tiara zum Zweitplatzierten der Klasse kürte. Der drittplatzierte schliesslich ist ein heissgemachter Alfa Sud Sprint, als Veloce Trofeo trägt das Auto damit seinen Namen zu Recht: Er ist schnell und ganz sicher von Zug mit einer Trophäe nach Hause gefahren.
Verpasste Chance
Ob es Sinn macht, unter Modern Classics nur die immer zu verdächtigenden Ferrari, Porsche und Co einzuladen lassen wir hier offen. Ein besonderes Highlight war in dieser Klasse bestimmt der Porsche 964 Speedster, ein Auto, das nur rund 930-Mal gebaut wurde – statt wie von Porsche erhofft in einer Auflage von 3000 Stück.
Er landete auf Rang Drei. Sieger wurde ein Ferrari 512 TR vor einem Mercedes-Benz 300 SL R107. Hier wurde definitiv die Chance verpasst, einen Blick in die Zukunft zu wagen und die kommenden Trends wenn nicht vorweg zu nehmen, dann doch immerhin gewisse Anregungen dazu zu geben, was spannend werden könnte. Auch der Aspekt der Nachwuchsförderung wurde damit völlig ausgelassen, schade.
Auch einer besonderen Erwähnung wert
Als Publikumsliebling wurde der Ferrari 275 GTB II «Long Nose» gewählt, was für den Geschmack der Anwesenden spricht. Als Special Guest ehrte der ZCCA 2025 einen Ford F-100 Pick-Up. Das «Schweizer Auto» am Concours wurde der Monteverdi Tiara. Und der spektakuläre, rote Mazda Cosmo Sport, das erste Serienauto mit einem Zweischeiben-Wankelmotor, kann sich künftig mit dem Prädikat: «Best Preserved ZCCA 2025» schmücken.
Zug war ein voller Erfolg, da sind sich alle Beteiligten einig. Dennoch wäre es ein Fehler, künftig den ZCCA hierhin zu verlegen. Denn auch an der Limmat sollte es auch künftig möglich sein, einen Anlass wie diesen abhalten zu können. Mit dem OSMT gibt es in Zug bereits eine höchst beliebte Veranstaltung für klassische Fahrzeuge in regelmässigem Tournus.
Dem Reiz der Seepromenade aber kann man kaum widerstehen. Die Frage wäre einzig, ob es denn im reich gefüllten Kalender überhaupt noch einen freien Tag gibt, den man mit einem weiteren Concours d'Elegance belegen könnte.
Die Resultate:
Vorkrieg
1. SS Jaguar Fourlight Saloon
2. Mercedes-Benz 290 Cabrio
3. Cadillac Series 314 Golfer Coupé mit Fisher Body
1950er
1. Jaguar Hansgen Special
2. Mercedes-Benz 300 SL
3. Buick Roadmaster Skylark
1960er
1. Ferrari 365 GTC
2. Corvette Mako Shark II
3. De Tomaso Vallelunga
1970er
1. Maserati Ghibli SS
2. Morris Spiaggetta
3. BMW 2002
1980er
1. Citroen CX 2400 GTi
2. Monteverdi Tiara
3. Alfa Romeo Alfasud Sprint Veloce Trofeo
Modern Classics
1. Ferrari 512 TR
2. Mercedes-Benz 300 SL
3. Porsche 911 (964) Speedster
Special Guest
Ford F-100 Pickup
Schweizer Auto
Monteverdi Tiara
Audience Award
Ferrari 275 GTB II 'long nose'
Best documented Car
SS Jaguar Fourlight Saloon
Best Preserved
Mazda Cosmo Sport
Best of Show
Ferrari 365 GTC






















































































































































































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