Die Swiss RetroMecanika in Fribourg hat bekanntlich eine noch relativ junge Geschichte. Erst letztes Jahr wurde sie aus der Taufe gehoben – als Nachfolgeveranstaltung des traditionellen Oldtimer- und Teilemarktes OTM. Das "Dakota Events"-Team rund um Dominique Durussel hatte dem Markt damals nach der Covid-Pause und dem Konkurs des vorherigen Veranstalters zur Renaissance verholfen.
Natürlich war nicht mehr alles gleich wie früher – die 2022er Ausgabe war gegenüber dem letzten OTM 2019 gehörig redimensioniert worden. Aber die meisten Besucherinnen und Besucher waren froh, dass wieder mal "etwas lief". Die Besucherzahlen liessen sich jedenfalls sehen und man durfte gespannt sein, wie die zweite Ausgabe am 25. und 26. März 2023 von statten gehen würde.
Allwettertaugliche Autos
Nun: Petrus machte schon mal nicht mit. Regenschauer wechselten sich ab mit zwar trockenen, aber dafür kühlen und windigen Abschnitten. Glücklicherweise liessen sich viele Leute davon nicht abhalten und pilgerten trotzdem nach Fribourg. Wer mit dem Oldtimer anreiste, durfte diesen wiederum kostenlos direkt vis-à-vis des Messegeländes parkieren.
Der Besucher-Oldtimer-Parkplatz war dann auch schon der erste kleine Lichtblick an diesem trüben Tag. Er bot ein äusserst vielfältiges Sammelsurium quer durch die Automobilgeschichte. Auffallend war die starke Präsenz von Brot-und-Butter-Autos. Vermutlich hatten viele das schicke Cabrio in der Garage gelassen und reisten stattdessen mit dem allwettertauglichen Alternativoldtimer an.
Es waren dann oft gerade diese Autos, die bei den Parkplatz-Besuchern die Mundwinkel nach oben bewegten. Volvo 245, Citroën GS, Opel Rekord oder Datsun Bluebird prägten eben früher das Strassenbild und liessen manche in Erinnerungen schwelgen. "Schau mal, wann hast Du zuletzt so einen gesehen?" oder "Cool, so einen hatte ich auch mal!" war immer wieder zu vernehmen.
Aussen leer, innen angenehm
Nach dem Betreten des Geländes sagte dagegen manch einer erstmal "Hoppla". Bis auf die Verpflegungsstände und zwei, drei besonders wetterresistente Händler war das Aussengelände praktisch leer. Diverse Klebebandmarkierungen zeigten, dass dies wohl nicht von Anfang an so geplant war. Organisator Dominque Durussel löste das Rätsel auf: "2022 war Top-Wetter und auf dem Aussengelände herrschte reger Betrieb. Jetzt aber war es draussen ziemlich unangenehm und diverse Händler zügelten nach drinnen."
Da war es schön warm und trocken, die Atmosphäre entspannt. Der Markt war gegenüber 2022 wieder etwas grösser geworden. Neben der unteren Halle 1 und dem Foyer war nun auch der obere Stock (Halle 6) wieder mit Fahrzeugen und Ausstellern belegt. Nur die Halle 3, wo bis 2019 jeweils die Club-Show war, blieb weiterhin geschlossen.
Es hatte also wieder mehr Messefläche und auch zusätzliche Stände. Im Vergleich zu OTM-Zeiten blieb aber nach wie vor relativ viel "Luft" in den Gängen. Dennoch herrschte emsiges Treiben. Jedenfalls fiel es uns schwer, die verschiedenen ausgestellten Autos zu fotografieren, denn es standen immer wieder Leute im Weg, die sie interessiert begutachteten.
Es war ihnen nicht zu verübeln, denn auch bei den Verkaufsfahrzeugen wieder liess sich prima in Erinnerungen schwelgen. Unter den Angeboten fanden sich viele frühere Alltagsautos wie etwa Fiat 1100, Hillman Minx oder Ford Anglia. Auch hier hatte die Brot-und-Butter-Klasse also wieder die klare Oberhand. Der Einstieg ins Oldtimerhobby war in Fribourg problemlos schon für einen vierstelligen Betrag möglich.
"Automobilia" im Trend
Es gab aber natürlich nicht nur ganze Autos (und Motorräder), sondern auch Teile dazu. Und wie bereits 2022 ausserordentlich viel Automobilia. Zu haben waren Modellautos aller Grössen, dazu kamen Literatur, Dekorationsobjekte, Blechschilder, alte Benzinkanister und allerlei andere Dinge, die einen mehr oder weniger starken Bezug zum Thema Oldtimer haben. Auch wer passende Kleidung oder einen alten Koffer für den Dachträger suchte, konnte fündig werden.
Die "Automobilia" hatte gegenüber den herkömmlichen Autoteilen wiederum eher das Übergewicht. Typische Teilehändler waren zwar auch noch in Fribourg anzutreffen, aber ihre Anzahl war gegenüber früheren Zeiten relativ bescheiden. Dafür hatte man etwas mehr Zeit und Platz, ihre Ware zu durchforsten und fand so vielleicht das eine oder andere, das man früher übersehen hätte.
Für Abwechslung (und eine Möglichkeit für einen Schwatz) sorgten wiederum verschiedene Clubstände. Und im Obergeschoss widmete sich eine kleine, aber feine Ausstellung der Geschichte der PTT. Zu sehen waren unter anderem ein altes Saurer-Postauto, ein VW "Fridolin", ein Käfer im PTT-Trimm und diverse weitere Exponate aus der Postgeschichte.
Fazit
Die meisten von uns befragten Standbetreiber zeigten sich zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung. Es sei "immer etwas gelaufen", lautete der Tenor. Bei den Besuchern war die Stimmung unterschiedlich: Einige erinnerten sich wehmütig an die früheren OTM-Zeiten, als durchaus noch etwas mehr Betrieb und ein grösseres Angebot herrschte, andere dagegen freuten sich über die "luftigere" Atmosphäre und die Benzingespräche über den Röstigraben hinweg.
Auch die Veranstalter ziehen ein positives Fazit. Sie zählten insgesamt 11'000 Besucher, trotz des bedeutend miserableren Wetters etwas mehr als letztes Jahr. Es sei eine "jolie dernière" gewesen, bilanziert Dominique Durussel zufrieden.
Ja: "Dernière". Die Veranstaltung zieht nämlich von Fribourg weg. Nicht etwa weil es den Organisatoren nicht mehr gefallen hätte: "Wir wären gerne geblieben", bestätigt auch der Presseverantwortliche Jean-Marc Kohler. Aber das Forum Fribourg wird baulich umgestaltet. Messen im bisherigen Stil sind dort ab 2024 nicht mehr möglich.
Künftig in Genf
Die Veranstaltung hat aber schon einen Alternativstandort gefunden: Nächstes Jahr wird die Swiss RetroMecanika – wenn alles klappt – in Genf stattfinden. "Mit der Palexpo-Infrastruktur haben wir dort beste Voraussetzungen. Auch das grosse, internationale Einzugsgebiet mit über einer Millionen Einwohnern stimmt uns zuversichtlich", erklärt Veranstalter Dominique Durussel. Für die Deutschschweizer Aussteller und Besucher wird die Anreise dadurch bedeutend länger. Aber der Presseverantwortliche Jean-Marc Kohler hofft, dass trotzdem einige den Weg an die RetroMecanika finden: "Wir werden sicher noch Überzeugungsarbeit leisten müssen. Aber es haben jedenfalls bereits einige Deutschschweizer Aussteller zugesagt."
Eine Oldtimerbörse dort, wo (früher) der Autosalon war? Jedenfalls per se keine schlechte Vorstellung. Das Datum steht noch nicht fest und soll schnellstmöglich kommuniziert werden.
























































































































































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