Einfach war es nicht, eine neue Messe in der Schweiz aus dem Boden zu stampfen. Die bisherigen Platzhirschen waren nicht begeistert, die Händler und Anbieter skeptisch, das Publikum wollte erst überzeugt werden. Beharrlich aber gingen Bernd Link und Roland Hatebur ihren Weg und das Ergebnis darf sich sehen lassen.
5800 Besucher zählte die Swiss Classic World Luzern am 24. und 25. Mai 2014, so teilte Link auf Anfrage mit. Dies ist mehr als ein Achtungserfolg. Das Interesse zeigt auch, dass Platz für eine derartige Veranstaltung ist, die in einem schönen Rahmen Klassikern viel Platz gibt und Händlern und anderen Betrieben rund um den Oldtimer die Plattform bereitstellt, Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren.
Zufriedene Händler
Nein, verkauft habe er nichts, meinte einer der befragten Händler, aber zufrieden sei er trotzdem. Tatsächlich sahen die ausstellenden Betriebe die Swiss Classic World weniger als eine Verkaufsveranstaltung, sondern vor allem als Marketing-Investition. Ob sich Kosten und Nutzen da sauber austarieren, dies musste natürlich jeder Händler selber entscheiden, aber der Ton war positiv.
Und sie hatten sich nicht lumpen lassen, die Anbieter hochkarätiger Automobilklassiker. Lutziger etwa zündete ein wahres Feuerwert mit Raritäten wie dem Lamborghini-Trio 350 GT, Miura und Countach, einem Abarth 1600 OT und einem fast unberührten BMW M1.
Emil Frey Classics zeigten, dass sie nicht nur mit Engländern liiert sind und demonstrierten dies mit einer Pagode, einem frühen Lancia Flaminia Zagato und einem roten Triumph Italia. Frank’s Originale stellte gar einen historischen Wohnwagen auf seinen Stand.
Ein Auktions-Highlight zeigte die Oldtimer Galerie Toffen. Der am 7. Juni 2014 unter den Hammer kommende Flügeltürer Mercedes Benz 300 SL konnte in bestem Licht gezeigt werden.
Schneller Engländer
Ein ganz besonderes Auto hatte die Oldtimer Garage Pitt Jung nach Luzern gebracht.
Dabei handelte es sich um einen Sunbeam Twincam 3 Litre von 1926/1927, ein wahrlich beeindruckendes Rennfahrzeug, das bereits vor dem zweiten Weltkrieg mit über 192 km/h über die Rennbahn von Monthléry gebrettert war. Jung liess den Wagen einmal kurz laufen und was da aus den Auspuffrohren erklang, war den Besuch der Luzerner Messe bereits wert.
Dass nicht nur die Engländer schnell sein konnten, es gab ja auch noch einen entsprechenden Austin-Healey zu sehen, zeigte Kestenholz Classics mit dem aus dem Mercedes-Benz-Museum ausgeliehenen Mercedes Grand Prix von 1914, einem der Fahrzeuge, die vor genau 100 Jahre am Französischen GP für einen Mehrfachsieg sorgten.
Quattro-Leistungsschau
Dem Publikum, das vor allem am Sonntag Vormittag in grossen Zahlen durch die Hallen strömte, wurde einiges geboten. Einmal zum Beispiel dürfte die Quattro-Zusammenstellung gewesen sein, die der Ur-Quattro-Club organisiert hatte.
Unter den Rallye- und Strassenfahrzeugen fand sich zum Beispiel der 82. von 214 Audi Sport Quattro, der einst Herbert von Karajan gehört hatte. Dieser Wagen war vor rund 30 Jahren mit 203’850 Mark das teuerste Auto aus deutscher Produktion. Den ersten Kundenwagen kaufte damals Prinz Aga Khan. Auch König Juan Carlos von Spanien und Franz Beckenbauer kauften sich einen Sport Quattro. Interessant zu erwähnen ist, dass beim OTM in Fribourg vor wenigen Monaten Herbert von Karajans letztes Auto, ein Porsche 959, gezeigt wurde und dass von Karajan seinen Porsche 959 an Prinz Aga Khan verkaufte. So schliesst sich der Kreis nicht nur um seltene Autos, sondern auch um Schweizer Messen wieder.
Mehr Lärm und Action?
Mancher Zuschauer, aber auch einige Brancheninsider wünschten sich für die Zukunft, die die Swiss Classic World in Luzern sicher hat, etwas mehr Action und Publikumsattraktionen. Von “kilomètre Lancé” wurde da gesprochen, Motorendemonstrationen oder auch einer Sportwagenschau der Superlative. Ideen gibt es also noch viele und natürlich wurde auch darüber diskutiert, ob man nicht doch noch mehr in Richtung Teilemarkt gehen müsste. Eine Ausdehnung des Privat-Fahrzeugverkaufs wären wohl ebenfalls wünschbar. Und schön wäre sicher auch eine Erweiterung der Club-Präsenzen, da zwar einige Clubs vor Ort waren, aber die Schweizer Clubszene wesentlich mehr zu bieten hat. Hier müsste vielleicht auch der Organisator den Auto-Vereinigungen noch mehr entgegenkommen.
In die Bresche sprangen diesmal vor allem Veranstalter wie Lignières Historique, das Verkehrshaus oder der RAID Suisse-Paris.
Wenig auszusetzen gab es an der Organisation, fast alles klappte wie am Schnürchen, wenn man einmal von ein paar fehlenden Teppichquadratmetern in der Vorbereitungsphase absieht. Auch der Messekatalog machte einen sehr professionellen Eindruck.
Ob man mit 18 Franken Eintritt zu hoch oder richtig lag, ist wohl Ansichtssache. Am Ende des Tages kostet ein Kinoeintritt ähnlich viel und zwei Stunden Unterhaltung erhielt man auch an der Messe in Luzern. Die Händler und Fachbetriebe bewerteten die Höhe des Eintritts jedenfalls durchaus positiv, denn damit war auch das wirkliche Interesse des Publikums abgesichert.
Auf ein Neues!
Man darf guter Hoffnung sein, dass auch 2015 wieder eine Klassiker-Messe in Luzern stattfinden wird. Die Händler jedenfalls befürworten eine derartige Ausstellung und wollen sie auch in Zukunft unterstützen. Und vielleicht findet man dann ja im nächsten Jahr ein Datum, das nicht direkt mit Friedrichshafen überlappt.




































































































































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