Bereits zum achten Mal fand die Schloss Bensberg Classics vom 1. bis 3. Juli 2016 statt. Gastgeber war erneut das Grand Hotel Schloss Bensberg, dessen majestätischer Auftritt sicherlich für einen feierlichen Rahmen sorgte.
Gefeierte Jubilare
Wie jedes Jahr standen einige Jubiläen an, die in Form von Sonderausstellungen oder Klassen im Concours gefeiert wurde.
So stellte man den Lamborghini Miura, der bekanntlich 2016 seinen 50. Geburtstag feiert, ins Zentrum des Eröffnungsabends, während dem Porsche 911 R mit einer Sonderausstellung, die einige seiner Nachkommen zeigte, gehuldigt wurde.
BMW feiert 2016 seinen hundertsten Geburtstag und erhielt genauso eine eigene Klasse in der Schönheitskonkurrenz wie die Carrozzeria Touring, die 2016 90 Jahre alt geworden wäre.
Mit der Rallye durchs Bergische Land
Am Samstag vor dem Concours fand auch 2016 eine Gleichmässigkeits-Rallye durch das Bergische Land statt, rund 170 km lang, mit je einer Etappe am Vor- und Nachmittag.
Wettermässig bekamen die Teilnehmer alles geboten, vom sonnigen Sommertag bis zum gigantischen Platzregen mit erheblichen Sichtbehinderungen. Die feuchten Wetterverhältnisse der Tage vor der Veranstaltung hatten auch dazu geführt, dass einige der Sonderprüfungen fast wie Special Stages der East African Safari aussahen, mit riesigen Wasserlöchern, die vor allem die offenen Vorkriegsauto vor eine schwierige Aufgabe stellte.
Das Fahrzeugfeld war breit gefächert und enthielt volkstümliche Klassiker wie den VW Käfer, aber auch Exoten wie einen CMC Tiffany, einen ein Opel Kapitän Cabriolet von 1939 oder einen Dixi Ihle-Roadster von 1927, der auch beim Concours antrat.
Gefahren wurde in vier Klassen, eingeteilt nach Epoche (Vor-/Nachkrieg) und Uhrentechnologie (mechanische Stoppuhren oder Elektronik).
Als Sieger in der Sanduhr-Vorkriegskategorie gingen Klaus und Christel Hebmüller im Opel Kapitän Cabriolet von 1939 hervor, die Nachkriegskategorie gewannen Jörg und Marion Viebahn auf einem Porsche 356 B Roadster S von 1960.
In den Elektronik-Kategorien siegten Klaus Picard/Thomas Michael in einem BMW 327 Cabriolet von 1941 und Patrick Weber mit Carolin Steinhausen auf einem BMW 3.0 SI von 1973.
Die Navigation durch die kleinen Strassen war nicht immer einfach, es gab Situatioen, wo sich an Kreuzungen Teilnehmer aus drei Richtungen trafen, die eigentlich alle auf demselben Weg daherkommen sollten.
Die Schönheitskonkurrenz am Sonntag
Höhepunkt der Schloss Bensberg Classics war natürlich auch 2016 der Concours d’Elégance mit rund 40 Fahrzeugen, zusammengetragen durch das “Selecting Committee”, geleitet von Jürgen Lewandowski.
Der international aufgestellte Jury stellte sich keine leichte Aufgabe, galt es doch eigentlich kaum vergleichbare Autos einander gegenüberzustellen und so die Klassensieger und die Sonderpreise zu vergeben.
Durchaus anspruchsvoll war auch das Aufstellen der Klassiker am Sonntagmorgen, denn der vorangegangene Regen hatte den Schlosspark weich und glitschig hinterlassen. Die Teilnehmer wendeten verschiedene Taktiken an, um ohne durchdrehende Räder auf den Standplatz zu gelangen, manche mit mehr, andere mit weniger Erfolg.
Der Bentley S2 Continental von 1962 jedenfalls grub sich so tief ein, dass er mit fremder Hilfe wieder herausgezogen werden musste. Die Reinigung der Weisswandreifen nahm dann auch noch einiges an Fleiss und Zeit in Anspruch.
Anders die Taktik der Truppe rund um den Opel GT Conrero. Jener wurde zum Schloss-Innenhof geschoben, was angesichts der Höhendifferenz eine beachtliche Leistung war.
Acht Klassen
Die Fahrzeuge waren vorgängig in acht Klassen eingeteilt worden:
- It’s a big world – Great luxury cars (pre-war)
- The beauty of power – Sports cars era (pre-war)
- Best of both worlds – European sports cars with American power (post-war)
- The art of lightness – 90 years of Carrozzeria Touring (post-war)
- The Riviera feeling – Rare European sports cars (post-war)
- When dreams come true – Coupés from the 1960ies
- Under the white and blue sky – 100 years of BMW: the cabriolets
- The spirit of the seventies – Motor sports cars of the 1970s
Innerhalb dieser acht Klassen wurde je einen Klassensieg vergeben, zusätzlich gab es Sonderpreise für die besten Vor- respektive Nachkriegs-Fahrzeuge mit geschlossener, respektive offener Karosserie. Ein weiterer Sonderpreis wurde dem besten unrestaurierten Wagen verliehen. Und der Teilnehmer mit der weitesten Anreise per Achse, erhielt ebenfalls einen Sonderpreis.
Am spannendsten war natürlich der Best of Show, der sowohl von der Jury als auch dem Publikum vergeben wurde.
Extreme in den Vorkriegsklassen
Das Spektrum hätte in den beiden Vorkriegsklassen kaum grösser sein können.
Auf der einen Seite der Delahaye 135M, der komplett original und unrestauriert mit deutlicher Patina und nur durch gutes Zureden startenden Motor Präsenz markierte, auf der anderen Seite der Rolls-Royce Wraith mit Erdmann & Rossi Aufbau aus dem Jahr 1939, der aufwändig restauriert nur so von Chrom und Glanz leuchtete, was die dazugehörenden Damen noch durch ihr Lächeln verstärkten.
Der Rolls wurde denn auch Klassensieger, dem Delahaye wurde der “Best Unrestored” Sonderpreis übergeben.
Den Klassensieg bei den Sportwagen der Vorkriegszeit wurde dem Bentley 8 Litre Le Mans Style Tourer von 1932 zuerkannt, einen Sonderpreis erhielt aber auch der Alfa Romeo 6C 1750 von 1933.
Leider fehlten in beiden Vorkriegskategorien jeweils einer der gemeldeten Wagen. Darüber wussten aber Farbtupfer wie der Peugeot 402 Darl’Mat DSE von 1938 hinwegzutrösten.
Das blauschwarze Coupé gefiel durch Anmut und aussergewöhnliche Formensprache und erhielt dafür den “Best Pre-War Closed” Sonderpreis.
Die leichten Italiener
Im Jahr 1926 wurde die Carozzeria Touring gegründet, die mit Felice Bianchi Anderloni einen Mann mit einem Gefühl für Form und Effizienz an der Spitze hatte. Berühmt wurden die Italiener durch ihre besondere Superleggera-Bauweise, die zu leichtgewichtigen Fahrzeugen führte.
Zu Ehren des 90. Geburtstags (seit dem Bankrott sind es 50 Jahre) wurde eine eigene Touring-Klasse zusammengestellt, die einen Einblick in das Spektrum des Schaffens Anderlonis und seiner Leute zeigte.
Neben den bekannteren Wagen wie dem Alfa Romeo 1900 CSS, dem Maserati 3500 GT, dem Lancia Flaminia GT Cabriolet und dem Alfa Romeo 2600 Spider, standen auch die beiden deutlich rareren Alfa Romeo 6C 2500 SS Aerlux von 1949 mit ausklappbarem Plexiglas-Dachfenster und der Ferrari 340 America Touring als eine von nur zwei gebauten Berlinettas aus dem Jahr 1951, der Jahrzehnte im Keller der Ecurie Francorchamps verbracht hatte, weil man den Lampredi-Motor nicht reparieren konnte.
Erst in der Neuzeit war man in der Lage, den Leichtmetallmotor zu schweissen, so dass der rare Ferrari wieder in seine Originalkonfiguration zurückgeführt werden konnte. Seither wird er kräftig gebraucht, zuletzt an der Mille Miglia.
Verdient erhielt der Zwölfzylinder den “Best of Show” Preis der Jury, den Klassensieg aber verlieh man dem Alfa Romeo 6C 2500 SS Aerlux, der mit einer bereits viele Jahre zurückliegenden Restaurierung noch immer strotzt von Gesundheit.
Eine Rarität für sich war übrigens auch der Maserati 3500 GT, denn der Wagen verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in trockenen Breitenkreisen und musste daher noch nie komplett restauriert werden.
Die wilden Siebziger
Eine ganz besondere Klasse widmete sich schnellen Rennwagen der Siebzigerjahre. Fast jeder Betrachter wurde durch die farbigen Fahrzeuge an seine Kindheit erinnert, sei es, weil er genau das ausgestellte Modell einst als Modellauto beklebt hatte (Ferrari Daytona mit Thomson-Lackierung von Solido), sei es weil er selber den Wagen am Nürburgring oder in Spa gesehen hatte. Mit ihren grellen Lackierungen und der imposanten Geräuschkulisse gehörten gerade diese Autos zu den Lieblingen des Publikums.
Als Klassensieger ging der Ferrari 365 GTB/4 Competizione aus dem Jahr 1973 hervor, doch hätte man sicherlich auch dem Ford Escort Zakspeed, dem BMW 2800 CS Schnitzer, dem Ford Capri 3100 RS (lief ausserhalb der Wertung) oder dem Opel GT Conrero diese Ehre gegönnt.
Und auch der Wagen mit der vermutlich längsten Rennkarriere, der Porsche 911 Carrera RSR von 1974, der noch acht Jahre nach seiner Entstehung einen Klassensieg bei den 12 Stunden von Sebring errang, wäre sicherlich ein verdienter Preisträger gewesen.
Die GTs mit den amerikanischen Motoren
Gross war die Konkurrenz auch bei den Wagen, die das beste aus zwei Welten verbanden, nämlich attraktives Design und zuverlässige amerikanische Motorentechnik. In dieser Klasse tummelten sich echte Exoten wie z.B. der Apollo 5000 GT von Vetta Ventura, der Iso Grifo A3/C Stradale von 1965 oder der seiner Zeit weit vorauseilende Jensen FF mit Vierradantrieb (Ferguson) und Antiblockierbremssystem.
Im Vergleich zu diesen Wagen wirkten der Bristol 411 Mk II und der De Tomaso Pantera GT/L fast schon altbekannt, was man natürlich vom Facel Vega, dem letzten mondänen GT der Franzosen, nicht behaupten konnte.
Der Klassensieg erhielt der Iso Grifo zuerkannt.
Cabriolets für die Fahrt ans Meer
Besondere Autos tummelten sich auch in der Klasse “The Riviera Feeling”.
Als Klassensieger ging der einmalige Siata 1400 GS Spyder SL von 1951, einem überaus hübschen Cabriolet mit Aluminium-Karosserie, hervor.
Eine Besonderheit ist auch das Gläser Porsche 356 Cabriolet. Karosseriebauer Gläser fertigte im grossen Stil Aufbauten für die frühen 356, musste dann aber die Waffen strecken, weil er wegen hohen Aufwands bei jedem Wagen draufzahlte.
Offene BMW zum Hundersten
BMW-Cabriolets der unterschiedlichsten Ausrichtungen und Epochen stellten sich in der Klasse “Under the White and Blue Sky” der Bewertung der Jury.
Ein winzigkleiner Ihle-Roadster auf BMW 3/15 respektive Dixi-Basis konkurrierte mit dem BMW 507, das kleine BMW 700 Cabriolet mit dem richtig grossen BMW 502 V8 Baur Cabriolet.
Als Klassensieger ging der frisch restaurierte BMW 507 aus dem Jahr 1957 hervor, die interessanteste Geschichte zu erzählen aber hatte vielleicht das BMW 327 Cabriolet, gehörte es doch über Jahrzehnte dem dänischen Motorsportjournalisten Bjarne Kornbech, der damit über 500’000 km zurücklegte, nachdem er den Wagen bereits mit einem km-Stand von 123’000 km gekauft hatte.
Coupé-Eleganz der Sechzigerjahre aus verschiedenen Perspektiven
Fünf Coupés, die alle in den Sechzigerjahren entstanden, stritten um den Klassensieg in der Kategorie “When Dreams come True”. Der schwergewichtige Bentley S2 Continental MP Coupé von 1962 trat gegen das Fiat 2300 S Coupé von 1967 an, der Ferrari 365 GTC von 1969 konkurrierte mit dem (Bertone) BMW 3200 CS von 1964 und dem Opel Diplomat Coupé von 1967.
Heimsieger wurde der Opel, einem von 347 gebauten Coupés, das vor allem im Dachbereich eindeutige amerikanische Designwurzeln nicht haben könnte.
Die Siegerehrung, bei der jeweils die drei Klassenbesten vorfuhren, fand wie der ganze Concours bei weitgehend trockener Witterung statt, rund 90 Minuten dauerte das Defilée, dann waren die Sieger gekührt und die beiden Best of Shows bekanntgegeben. Das Publikum hatte sich übrigens für den BMW 507 entschieden, der an Eleganz und punkte Zustand sicherlich nichts zu wünschen übrig liess.
Die Teilnehmer des Concours d’Elégance und die Preisträger
Klasse | Marke | Typ | Jahr | Preise/Kommentar |
---|---|---|---|---|
It's a big World | Bentley | 4 1/4 Litre Gurney Nutting Coupé | 1937 | nicht anwesend |
It's a big World | Bugatti | Typ 57 Ventoux Serie 3 | 1938 | |
It's a big World | Bentley | 4 1/4 Litre Park Ward Saloon | 1938 | |
It's a big World | Delahaye | 135M | 1938/1939 | Best unrestored condition |
It's a big World | Rolls-Royce | Wraith Erdmann & Rossi | 1939 | Klassensieger, Best restored condition |
The Beauty of Power | Bentley | 8 Litre Le Mans Style Sports Tourer | 1932 | Klassensieger |
The Beauty of Power | Alfa Romeo | 6C 1750 Touring | 1933 | Best Pre-War Open |
The Beauty of Power | Aston Martin | Ulster Mk. II | 1935 | nicht anwesend |
The Beauty of Power | Audi | Front 225 Roadster | 1935 | ausserhalb der Wertung |
The Beauty of Power | Peugeot | 402 Darl'Mat DSE | 1938 | Best Pre-War Closed |
Best of both Worlds | Facel Vega | FV2B | 1956 | |
Best of both Worlds | Iso | Grifo A3/C Stradale | 1965 | Klassensieger |
Best of both Worlds | Vetta Ventura | Apollo 5000 GT | 1965 | |
Best of both Worlds | Jensen | FF | 1969 | |
Best of both Worlds | Bristol | 411 MK. II | 1971 | |
Best of both Worlds | De Tomaso | Pantera GT/L | 1974 | |
The Art of Lightness (Touring) | Alfa Romeo | 6C 2500 SS Aerlux | 1949 | Klassensieger |
The Art of Lightness (Touring) | Ferrari | 340 America Touring Berlinetta | 1951 | Best Post-War Closed, Best of show (jury) |
The Art of Lightness (Touring) | Alfa Romeo | 1900 CSS Touring Serie 1 | 1954 | |
The Art of Lightness (Touring) | Maserati | 3500 GT Touring | 1960 | |
The Art of Lightness (Touring) | Lancia | Flaminia GT Convertible Touring | 1961 | |
The Art of Lightness (Touring) | Alfa Romeo | 2600 Spider | 1963 | |
The Art of Lightness (Touring) | Lamborghini | 350 GT | 1964 | nicht anwesend |
The Riviera Feeling | Siata | 1400 GS Spyder SL | 1951 | Klassensieger |
The Riviera Feeling | Porsche | 356 Cabriolet Gläser | 1952 | |
The Riviera Feeling | Lagonda | Drophead Coupé | 1953 | nicht anwesend |
The Riviera Feeling | Aston Martin | DB 2/4 Mk II DHC | 1955 | |
The Riviera Feeling | Mercedes-Benz | 190 SL | 1956 | |
When Dreams come True | Bentley | S2 Continental MP Coupé | 1962 | |
When Dreams come True | BMW | 3200 CS | 1964 | |
When Dreams come True | Opel | Diplomat Coupé | 1967 | Klassensieger |
When Dreams come True | Fiat | 2300 S Coupé | 1967 | |
When Dreams come True | Ferrari | 365 GTC | 1969 | |
Under the White and Blue Sky (100 Jahre BMW) | Dixi | DA 1 Ihle-Roadster | 1927 | |
Under the White and Blue Sky (100 Jahre BMW) | BMW | 327 Cabriolet | 1939 | |
Under the White and Blue Sky (100 Jahre BMW) | BMW | 502 V8 Baur Cabriolet | 1955 | |
Under the White and Blue Sky (100 Jahre BMW) | BMW | 503 Cabriolet | 1958 | |
Under the White and Blue Sky (100 Jahre BMW) | BMW | 507 | 1957 | Klassensieger, Best Post-War Open, Best of show (public) |
Under the White and Blue Sky (100 Jahre BMW) | BMW | 700 Cabriolet | 1961 | |
The Spirit of the Seventies | Opel | GT Conrero | 1969 | |
The Spirit of the Seventies | BMW | 2800 CS Schnitzer | 1970 | |
The Spirit of the Seventies | Ferrari | 365 GTB/4 Competizione | 1973 | Klassensieger |
The Spirit of the Seventies | Ford | Capri 3100 RS | 1974 | |
The Spirit of the Seventies | Porsche | Carrera RSR Cafe Mexicano | 1974 | |
The Spirit of the Seventies | Ford | Escort Zakspeed | 1975/1976 |
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