Das Bergrennen auf dem ehemaligen Flugplatz in Pferdsfeld erlebte am letzten Samstag im April seine dritte Auflage. Im Gegensatz zu dem Pista & Piloti-Pendant (Ende August) auf der Rundstrecke, wo nur noch historische Autos bis 2003 laufen, sind beim “Hillclimb” alle Baujahre zugelassen und zudem 2024 erstmals auch Motorräder und Seitenwagen. Die im letzten Jahr erfolgreich initiierte Klasse für Junioren bis 20 Jahre wurde ebenfalls fortgesetzt.
Alt oder neu?
Der absolute Star der Veranstaltung war ein brandneuer Alfa Romeo Tipo 33 Stradale aus dem aktuellen Jahr. Nicht etwa eines der im letzten Jahr vorgestellten und auf lediglich 33 Fahrzeuge limitierten Neuauflage, sondern ein erst im März fertiggestellter Nachbau des Urmodells von 1967. Über die Frage, ob es nun zwölf oder sogar nur elf Exemplar des Originals gab, streiten sich die Experten. Das ist letztlich aber nebensächlich, denn die von Franco Scaglione designte Sportwagen-Ikone war und ist – als Original oder perfekter Nachbau - ein optischer und akustischer Hochgenuss.
Kurz vor Corona hatte der Initiator und Besitzer der spektakulären Replika Michael Stoschek gehört, dass in Italien ein angefangenes Stradale-Chassis existiert, dass quasi auf seine Vollendung wartet. Danach war der Coburger Unternehmer aus der Automobilzulieferer-Branche nicht mehr zu halten. Er nutze seine zahlreichen Kontakte um alle benötigten Teile zu bekommen. Es flossen noch existierende Altteile ein, doch die meisten Komponenten entstand in aufwendiger Handarbeit ganz neu.
Beim Motor dagegen diente ein zeitgenössischer Achtzylinder aus einem Alfa Romeo Montreal (Vorstellung ebenfalls 1967 auf der Weltausstellung in Montreal – daher der doch eher ungewöhnliche Name für einen Alfa) als Basis, der zum Rennmotor umgebaut wurde.
Gerade mal 917 kg Leergewicht bringt der 260 PS starke Alu-Bolide auf die Waage, trotz Klimaanlage und moderner Feuerlöschanlage. Ohne die Streitfrage der (Nicht-)Sinnhaftigkeit von perfekten Replikas und deren Einsatz auf Rennstrecken beantworten zu müssen, hinterließ die Stradale-Replika bei ihrem Wettbewerbsdebüt auf der Piste jedenfalls einen glänzenden Eindruck.
Echte 99 Jahre mehr auf der Uhr hatte das älteste Fahrzeug der Veranstaltung, eine 1925er Indian Daytona Racer 750 aus dem Jahr 1925. Das älteste Auto war ein Wolseley Hornet Special aus dem Jahr 1934.
Nix Puderzucker!
Der Veranstalter Marco Wimmer und damit alle Startenden hatten riesiges Glück mit dem Wetter. Noch anfangs der Woche waren die Höhen des Hunsrücks und damit auch das Triwo Testgelände in Pferdsfeld mit Schnee bedeckt gewesen, doch der schmolz auch ohne Zugabe von Salz rechtzeitig bis zum 27. April 2024 weg. Am Veranstaltungstag bewegten sich die Temperaturen dann immerhin um die 10 Grad und es blieb sogar durchgängig trocken, die Sonne zeigte sich allerdings nur sporadisch.
Leider waren einige der fast 120 genannten Starter trotzdem nicht erschienen und das Feld auf etwas über 100 Fahrzeuge geschrumpft. Wie bei klassischen Gleichmässigkeitsprüfungen üblich gab es zunächst eine Streckenbesichtigung, danach eine Setzlauf zum Fahren der gewünschten Referenzzeit. Diese galt es in den beiden Wertungsläufen dann möglichst zu wiederholen. Das gelang Bernd Meyer im Alfasud TI (1977) perfekt.
Den ersten Lauf fuhr er ohne Differenz! Im zweiten gab es lediglich eine Abweichung von 0,05 Sekunden. Platz 2 (0,13 Sek.) holte sich Christian van Kirk mit einer 2000er Toyota Yaris Cup. Dritter und damit zusätzlich Sieger bei den „Junior Piloti“ wurde Luk Sunder mit einem Mercedes 230 CE (1983). Die Top 5 vervollständigten die Juniorin Finja Fischer sowie der mehrfache Deutsche Amateur Bergmeister und Lokalmatador Daniel Daut mit seinem 1983er VW Polo.
Extraevent mit historischen Motorrädern?
Die gesonderte Motorradwertung sicherte sich Arno Laber auf einer Indian Scout 741 aus 1943.
Während es seit der Eröffnung des Triwo Testcenters 2020 schon mindestens zehn Motorsport-Events mit zumeist historischen Automobilen gab, war es das erste Mal überhaupt, dass historische Motorräder sportliche Wettbewerbe auf der Berg-und-Talbahn im Hunsrück austrugen.
Sämtliche Beteiligten waren angetan von der vier Kilometer langen Strecke, die für die Rückführung ja komplett gefahren wurde. Entsprechend kam denn auch der Wunsch nach einer richtigen Motorrad Histo auf dem äußerst abwechslungsreichen Rundkurs auf. Was nicht ist, kann ja noch werden. Stichwort „Pista & Piloti Motocicletta“.
























































































































































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