Wichtrach ist noch heute mit 4300 Einwohnern eine kleine Gemeinde zwischen Thun und Bern auf rund 600m über Meer. Dass hier Meisterwerke des Automobilbaus entstanden, ist kaum zu glauben. Ein gewisser Hermann Graber sorgte für grosses Aufsehen im Automobilbau. Er war ein Louis Vuitton des Blechkleides, und er bekam auch viel Lob aus Italien von keinem Geringeren als dem Hause Pininfarina.
Vom Wagner zum Carrossier
Hermann Graber wurde 1904 als einziger Sohn des ortsansässigen Wagnermeisters in Wichtrach geboren. Nach seiner obligaten Schulzeit erlernte er das Handwerk seines Vaters und zog damit bis nach Paris. 1926 konnte er in Wichtrach einen Neubau beziehen und stellte unter eigenem Namen im jugendlichem Alter von 22 Jahren die ersten Aufbauten auf angelieferte Chassis her. Dass die Zukunft jedoch nicht mehr dem Pferd gehört, sondern viel mehr dem Automobil, das hatte er im Ausland schnell erkannt. So entwickelte sich der Wagner allmählich zum Karosseriebauer und wurde als solcher nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika bekannt.
Früher Erfolg
Bereits 1927 setzte er seine erste Creation auf das Chassis eines Fiat 509, später dann vorwiegend auf französische und amerikanische Fahrgestelle. 1929 gewann ein von ihm karossierter Panhard & Levassor 20 CV den Concours d`Elegance in St Moritz, was ihn sofort europaweit bekannt machte. Doch der zweite Weltkrieg zog ihm einen Strich durch die Rechnung. Die Automobilmanufakturen mussten auf Kriegsgeräte umstellen und in der Schweiz wurden nicht nur die Lebensmittel, sondern auch die Treibstoffe rationiert. Da gab es keinen Platz mehr für Grabers Luxuskarossen.
Hermann selbst leistete als gefreiter Aktivdienst, stand bald einer Reparaturwerkstätte vor und bewies sich auch als Lastwagenmechaniker. Nach dem Krieg normalisierte sich die Lage und die ersten Nachkriegsautomobile wurden importiert. Jetzt begann er vor allem Engländer einzukleiden. Marken wie Bentley, Rover, Aston Martin und vor allem Alvis standen ab sofort in seiner Werkstätte.
Der Anfang einer langen Partnerschaft
Anfangs der Fünfzigerjahre übernahm er die Schweizer Generalvertretung von Alvis und damit entstanden diverse Einzelanfertigungen auf Alvis-Basis. Graber importierte auch Alvis Automobile, die bei Parkward im Graber Style in Lizenz carrossiert wurden.
Technologiewechsel nicht mehr erlebt
Am 24. August 1970 verstarb Hermann Graber früh im 66. Altersjahr. Bereits hatte die Automobilindustrie den Wechsel von der Chassisbauweise zur selbsttragenden Karosserie vollzogen, für unabhängige Karosseriebauer gab es kaum mehr eine Überlebenschance.
Insgesamt kleidete Hermann Graber rund 800 Automobile, mit seinem persönlichen Label, einer extrem dünnen C-Säule, ein.
Selten umfangreiche Ausstellung im Pantheon
Diesem Hermann Graber aus Wichtrach ist die Sonderausstellung im Pantheon gewidmet. Rund 24 Autos im eleganten Smoking des Hermann Graber sind in Muttenz ausgestellt. Dazu gibt es das neu erstellte Holzmodell vom TF 21, aus den Händen von Werner Haas zu bestaunen. Auch das rund 5 Meter lange Zeichenbrett von Graber wurde ins Pantheon gebracht.
Nicht nur Fahrzeuge
Aus der Sammlung des Swiss Car Registers gibt es in diversen Vitrinen originale Fotos und Dokumente zu bewundern. Und nicht zu vergessen das schmiedeiserne Tor, das so viele Werksfotos der Autos im Hintergrund ziert hat ebenfalls den Weg nach Muttenz gefunden.
Auch diese Ausstellung ist wieder sehr sehenswert und wie sagte Steffi Musfeld so schön: "Man hat eine Idee, glaubt aber irgendwie nicht daran genügend Fahrzeuge zu finden und am Ende kommen sie dann doch." Ja, wo ein Wille, da ist auch ein Weg!
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