Nach den großen Oldtimer-Veranstaltungen Classic Days Berlin auf dem Kurfürstendamm und Oldtimer-Show auf dem ADAC-Gelände in Linthe erwartete uns am 25. und 26. Mai 2024 eine Veranstaltung der etwas anderen Art.
Sicher der augenfälligste Unterschied war der Austragungsort. In schönem Kontrast zum Prachtboulevard und dem ADAC-Fahrsicherheitszentrum wählten die Veranstalter einen wahrhaft historischen Ort aus: Die Zitadelle Spandau gilt nicht nur als Europas besterhaltene Renaissancefestung und wurde im 16. Jahrhundert rund um den Juliusturm, das älteste Gebäude Berlins, errichtet. Sie ist zudem eine weit über die Grenzen der Hauptstadt bekannte Veranstaltungskulisse. Der Autor genoss hier schon Konzerte von ZZ Top, Santana und Massive Attack. Historischer Boden also und damit eine fantastische Kulisse für historische Fahrzeuge.
"Rebornclassics" in der Renaissancefestung
Diese treffsichere Wahl des Ortes gelang Julian und Luzian Born, den Gründern von "Rebornclassics" und Veranstaltern des Oldtimer Open Air bestens. Neben der Organisation und Vermietung historischer Fahrzeuge an Film- und Fernsehproduktionen haben sie das "Open Air" in der Zitadelle und "Klassiker am Kloster Lehnin" (folgt im September, wir werden berichten) ins Leben gerufen und sich einiges einfallen lassen.
Streng genommen war das Oldtimer Open Air so etwas wie eine Premiere. 2018 bereits bespielten die Borns schon einen ähnlichen Anlass mit ihren Fahrzeugen. Der eigentlich geplante Erstling des Open Air musste dann pandemiebedingt verschoben werden. Erst in diesem Jahr ging das Vorhaben auch mit dem Terminplan der Zitadelle zusammen.
Ausgesuchter Ort – ausgesuchte Fahrzeuge
Der Raum in der Festung ist einigermaßen überschaubar. Im Gegensatz zu den eingangs erwähnten Großveranstaltungen, bei denen eben kommt, wer Lust hat, war hier eine Vorauswahl nötig, wer mit dem Klassiker anreisen darf und damit Besucher und Aussteller in Personalunion wird. Unterstützt vom Moderator und Oldtimerexperten Ulf Schulz und dem Sachverständigen einer Prüforganisation sichteten die Born-Brüder einige hundert Anmeldungen, um letztlich 300 Fahrzeuge auszuwählen (je 150 pro Veranstaltungstag).
Die – salopp gesagt – 911- und SL-Schwemme, die man sonst kennt, wurde so durch einen bunten Querschnitt aus über 100 Jahren Automobilbau ersetzt. Und nicht nur Automobile wurden ausgewählt. Auch die Zweiradfreunde kamen auf ihre Kosten, egal ob sie Motor oder Pedal bevorzugen. Auf anderen Veranstaltungen eher unterrepräsentiert, hatten die Fahrradfreunde genügend Raum, den größten Teil der Fahrradgeschichte zu präsentieren: vom Hoch- zum Bonanzarad.
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Nonstop-Programm
Mit Rädern aus verschiedenen Jahrzehnten bekamen sie auch die Gelegenheit, Geschichte und Geschichten ihrer Schätze auf der Bühne zu präsentieren. Routiniert und mit der berühmten Berliner Schnauze führte Ulf Schulz nicht nur durch diese Fahrzeugvorstellung. Er hatte auch zu allen anderen Fahrzeugen die Historie präsent und immer eine Anekdote auf Lager. Und zu kommentieren gab es reichlich. An beiden Tagen wurden im Zehn-Minuten-Takt ausgewählte Fahrzeuge vorgestellt, vom Durant Star Tourer von 1923 bis zu Modellen der Neunziger.
Aufgelockert wurde das Programm von einem wirklich begabten Nicht-nur-Elvis-Imitator, der auch Shakin' Stevens und Tom Jones drauf hatte, kurzen Vorträgen über Fahrzeugtechnik und Oldtimerforensik. Natürlich kam auch der Veranstaltungsmanager der Zitadelle, Florian Fegeler, zu Wort.
150 Fahrzeuge schön platziert – Potential für mehr
Wem das zu viel wurde, der drehte seine Runden und bewunderte die thematisch sehr schön, aber nicht zu streng gruppierten Fahrzeuge. In einem Bereich gab es im Schwerpunkt Cabrios und Roadster, in einem anderen Kleinwagen der Dreißiger- bis Sechzigerjahre, hier wieder US-Fahrzeuge der Fünfziger- bis Siebziger- und dort europäische Alltagsklassiker der Siebziger- bis Neunzigerjahre. Erfreulicherweise waren auch einige Tuningschmuckstücke zu sehen. Optisch meist dezent, hatten die Besitzer technisch oft alle Register gezogen.
Geschick und Sachverstand waren reichlich am Werk bei Auswahl und Platzierung der Fahrzeuge, egal ob original – oder originell, wie der 1966er Käfer aus unserer Bildergalerie. Meilensteine des Automobilbaus wie Ford Model A, VW Käfer, Citroën Traction Avant, BMW 02 oder Mercedes-Benz W123 waren genauso vertreten wie ausgesprochene Raritäten vom Schlage eines Daimler DS 420 Landaulet, Nissan Figaro oder Bentley Alpine Special.
Bei genauem Hinsehen wäre sogar hier und da noch etwas Luft gewesen für weitere automobile Kostbarkeiten. Die Anmeldungen hätten es hergegeben. Auch Luzian Born hat. bereits angekündigt, im kommenden Jahr je 200 Fahrzeuge pro Tag in der Zitadelle zu versammeln.
Gelungene Premiere
Alles in allem bleibt der Eindruck von einer rundum gelungenen Veranstaltung – nicht übermäßig groß, aber wirklich fein. Die Zitadelle beeindruckt auch im Oldtimer-Kontext mit ihrer Atmosphäre. Die aufmerksame Auswahl der Fahrzeuge brachte sowohl Überblick über die Automobilgeschichte als auch Übersichtlichkeit am Veranstaltungsort. Die Organisation war ausgezeichnet, die Stimmung der Besucher ebenfalls. Das Veranstaltungskonzept trifft mitten hinein zwischen die großen Oldtimer-Volksfeste und gehoben-abgehobene Concours d'Elegance, ohne diese Extrempunkte auch nur im Ansatz zu streifen. Das Alles macht Appetit auf mehr. Man darf gespannt sein auf das Oldtimer Open Air in der Zitadelle Spandau 2025.



























































































































































































































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