27 Jahre lang führte der RAID von der Schweiz nach Paris, es folgten zwei Jahre mit Zielen an der Côte d’Azur, aber 2020, anlässlich des 30. RAIDs, schwenkten die Organisatoren nach Osten. Es wurde von Klosters nach Wien gefahren.
Lange Tradition
Beim ersten RAID vor 30 Jahren stammten die Sieger aus Neuenburg und fuhren einen Renault 4 CV. Seither sind die Autos, die am RAID teilnehmen im Schnitt deutlich jünger geworden, was allerdings das Team Andrea & Claude Schwegler vom 22. bis 25. August 2020 nicht daran hinderte, im drittältesten Wagen, einem Ford A Speedster von 1930, zu siegen und damit die 1000 km lange Strecke mit der geringstem Strafpunkteanzahl (97!) aller Teilnehmer zu absolvieren.
Rund sechs Dutzend mobile Kulturgüter
Der 30. RAID konnte mit einem vergleichsweise grossen Feld von Vorkriegwagen aufwarten. Ältestes Auto war ein Cadillac Typ V-63 von 1924, gefolgt von einem Sunbeam 20/60 mit Jahrgang 1925.
Das Startfeld umfasste praktisch alle grossen Automarken, von Aston Martin über die Mercedes-Benz bis zu Ferrari und Porsche.
Am Start waren unter anderem ein spektakulärer Mercedes-Benz 300 SL von 1956, ein Ferrari 330 GTC von 1968, eine Lancia Aurelia, aber auch ein Citroën 2 CV Charleston von 1970.
Selten und damit auch besondere Attraktionen waren aber auch ein Oldsmobile Toronado, ein Ford V8 Coupé, ein Packard 120 Six oder ein DKW F12 Cabriolet, um nur einige Beispiele aus der imposanten Startliste herauszupicken.
Es gab aber auch viele jüngere Klassiker zu sehen, so etwa ein BMW Z1 mit versenkbaren Türen oder ein Mercedes-Benz 500 SL der Baureihe R129, beide erst knapp vom Youngtimer- zum Oldtimer-Lager gewechselt.
Abwechslungsreiche Streckenführung
Das Landschaftserlebnis stand im Vordergrund. Österreich hat hier viel zu bieten, das durften auch die Rallye-Teilnehmer erkennen. Sie durchfuhren wunderbare Gegenden, angefangen im Tirol, dann durch das Salzkammergut, schliesslich nach Oberösterreich und entlang der Donau in die Wachau ins Herzen Niederösterreichs, schliesslich durch den Wienerwald zum Ziel in Wien. Die Strassen waren vielfältig, abwechslungsreich und eindrücklich.
Für die vornehmlich aus der Schweiz angereisten Teilnehmer waren es vor allem die Nebenstrassen in Österreich, die Neuland waren und unvergessliche Fahrerlebnisse ermöglichten. Nicht jeden Tag kommt man auch an einer Skischanzenanlage vorbei (Innsbruck), auch wenn gerade hier das Wetter nicht ganz mitspielte.
Auf der 1000-km-Fahrt kamen auch die kulturellen und historischen Aspekte, die den RAID seit jeher kennzeichnen, nicht zu kurz.
Die Teilnehmer konnten in Innsbruck, Bad Ischl, Gmunden, Linz und im Kloster Stift Melk die reiche Historie und Architektur aus mehreren Jahrhundert Tradition bewundern. Besonders die Stiftskirche Melk hatte es einigen Teilnehmern angetan: "Soviel Gold habe ich in meinem Leben noch nie gesehen ... ."
Die Hotels am Tagesziel wurden jeweils am späteren Nachmittag erreicht. Diese Häuser waren gross genug, dass alle Teilnehmer im selben Hotel untergebracht werden konnten. In Wien wurde man mit Stil im Schlosshof empfangen, luxuriös und elegant, wie man sich das von einer königlichen und kaiserlichen Vergangenheit halt so vorstellen kann.
Und natürlich kamen auch die kulinarischen Genüsse nicht zu kurz.
Anspruchsvolle Aufgabe
Gefahren wurde nach Roadbook, als sportliche Herausforderung dienten die Schlauch- und Regelmässigkeitstests sowie einige Navigationsprüfungen. Geboten wurde ein ausgewogenes Verhältnis von freier Fahrt ohne Wettbewerb und Etappen mit Prüfungen.
Dass unter den drei Bestplatzierten auch gleich zwei Vorkriegsautos landeten, hängt sicher damit zusammen, dass diese Kategorie andere Schnittgeschwindigkeitsvorgaben erhielten.
Der Erfolg von Team Schwegler (Ford A) und Team Weber/Landolt (Rolls-Royce Phantom II von 1935) kann trotzdem nicht hoch genug gewertet werden, schliesslich sind Vorkriegsfahrzeuge gerade bei Schlauchprüfungen sonst meistens im Nachteil.
Unter den ersten zehn Platzierten fanden sich drei Vorkriegsfahrzeuge ein, bester Nachkriegswagen-Teilnehmer war ein Mercedes-Benz 220 S von 1964, gefahren von Hanspeter und Cédric Schiess (Sieger Classic Wertung). Auf Platz 8 fuhren Simon und Natalie Bundi in einem Alfa Romeo Spider von 1982 als jüngsten Wagen in den Top Ten ein.
Viel Disziplin vorhanden
„Dass wir die Veranstaltung trotz Covid-19 durchführen konnten, ist den speziellen Massnahmen, die in Absprache mit den Behörden in der Schweiz und Österreich getroffen wurden, zuzuschreiben. Und die Teilnehmer hielten sich vorbildlich an die speziellen Regelungen. So wurde der JubiläumsRAID zur eindrücklichen und rundum erfolgreichen Rallye, entsprechend der 30-jährigen Erfahrung des Veranstalters“, betonte ein RAID-Verteter.
Die Teilnehmer waren mehr als froh darüber, dass mit dem RAID wenigsten eine grössere Oldtimer-Veranstaltung stattfand, schliesslich hatten so viele Anlässe abgesagt werden müssen im Jahr 2020.