Wenn Oldtimer-Messebesucher mit einem Glas Weisswein durch die Stände strömen und es nach Fondue riecht, dann ist man gewiss am Oldtimer- und Teilemarkt in Fribourg, rund 35 km von der Bundeshaupstadt Bern entfernt und damit etwa in der Mitte zwischen Genf und Zürich.
Während letztes Jahr die Messen von Stuttgart, Essen und Fribourg überlappten, konnte dieses Missgeschick 2013 vermieden werden, so dass sich der OTM im Städtchen Fribourg im Saanebezirk (Westschweiz) ideal zwischen den beiden grossen deutschen Messen einordnen konnte.
Die Schweiz ist mit rund 50'000 Oldtimern und einem geschätzten Umsatz von CHF 250 Millionen für Unterhalts- und Restaurierungsleistungen ein guter Nährboden für spezialisierte Anbieter und für diese bietet sich der OTM Fribourg, der auf eine dreissigjährige Tradition zurückschauen darf, als Leistungsschau geradezu an.
Flohmarkt-Atmosphäre
Streben die Messen in Deutschland in Richtung Teppich und Oberklasse, so ist der OTM Fribourg sich treu geblieben. Nur wenige Stände rollen Spannteppiche aus, das Licht ist eher schummrig und alles hat einen gewissen Garagen-Groove. Teure Autos sind eher die Ausnahme, Raritäten gibt es trotzdem zu entdecken.
Es herrscht ein kreatives Chaos, fast jeder Winkel der nicht sonderlich geräumigen Hallen werden durch die rund 400 Aussteller ausgenutzt, Autos stehen dichtgedrängt Stossstange an Stosstange und zwischen Ersatzteil- und Literatur-Ständen. Während dieses Durcheinander von Fahrzeugen, Teilen und Zubehörartikeln für den einen Besucher stimulierend sein mag, dürfte es den einen oder anderen auch abgeschreckt haben.
Schweizerisch heimelig
Es wird viel Gewicht gelegt auf gute und vielfältige Verpflegung, das Gespräch mit Bekannten und das Treffen alter Freunde ist einer der Hauptmotivatoren von Ausstellern und Besuchern, alljährlich nach Fribourg zurückzukehren. Natürlich wird auch etwas verkauft, über die Hälfte der gezeigten (geschätzten) rund 250-350 Automobilen hatten Verkaufsschilder und die Preise lagen in den meisten Fällen in irdischen Sphären.
Kein Wettrüsten
Die anwesenden Händler hielten sich vornehm zurück und richteten ihre Stände bescheiden ein, nichts vom Gigantismus anderer Messen war hier zu spüren.
AC-Vogel etwa zeigte drei Autos - ein Austin Seven Single Seater, ein Hotchkiss und eine Chevrolet Corvette C1 - in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre, Christoph Grohe parkte einen Alvis TE 21 Graber Cabriolet und einen Bentley Mk VI gar auf dem Betonboden. Übersichtlich waren auch die Stände von GB Classic Cars Dönni, Touring Garage und anderer bekannter Händler und Spezialisten.
Gangloff-Sonderausstellung
Das Swiss Car Register stellte eine der Hauptattraktionen des diesjährigen OTM Fribourg auf die Beine, die Gangloff-Sonderausstellung.
Die Gebrüder Georges und John Gangloff waren Pioniere. Schon ihre Vorfahren hatten Rad-Naben und Speichenräder hergestellt, später wurde eine Firma für den Bau von Kutschen und Wagen gegründet. Daraus entwickelte sich schon zu Frühzeiten des Automobils die Carrosserie Georges Gangloff, welche Fahrgestelle namhafter Hersteller mit Aufbauten versah, darunter solche von Pic-Pic, aber auch von Bugatti oder Hudson.
In Fribourg wurden dem Publikum vier Fahrzeuge gezeigt, ein Pic-Pic R2 aus dem Jahr 1919, dankenswerterweise durch das Verkehrshaus Luzern zur Verfügung gestellt, ein Hansa 1700 von 1937, ein Hudson Big Six von 1935 und ein Bugatti 43 von 1929 mit Achtzylinder-Reihenmotor.
Schöne Clubpräsentationen
Geradezu liebevoll eingerichtet waren die Club-Präsentationen, die es vorwiegend in der höher gelegenen Halle 4 “Club Shows” zu sehen gab.
Die Squadra Topolino etwa hatte zwei Jahreszeiten zum Thema genommen und zeigte ein Auto im wintersportlichen Umfeld und ein zweites inmitten eines Sommer-Picknicks. Swiss Oldtimers hatte zusammen mit dem Monteverdi-Club eine ganze Phalanx selten gesehener Monteverdi-Fahrzeuge zusammengetrommelt, der Austin-Healey Club zeigte nicht nur zwei Autos, sondern auch gleich noch das passende Boot dazu.
Der Käferclub der Westschweiz, Lemania Coccinelle genannt, zeigte einen frühen Bretzel-Käfer und einen Buggy in einem stilisierten Werkstatt-Umfeld. Vom Opel Manta, über den Morris Minor, den Honda S800, den Studebaker in zwei Varianten, die Matra-Mittelmotorsportwagen bis zur Citroën DS oder zum Lancia Augusta liess sich auf den Clubständen manche Rarität entdecken und herrlich fachsimpeln. Oder sich über oldtimer-politische Themen unterhalten, wie am FSVA-Stand, wo man sich der im Januar 2013 in Kraft getretenen Turin Charta widmete.
Bald Frühling?
Einig war man sich aber generell in einem Punkt: Hoffentlich kommt nun endlich der Frühling. Denn wie später der Frühling, umso mehr Hektik wird im Oldtimer-Gewerbe ausbrechen, wenn die warme Sonne die Oldtimer wieder aus der Garage treibt und die nach langen Standzeiten typischen Wehwehchen und Wartungsbedürfnisse anstehen.
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