Sie gilt als die grösste Oldtimer-Messe in der Schweiz und alljährlich öffnet sie strategisch an der Sprachgrenze an zwei Tagen die Tore für Deutsch- und Westschweizer. Damit ist der Oldtimer- und Teilemarkt vielleicht der sprachlich vielfältigste Anlass dieser Art überhaupt, denn zu je rund 45 Prozent wird französisch oder deutsch gesprochen, der Rest verteilt sich auf Englisch oder Italienisch. Und keiner käme am “OTM” auf die Idee, dass es einen “Röstigraben”, der die Schweiz in politischer und kultureller Sicht teilt, gäbe.
Es wird einfach nach Lust und Laune parliert und jeder redet am liebsten so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Dass daraus auch einmal Verständigungsprobleme resultieren können, scheint niemanden ernsthaft zu stören, mit einer Zeichnung oder ein paar Handzeichen wird schnell klar, was gemeint sein soll.
Die unbekannten Griffon
Hätte man vor dem OTM 100 potentielle Besucher gefragt, ob sie Griffon kennen, 90 oder gar 95 hätten sicherlich keine kluge Antwort gewusst, schliesslich gibt es nicht einmal einen Artikel auf Wikipedia zu dieser Rennwagenmarke. Immerhin findet man dort Jean-Louis Burgnard, der als Konstrukteur verantwortlich für den Bau der Formel- und Prototypen-Fahrzeuge ist. Aber gerade einmal drei Zeilen müssen reichen für die Beschreibung seiner Konstrukteurskarriere. Am OTM hingegen konnte man deutlich mehr über diesen begabten Autobauer erfahren.
Burgnard, geboren im Jahr 1945, war schon als Schulbub ein Autoenthusiast, liess sich aber zunächst als Architekten ausbilden. Doch die Liebe zum Rennwagen liess nicht nach und so hängte der ausgebildete Hausbauer noch ein Maschinenbau-Studium an, das er mit einer höchst ungewöhnlichen Diplomarbeit abschloss. Er konstruierte dafür nämlich einen Rennwagen, einen zweisitzigen Prototyp mit NSU-Mechanik, der durch Michel Christen finanziert wurde und daher als Typenbezeichnung “MC 1701” trug.
Schon bald übernahm der bekannte Rennfahrer Charles Ramu-Caccia den Prototypen mit Rohrrahmen-Fahrgestell, tauschte aber die NSU-Mechanik gegen einen Ford-F3-Novamotor und ein Hewland-Getriebe aus. Auf Anhieb wurde Ramu-Caccia Schweizer Meister in der 1000-er-Klasse, als er sich gegen Studer und Foitek durchsetzen konnte. Selbst Jahre später zeigte sich die hochstehende Konstruktion noch konkurrenzfähig, denn der Walliser Carron konnte mit Chassis 001 Schweizer-Meisterschafts-Klassensiege in Payerne und Marchairuz herausfahren.
Burgnard jedenfalls war im Rennsport etabliert, verdiente aber nachwievor sein Brot teilweise als Mathematik-Lehrer am Genfer Technikum. Es entstanden weitere Rennwagen, sowohl Prototypen als auch Formel-Autos. Bis fast zum heutigen Tag denkt Burgnard über effizientere Rennwagen nach, so datiert ein Projekt zum Beispiel aus dem Jahr 2013, es handelt sich dabei wiederum um einen Prototypen.
In Fribourg konnte man am 25. und 26. März 2017 fünf seiner Autos erkunden, zwei Sportwagen und drei Formelfahrzeuge. Der enthusiastische Konstrukteur war natürlich genauso vor Ort, wie viele der Fahrer, die mit den Griffon-Rennwagen Erfolge einfuhren.
Alle gezeigten Fahrzeuge und deren Hintergrunde waren im Vorfeld von Urs Hauenstein und seinen Mitstreitern, unterstützt durch das Swiss Car Register, sorgfältig dokumentiert worden. Wer sich dafür interessierte, konnte viel über den Schweizer Rennwagenbau lernen.
Die Autos der Jahre zwischen den Weltkriegen
Eine schöne Aufstellung von Autos, die in den Jahren zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg entstanden, konnte im hinteren Teil der Halle 1 bewundert werden.
Da gab es Rennsportwagen der Marken Bugatti, Aston Martin, Salmson oder Maserati, aber auch Alltagsfahrzeuge von Berliet, Chenard et Walcker oder Renault.
Informative Clubstände
Viel Mühe bei der Aufbereitung ihres Wissens gaben sich auch die zahlreichen Clubvertreter. Was da auf den einzelnen Plakaten und Tafeln stand, hätte manchem Verlag für ganze Bücher gereicht. Und was nicht auf dem Papier stand, das wussten die Clubvertreter zu erklären.
Es gab auch eine Vielzahl seltener Fahrzeuge zu sehen, etwas das Datsun 200 L Cabriolet, das vor rund 40 Jahren in der Schweiz entstand. Oder, um ein weiteres Beispiel zu nennen, die Fiat-Derivate, die auf dem Stand der Amicales Fiat Anciennes und des Moretti-Clubs zu sehen waren.
Selbst an das Ferrari-Jubiläum hatte man gedacht, 70 Jahre Ferrari wurden mit jüngeren Formel-1-Fahrzeugen, aber auch einer Ferrari 250 GTO Recreation und einem Ferrari F40 zelebriert.
Kaufen, nicht nur schauen
Wer es darauf anlegte, konnte natürlich auch Autos kaufen in Fribourg. Draussen fand sich etwa ein Ford Sierra XR4i oder ein Fiat X 1/9. Der offene MG B der Touring Garage fand schon früh einen neuen Besitzer.
Und auch bei anderen Händlern ergaben sich rege Gespräche, wenn sie auch nicht immer zum Autokauf führten.
Generell erzählten viele Aussteller, dass sie viele gute Gespräche führen konnten, sowohl am Samstag als auch am Sonntag. Der eine oder andere war allerdings mit den nackten Verkaufszahlen nicht ganz zufrieden, obschon es an Besuchern (der Organisator erwartete 20’000) nicht fehlte.
Lernen und Neues erfahren
Es wurde eifrig diskutiert in Fribourg und mancher Aussteller konnte interessante Informationen über die von ihm gezeigten Fahrzeuge (und andere) erfahren. So zog der auf dem Zwischengas-Stand gezeigte Saab 96 etwa viele Saab-Freunde an, von denen nicht wenige einen dieser Wagen mit Zwei- oder Viertaktmotoren gefahren hatte und manche Geschichte dazu zu erzählen wusste.
Beim Brazil Car Club wurde herzhaft über die bei uns eher unbekannten brasilianischen Autos wie z.B. Puma, Avallone oder Manzoni-DKW diskutiert.
Anderswo waren die schönen Sportwagen von Alfa Romeo das Thema.
Auch Teile
Natürlich interessierten sich viele Besucher vor allem für Ersatzteile und Zubehörangebote, obschon mancher, der mit einem Lenkrad oder einer Emailplakette unter dem Arm heimkehrte, meinte, dass man eigentlich immer etwas anderes finde als das, was man suche.
Aber das Suchen macht halt auch Laune und der eine oder andere konnte dann tatsächlich ein Teil entdecken, das ihm noch fehlte.
Zwischen den Teileständen sorgten Modellautohändler und Dienstleister für weitere Abwechslung. Nicht alle waren so harsch, selbst das Berühren einer Schachtel vergolden zu wollen.
Saisoneröffnung
Für viele Besucher war der OTM Fribourg auch dieses Jahr die eigentliche Saisoneröffnung, die es dank des weitgehend trockenen Wetters sogar erlaubte, im Oldtimer anzureisen und vor Ort Freunde zu treffen, gemütlich einen Kaffee zu trinken oder gemeinsam für längere Zeit vor dem Grillstand anzustehen, um dann schlussendlich doch noch eine heisse Wurst zu essen.
Während sich das Publikum Jahr für Jahr etwas zu wandeln scheint, ändern sich andere Dinge eben nie.