Die OCC Jungfrau-Rallye findet immer am letzten Augustwochenende statt, aber an wechselnden Austragungsorten. Am 26. und 27. August 2022 bildete zum insgesamt vierten Mal in der Geschichte der Rallye Kandersteg den Ausgangspunkt, mit der ersten Tagesetappe im Wallis und der zweiten Tagesetappe im Kanton Bern. Daher hatten die Organisatoren das Motto "Aller guten Dinge sind Vier" gewählt.
Präzision gefragt
Die Zahl Vier spielte auch in einigen Zwischenprüfungen eine Rolle. So mussten die Teams beispielsweise ihre Autos in einem genauen Abstand zu einem Hindernis stoppen. Dieser Abstand betrug zuerst vier Meter, danach ein Vielfaches davon, also acht, zwölf oder 16 Meter. Ein gutes Gefühl für Distanzen war also dieses Jahr besonders gefragt. Daneben galt es aber wie immer auch verschiedene Lichtschrankenprüfungen und weitere Geschicklichkeitsübungen zu bewältigen.
Von Polo bis Testarossa
Insgesamt waren 82 Teams aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Portugal am Start. Wie immer durften nur Damen am Steuer sitzen. Die Herren waren auf dem Beifahrersitz erlaubt. Besonders auffallend war dieses Jahr die grosse Diversität unter den teilnehmenden Fahrzeugen. Natürlich waren auch typische Rallyefahrzeuge wie etwa Porsche 911 oder Mercedes-Benz SL am Start, aber daneben gab es noch ganz viele andere Fahrzeuge zu entdecken.
Darunter war beispielsweise ein VW Polo von 1975 mit 0,9-Liter-Motor und spartanischer Ausstattung – eine Heckscheibenheizung oder ein Rückfahrlicht suchte man vergebens. Den Gegensatz dazu bildeten Luxusfahrzeuge mit allen erdenklichen Extras wie ein BMW 850i oder aufsehenerregende Supersportler wie ein 1990er Ferrari Testarossa. Das älteste Auto im Feld war ein Fiat Balilla von 1934; das neuste ein VW Golf Cabriolet von 1992.
Kurze Umleitung
Die Freitagstappe führte zuerst via Autoverlad Kandersteg-Goppenstein ins Lötschental. Von dort aus ging es via Raron nach Bürchen und ab da wieder zurück in die Talebene nach Siders. Am Nachmittag standen erneut zahlreiche Höhenmeter auf dem Programm – die Strecke führte über teils recht spektakuläre Abschnitte bis zuhinterst ins Val d'Anniviers.
Eine Herausforderung präsentierte auf der Rückfahrt in Richtung Vercorin eine so nicht angekündigte Streckensperrung aufgrund einer Baustelle. Da die Organisatoren am Vorabend noch von der Sperrung erfahren hatten, konnten sie in letzter Minute eine Karte mit einer Umleitungsroute anfertigen. So konnte die Freitagsetappe dann nach der Baustelle wie geplant weitergehen. Sie führte zuerst zurück ins Rhonetal und danach mit einem Schlenker durch die Rebberge bei Varen wieder zurück nach Goppenstein.
Eine weitere Herausforderung waren am späteren Nachmittag dafür teils heftige Regenschauer – aber auch da ergab sich eine glückliche Fügung: Die letzte Zwischenprüfung konnte spontan in ein nahegelegenes Busdepot und somit ins Trockene verlegt werden.
Sonniger Samstag
Der Samstag präsentierte sich dann wettermässig wieder von der besten Seite. Die Strecke führte von Kandersteg aus zunächst an den Thunersee und dann auf einen Rundkurs durch das Schwarzenburgerland. Als Nachmittagsdestination fungierte nach einer Ausfahrt über den Längenberg die P791 Car Residence in Belp, wo die Teams ein Autosuchspiel zu absolvieren hatten. Via Gürbetal, Thun, Wimmis und Mülenen führte die Route anschliessend wieder zurück nach Kandersteg.
Siegreiche Familienkutsche
Den Gesamtsieg holte diesmal das Team Marchesi/Niffeler mit seinem 1979er Opel Commodore 2.5 S, was beweist, dass man auch mit einer typischen "Familienkutsche" eine Rallye gewinnen kann. Das Team hat durchweg eine gute Leistung geboten und damit auch gleich die neue "Top-Youngsters"-Wertung der OCC Jungfrau-Rallye für sich entschieden. Dabei wurde das beste Team unter denjenigen mit dem jüngsten Durchschnittsalter erkoren.
Die 2023er Ausgabe der OCC Jungfrau-Rallye findet voraussichtlich im westlichen Berner Oberland statt. Details wollen die Organisatoren im Herbst bekanntgeben.




























































































































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