Bereits zum zwölften Mal öffnete die Motorworld Classics Bodensee in Friedrichshafen am 10. Mai 2019 ihre Tore, um von Freitag bis Sonntag 38’100 Besucher in die Welt des klassischen Automobils zu entführen.
Dass das Interesse am Oldtimer immer noch zulegt, zeigt sich an den Zahlen. Im Jahr 2018 gab es in Deutschland 536’515 Fahrzeuge mit H-Kennzeichen, 12,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Autos mit einem Alter über 30 Jahre stieg um 12,1 Prozent auf 756’598 PKW. Dies sind gewaltige Mengen und natürlich war nur ein kleiner Ausschnitt in den Messehallen in Friedrichshafen zu sehen.
Breites Angebot
Über 800 Aussteller aus 14 Ländern zeigten, was sie zu bieten hatten. Die grossen Händler fehlten zwar, dafür aber sprangen kleinere Anbieter in die Bresche.
Der Handel hat am Bodensee allerdings nicht dieselbe Bedeutung wie beispielsweise in Stuttgart, dafür erhalten die Clubs bedeutend mehr Fläche und selbst für Flugzeuge und Boote war Platz.
Eher mittelpreisige Klassiker
Gezeigt und angeboten wurden einige Hundert Oldtimer und Youngtimer im unteren und mittleren Preissegment. Da konnte man etwa einen Renault 4 oder einen Fiat Ritmo für vierstellige Summen erstehen oder einen Mercedes-Benz 300 für fünfstellige Summen kaufen.
Viele VW Käfer und Artverwandte wurden angeboten, an Porsche 911 und Mercedes Cabriolets gab es ebenfalls keinen Mangel.
Richtig teure und seltene britische und italienische Klassiker hingegen waren kaum anzutreffen, dafür aber Hot Rods und besondere Amerikaner.
Das Preisniveau war im Grossen und Ganzen moderat, wie immer mit (wenigen) Ausschlägen nach oben.
Nicht nur Stehzeug
Das Besondere an der Messe in Friedrichshafen ist aber die Rundstrecke hinter den A-Hallen. Es muss in der heutigen Zeit überraschen, dass es Messe-Bereichsleiter Roland Bosch jedes Jahr von neuem schafft, dafür eine Bewilligung zu erhalten.
Sein Einsatz lohnt sich, denn erst in Bewegung werden Sport- und Rennwagen eben zu Automobilen.
Besonders beeindruckten auf der winkligen Rundstrecke sicherlich die brachialen American LaFrance. Rund ein Dutzend dieser meist von Feuerwehrwagen abgeleiteten Roadster mit riesigen Vierzylindermotoren (um 14 Liter Hubraum) liessen die Erde erbeben.
Für deutlich höhere Frequenzen sorgten dann die Motorräder, aber auch der grüne Käfer mit Kawasaki-Vierzylinder sowie der Lotus Europa mit Mazda-Wankelmotor.
Woodstock am Bodensee
Etwas besonderes liessen sich die Messeorganisatoren mit der Bulli-Sonderschau einfallen.
Dabei wurde an Woodstock erinnert und die Rolle des VW Bus als “Love Mobile” und als Freiheitssymbol zelebriert. Verschiedene Modelle vom T1 und T2 zeigten die Bandbreite, die es beim Bulli gab.
Rare und weniger seltene Briten
Eine weitere Sonderschau hatte aktuelle und verschwundene Autohersteller Grossbritanniens zum Thema.
Hier konnte man einen MG B oder einen Jaguar XK120 sehen, aber auch Raritäten wie den Morgan Plus Four Plus, ein damals modernes Coupé mit Kunststoffkarosserie, oder den Healey Tickford Sports Saloon, ein Frühwerk Donald Healeys.
Die etwas andere Ausstellung
Besonders in Friedrichshafen ist auch der Messeparkplatz zwischen den Hallen. Hier werden Oldtimer (und Youngtimer) hereingelassen, die oftmals fast so spannend sind wie die Autos in den Hallen. Wo sonst sieht man etwa einen Mini-Jaguar-MkII auf Basis eines Nissans oder einen einmaligen Buggy?
Das schlechtere Wetter vor allem am Samstag dämpfte leider den Zuspruch der Oldtimerfahrer für diese Ausstellungsgelegenheit etwas.
Charmante Messe
Insgesamt darf gesagt werden, dass die Messe am Bodensee für den Besucher einiges zu bieten hat, wenn er nicht gerade nach einem seltenen Ferrari oder exotischen Franzosen sucht. Auch der Motorradfreund konnte sich um das Londoner Ace Cafe durchaus interessante Zweiräder betrachten und selbst der Traktorfreund kam mit einer Auswahl an Porsche- und Lamborghini-Schleppern zum Zug.
Die Clubstände waren zwar nicht so aufwändig gebaut wie an anderen Messen, die Exponate aber boten durchaus Aussergewöhnliches und “immer wieder gerne Gesehenes”.
Zudem gab es natürlich eine ganze Menge Jubiläen zu feiern, etwa 50 Jahre Ford Capri oder 60 Jahre BMW 700.
Wenig Kauflust an der Versteigerung
Fast jede Messe muss heutzutage auch eine Auktion haben, so scheint es. Dem Publikum gefällts, denn eine Versteigerung bürgt für Spannung. Meistens. An der Motorworld Classics Bodensee schwang Auktionator Till Rosenkranz den Hammer über 42 Automobile und einige Automobilia im Wert von rund EUR 3,5 Millionen.
Der Zuspruch des Bieterpublikums war mässig, ausser einigen Händler-Memorabilia blieben die meisten Lots stehen, die Höchstgebote lagen, wenn sie über dem Ausrufpreis eintrafen, teils unter einem Drittel der Erwartungen und dies trotz einem durchaus vielseitigen und teilweise auch ungewöhnlichen Angebot.
Auktionsprofi Rosenkranz erklärte das doch eher unbefriedigende Abschneiden der Auktion folgendermassen: “Die Auktion auf der Motorworld Classics Bodensee 2019 war sehr gut besucht. Wir hatten eine große Bandbreite an faszinierenden Fahrzeugen dabei, vom Einsteiger-Golf für etwa 1000 Euro bis hin zum Ferrari Daytona im Wert einer knappen Million. Das Thema ‚Auktion‘ steckt in Deutschland immer noch in den Kinderschuhen. Die meisten Geschäfte laufen im Nachfeld der eigentlichen Auktion. Ich sehe Auktionen als andere Form, Fahrzeuge zu präsentieren und zu verkaufen, das ist quasi eine andere Marketingstrategie.”
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
| Lot | Fahrzeug | Jahr | EUR Est von | EUR Est bis | EUR HG | % Est | S |
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 04 | VW Golf II 1.8 CL | 1988 | 1200 | 1440 | 300 | N | |
| 05 | Zastava 750 | 1983 | 4500 | 5400 | N | ||
| 06 | Mercedes-Benz 230 CE C123 | 1983 | 12'000 | 14'400 | 9000 | N | |
| 07 | VW Käfer 1303 Cabriolet | 1978 | 14'000 | 16'800 | 7500 | N | |
| 08 | VW Karmann Ghia 1600 Cabriolet (Halbautomat) | 1972 | 19'000 | 22'500 | 12'000 | N | |
| 09 | Mercedes-Benz E 200 (W124) | 1995 | 20'000 | 26'000 | 10'000 | N | |
| 10 | Fiat 600D Multipla | 1965 | 29'500 | 35'500 | 18'250 | N |
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Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis
















































































































































































































































































































































































































































































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