Eine Temperatur von 37 Grad im Schatten trieb Mensch und Maschine an ihre Grenzen. Ja, so heiss war es tatsächlich am Wochende vom 17. bis 19. Juni 2022. Selbst der im Vorfeld gross angekündigte Peter Sauber bekam so seine Probleme mit dem frisch restaurierten C1 am Start zum ersten Lauf.
Durch die Hitze und das langsame Stop und Go fahrt zum Start spukte die Benzinzufuhr und dabei verölten auch die Kerzen und verhinderten am Ende die Wegfahrt des Renn-Siegers und Schweizermeisters von 1970.
In der Automobil-Revue konnte man vor 52 Jahren noch folgendes lesen:
"Spannung bei den Sportwagen: Sauber oder Foitek? Kommen wir gleich noch zur anderen Meisterschaftsausmachung bei den Sportwagen. Hier lagen sich Sauber und Foitek in den Haaren; Sauber mit einem zusätzlichen Streichresultat vorn. An Foiteks erneutem Gruppensieg zweifelte niemand und er konnte die Sache - mangels nennenswerter Gegner - eigentlich gemütlich angehen lassen. Nach dem ersten Lauf sah die Lage für Sauber noch gar nicht so rosig aus. Er führte mit vier Hundertstel-Sekunden Vorsprung vor seinem Markenkollegen Wernli und drei Zehntel vor Ex-Meister Flückiger. Da aber Flückiger im letzten Jahr schon 1'38,48" fuhr, Sauber nur auf 1’39,63” kam, konnte man sich noch alle Möglichkeiten ausrechnen.
Dass Markenkollege Wernli nicht gewinnen durfte, lag auf der Hand, denn er hätte damit seinem Teampartner alle Möglichkeiten zerstört. Blieb also nur Flückiger. Diesem blieb aber im zweiten Lauf das Gaspedal hängen und mit einer tollen Höchstdrehzahl gab der Motor seinen Geist auf. Damit war für Sauber alles klar, der sich im oberen Teil noch einen Schwenker leisten konnte und doch sicher gewann, da Wernli im zweiten Lauf einen ausreichenden Sicherheitsabstand einhielt. Foitek war bei dieser Auseinandersetzung nur Zuschauer, ihm blieb der Trost, einen neuen Gruppenrekord gefahren zu haben.
Wie Sauber, kam auch er auf das Punktemaximum von 500 Punkten, er weist aber wegen eines verspäteten Saisonstarts keine Streichresultate vor. Der dritte Platz in der Meisterschaft ging an Heinz Schulthess, der mit dem kleinen Honda beachtenswerte Zeiten fuhr. Der vierte Platz in der Meisterschaft geht an Bruno Wernli. Dieser fährt den gleichen Wagen wie der neue Schweizermeister. Eine hervorragende Leistung dieses jungen Teams, das mit dem neuen Sauber auf Anhieb gleich den ersten und vierten Platz in der Meisterschaft herausfahren konnte."
Der Rennwagenhersteller Sauber stand am Wochenende gar mit fünf Sportwagen am Start und zeigte damit den zahlreich erschienenen Fans den Beginn der ersten zehn Jahre von Sauber Motorsport. Das im Jahr 2022 unter Alfa-Romeo laufende Sauber F1 Team startete gleichzeitig zum GP von Kanada und holte 10 verdiente und wertvolle Punkte nach Hinwil.
Viele bekannte Rennwagen
Natürlich gab es noch viele andere Fahrzeuge zu bestaunen.
Allen voran waren da der March 701 F1 von 1970, das ex Jo Siffert Auto und den Brabham BT23 F2 von Xavier Perrot, der ebenfalls 1970 in einem F2 den Kerenzerberg hochfuhr und nur knapp von Silvio Moser geschlagen wurde, dafür aber die Schweizermeisterschaft in der Kategorie der Rennwagen gewann.
Gestandene Rennwagen am Start
Ausser Peter Sauber standen noch diverse andere Altmeister am Start: Der König aller Berge Fredy Amweg (73) im Amweg Eigenbau, Fredy Lienhard im Ferrari 333SP und Eugen Strähl (78) im Sauber C5, auch "Little Jo" Vonlanthen machte auch 80 Jahre jung keinen Rückzieher.
Natürlich fuhren sie alle nicht mehr ganz so schnell wie zu ihrer Aktivzeit, doch Hut ab, wenn die Männer mit zum Teil weit über 70 Jahren überhaupt noch die Beweglichkeit mitbringen in die Autos zu steigen, aber vor allem ihnen wieder zu entsteigen.
Selbstverständlich kannten all diese Autos noch kein "Bouncing", trotzdem aber klagte Fredy Lienhard (75) über die Schläge, die das Lenkrad des Ferrari 333 SP auf seinen Körper übertrug.
Nach Corona-Pause in alter "Frische"
Nach der doch etwas längeren Corona-Pause konnte nach 2018 endlich wieder am Kerenzerberg gefahren werden. Leider wurden nicht die Laufzeiten, sondern die Hitze zur quälenden Herausforderung für alle. Gefahren wurde bekanntlich ohne jegliche Zeitnahme. Dafür vor rund 10'000 Zuschauern über das ganze Wochenende, die trotz der Hitzen den Hang hinaufwanderten, um die schnellen Bergfahrten zu sehen.
Ein grosses Lob gilt all den Anwohnern, die ja doch immer gewisse Einschränkungen entgegennehmen müssen, sich aber trotzdem äusserst freundlich und auch begeistert vom Event zeigten. Nicht Vergessen werden dürfen all die Helfer im Hintergrund, wie Streckenposten, Sanitäter usw, die immer aufmerksam und präsent sein müssen und das natürlich auch ganz knapp am Siedepunkt …