Im Jahr 1928 wurde erstmals eine Schönheitskonkurrenz für Automobile in Luzern durchgeführt, bis 1955 fand sie insgesamt sieben Mal statt.
Dann war Pause, bis 2015, als Bernd Link und Urs P. Ramseier mit einem Prolog in die Concours-Neuzeit starteten. Wiederum fand jener am Nationalquai direkt am Ufer des Vierwaldstättersees statt und dem Aufklang sollte 2016 die wirkliche Neuauflage der bekannten Luzerner Schönheitskonkurrenz folgen.
Die Behörden zeigten sich verständig und am 17. September 2016 gehörte die sonst ausschliesslich den Fussgängern vorbehaltene Zone hinter dem dem Grand Casino Luzern und dem Grand Hotel National auch den klassischen Automobilen.
Regen und andere Malheure
Fast alles lässt sich planen, nur das Wetter nicht. Und auch die Technik alter Autos kann ihren Besitzern einen Strich durch die Rechnung machen, sei es, weil der Motor partout nicht mehr starten will oder gänzlich hinüber ist. So wurden aus geplanten rund 40 Teilnehmerfahrzeugen deren 25, die sich schliesslich am Morgen zuerst im Verkehrshaus Luzern und dann am National Quai einfanden.
Zurück am alten Schauplatz
Eingeleitet wurde der Concours d’Excellence durch den Lincoln Cosmopolitan Town Sedan von 1949, mit dem Carl Bucherer im Jahr 1949 seine Klasse - geschlossene Serienwagen mit Original-Fabrikausführung - damals begann.
Nach einer umfangreichen Restaurierung glänzte der Wagen wieder wie damals und hätte sicherlich auch im Wettbewerb eine gute Figur abgegeben, doch nahm der Wagen dieses Mal nur “hors concours”, also ausserhalb der Wertung, teil.
- Batterien
Einmal über die Rampe
Kurz nach der Mittagszeit begann der Einzug der Wettbwerbsfahrzeuge. Ein Aston Martin International mit einmaliger Limousinen-Karosserie von Bertelli aus dem Jahr 1932 machte den Anfang.
Dieser Wagen, den man auch schon am Concorso d’Eleganza Villa d’Este hatte bewundern dürfen, hat ein reichhaltiges Leben hinter sich und wurde in seinen über 80 Jahren sicherlich nicht geschont. Jetzt gehört er, frisch restauriert, zur Sammlung von Walter Frey und erhielt schliesslich den “Best of Show”-Preis “Grand Prix d’Excellence Luzern 2016” zuerkannt.
Dem Aston folgte ein Alfa Romeo 6C 1750 GS Spider von Zagato aus dem Jahr 1929 und die übrigen Teilnehmerfahrzeuge.
Zu jedem Auto erzählten die Moderatoren Daniel Mauerhofer und Urs P. Ramseier Wissenswertes und auch die Fahrer durften immer wieder Müsterchen aus dem Leben ihrer Schätzchen vermitteln.
Vor zahlreichen Zuschauern zog sich diese Vorstellung über rund anderthalb Stunden hin.
Zeitgemässe Kleidung
Für Sonderapplaus sorgten die Besatzungen, die sich passend zum Auto in historischer und festlicher Kleidung zeigten.
Bekanntlich waren Auto-Schönheitskonkurrenzen früher auch Modeschauen, soweit ging man aber am 17. September noch nicht in Luzern.
Dreimal Graber
Hermann Graber gehört zu den bekanntesten und international am geachtetsten Karosseriebauer der Schweiz. Aus seinem umfangreichen Schaffen fuhren gleich drei Kreationen in Luzern vor, so z.B. der Bentley R Type von 1953 als elegantes Coupé in Schwarz und zwei Alvis Coupés von 1957 und 1961.
Alle diese Kreationen überzeugten einmal mehr durch ihre schlichte Eleganz und ihre zeitlose Form, die man aus fast jeder Perspektive als schön empfindet.
Spezialkarosserien und Schweizer Touch
Generell überwogen Spezialkarosserien in Luzern. Mehr als die Hälfte der Wagen trug einen Aufbau, der in seiner Form einmalig oder zumindest sehr selten war. Zu diesen Wagen gehörte auch der überaus rare und ausnehmend attraktive Ferrari 340 America mit Touring-Barchetta-Karosserie aus dem Jahr 1950.
Und auch der Enzmann 506, der Ende der Fünfzigerjahre in rund 100 Exemplaren in Schüpfheim entstand und somit ein Schweizer Erzeugnis ist, figurierte in der Klasse der Spezial-Karosserien.
Viele der Wagen, die nicht in der Schweiz entstanden waren, haben zumindest von ihrem Werdegang her einen starken Schweizer “Akzent”. So stand etwas der präsentierte Jaguar E-Type von 1961 zur Premiere am Genfer Salon und weist gegenüber den späteren Serienautos viele Unterschiede auf.
Weit gereist
Erlebt haben die meisten der gezeigten Autos viel in ihrem Leben, eine wahrlich lange Anreise aber hatte der Tatraplan 600 Aerodynamic von 1949 vorzuweisen. Sein Besitzer war nämlich mit ihm von Tschechien in die Schweiz gefahren, runde 1000 Kilometer.
Der mit einem Vierzylinder-Boxermotor ausgerüstete Wagen tönt im Gegensatz zu seinen grösseren Achtzylinder-Brüdern eher wie ein VW Käfer, läuft aber dank ausgezeichneter aerodynamischer Gestaltung deutlich schneller.
Gemütlicher Tag
Um Geschwindigkeit ging es aber am Concours von Luzern nicht, im Gegenteil.
Es war ein gemütlicher Tag, denn zwischen den beiden Rampen-Überfahrten um 12:30 und 17:30 gab es nichts zu tun, ausser sich mit anderen Besitzern auszutauschen und sich zu verpflegen, und natürlich darauf zu warten, wie das eigene Auto in der Wertung abschloss.
Die etwas andere Bewertung
Im Gegensatz zu anderen Concours wurde in Luzern nicht der Zustand, sondern die Eleganz und die Wirkung der Wagen bewertet. Die Jury, zusammengesetzt aus bekannten Fachautoren, musste sich also nicht mit der Qualität von Restaurierungen auseinandersetzen, sondern konnte einfach die Fahrzeuge und deren Geschichte auf sich einwirken lassen.
Doch nicht nur die Jury konnte ihre Favoriten aussuchen, auch die Besucher und die Teilnehmer konnten je einen Preis vergeben, der durch ein Wahlverfahren zugeteilt wurde.
Als Publikumsliebling ging der Beat Lötschers Jaguar XK 140 OTS von 1954 hervor, die Teilnehmer erkoren Louis Freys Ferrari 340 America Touring von 1950 als ihren Liebling.
Noch mehr Potential
Die Anlage am Luzerner See und vor der imposanten Kulisse des Casinos und des Hotels National ist sicherlich ideal für einen Concours. Für die nächste Durchführung würde man sich aus Besuchersicht 40 bis 50 Autos wünschen und ein etwas strafferes Programm nach dem ersten Überfahren der Rampe. Denkbar wären auch zusätzliche Sonderschauen, die dem Publikum während der Wartezeit vor der Siegerehrung vorgeführt werden könnten. Und natürlich hofft man für den nächsten Concours d’Excellence auf besseres Wetter und vollständig erscheinende Teilnehmer. Und etwas mehr Publicity würde man dem schön angelegten Concours natürlich auch noch gönnen.
Liste der Teilnehmerfahrzeuge (vor Ort)
Die folgende Liste zeigt alle teilnehmenden Fahrzeuge, die am 17. September 2016 vor Ort waren. In der Spalte “Auszeichnungen 2016” sind Klassen- und Sonderpreise verzeichnet.
| Nr | Marke | Typ | Jahr | Auszeichnungen 2016 |
|---|---|---|---|---|
| 02 | Aston Martin | International Saloon Bertelli | 1932 | Sieger "Grand Prix Concours d'Excellence Luzern, Klassensieger "Geschlossene Wagen bis 1940" |
| 12 | Alfa Romeo | 6C 1750 GS Zagato | 1929 | |
| 14 | Rolls-Royce | Silver Ghost Playboy Roadster Brewster | 1923 | |
| 18 | Plymouth | PE Cabrilet Langenthal | 1934 | |
| 20 | Bentley | 3 1/2 Litre DHC Park Ward | 1934 | Klassensieger "Offene Wagen bis 1940" |
| 22 | Mercedes-Benz | 290 Cabriolet A | 1935 | |
| 24 | SS Jaguar | 2,5 Litre Cabriolet Tüscher | 1937 | |
| 26 | Cadillac | Series 75 Cabriolet Reinbolt & Christé | 1938 | |
| 28 | Bentley | 3 1/2 Litre Drophead Coupé Park Ward | 1934 | |
| 32 | Hotchkiss | Type AM Torpedo | 1923 | |
| 34 | Tatraplan | 600 Aerodynamic | 1949 | |
| 36 | Bristol | 401 | 1953 | |
| 40 | Studebaker | President Speedster | 1955 | |
| 42 | Jaguar | E-Type FHC | 1961 | Klassensieger "Geschlossene Wagen 1945-1970" |
| 44 | Ferrari | 250 GT/E | 1963 | |
| 46 | OSI | Ford 20m TS | 1966 | |
| 48 | Monteverdi | 375 L 2+2 Fissore | 1970 | |
| 50 | Riley | 2,5 L RHD Cabriolet | 1950 | Klassensieger "Offene Wagen 1945-1970 |
| 54 | Jaguar | XK 140 OTS | 1954 | Sieger "Publikumspreis Excellence Award" |
| 56 | Ford | Thunderbird | 1955 | |
| 58 | Mercedes-Benz | 190 SL | 1957 | |
| 62 | Bentley | R Type Graber Coupé | 1953 | |
| 66 | Alvis | TC 108 G Graber Coupé | 1957 | |
| 68 | Alvis | TD 21 Graber Coupé | 1961 | Klasssensieger "Spezialkarosserien geschlossen, 1945-1970" |
| 72 | Monteverdi | 375 L 2+2 Fissore | 1970 | |
| 80 | Ferrari | 340 America Barchetta Touring | 1950 | Sieger "Entrants Trophy, Teilnehmerwahl" |
| 82 | Alfa Romeo | 6C 2500 Cabrioelet Pinin Farina | 1953 | |
| 86 | Enzmann | 506 | 1957 | Klassensieger "Spezialkarosserien offen, 1945-1970" |

































































































































































































































































































































































































































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