Für einmal stand in Deutschland am 30. August bis 1. September 2019 das Automobil wieder positiv im Mittelpunkt. Gegen all die Schummeleien in den Brennräumen und dem politischen Elektro-Wahnsinn standen wieder Hunderte von Traumwagen im Schlosspark von Schwetzingen.
Treue Besucher
Was im Jahre 2001 in Schwetzingen als erster reiner Concours d`Elegance Automobile mit internationaler Jury in einem deutschen Schlosspark begann, hat sich inzwischen in der Oldtimerszene zum "Markenzeichen von Schwetzingen" entwickelt.
Manche Teilnehmer waren schon mehr als 10 Mal mit dabei. Über 250’000 Besucher haben seitdem bei bislang 14 Veranstaltungen mehr als 2500 klassische Automobile aller Jahrzehnte (ab 1890) aus aller Herren Länder bewundern können.
Kleinwagen im Zentrum
Die Vielfalt des 15. Automobil-Concours d`Elégance Classic-Gala Schwetzingen umfasste wieder die wichtigsten Baujahre und ein Spektrum von kleinbürgerlich bis königlich.
Bei den Kleinwagen gab es auch dank des Engagements namhafter Kleinwagensammler internationale Automobile der Wirtschftswunderzeit zu sehen, die in Deutschland teilweise so noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen waren.
Der Norsjö Shopper etwa ist fast schon ein verkleideter Einkaufswagen, während der Felder Autoroller mit nur 9 PS seine Insassen durch Flügeltüren zum Einstieg auffordert.
Vom Kleinstauto zum Luxus-GT
So mancher Kleinstwagenhersteller schaffte es in der Nachkriegszeit, eine ernstzunehmende Automobilproduktion einzurichten - wie etwa der bayerische Landmaschinenerfinder Hans Glas, der es vom Goggo-Roller bis hin zum "Glaserati" 2600 V8 brachte.
Dank dem riesigen Erfolg mit dem Goggomobil hatte Hans Glas die Mittel, auch grössere Autos wie den Isar 600, die Reihe 1004 bis 1304TS und schliesslich mit dem Design von Frua auch die sportlichen Coupés 1300 und 1700 GT samt zugehöriger Limousine zu bauen.
Die Krönung des Programms war 1966 der V8 im schicken Coupé 2600 GT, den die Presse wegen seiner sportlichen Form bald als "Glaserati" bezeichnete. Mit dem Verkauf an BMW endete 1968 die Geschichte des Hauses Glas.
Herrschaftliches Kontrastprogramm
Auf der Schlossterrasse standen drei ganz besondere Staatskarossen. Zum einen der nur einmal gebaute Bugatti Typ 46 aus dem Jahre 1932, auch "Petit Royale" genannt.
Dann der Rolls-Royce Phantom 1 Landaulet von 1928. Beide Fahrzeuge weisen über den Chauffeuren eine offene Landauer Karosserie auf.
Der Dritte im Bunde war das viertürige Staatscabriolet von Maybach aus dem Jahr 1939, das einen halben Zeppelinmotor als Sechszylinder unter der Haube hat.
Den Übergang zur Moderne repräsentierte ein Mercedes-Benz 600, der 1963 mit rund 70’000.- DM so teuer war, dass die deutsche Bundesregierung diese Repräsentationswagen bis heute von Mercedes anmietet.
Bentley als Ehrenmarke 2019
Das Ende des ersten Weltkrieges führte 1919 zu einer Vielzahl von Gründungen von Industrieunternehmen in der Metallindustrie, zu denen neben Citroën und Alvis vor allem auch Bentley im Londoner Stadtteil Cricklewood gehörte, wo Walter Owen Bentley vorher mit seinem Bruder unter dem Namen Bentley & Bentley einen Handel für den französischen Automobilhersteller DFP betrieben hatte.
Bentley war leidenschaftlicher Rennfahrer. Die Bentley-Brüder verkauften zahlreiche Fahrzeuge mit eleganten Reisekarosserien, die in der Qualität mit Daimler und Rolls-Royce vergleichbar waren und zum Begriff "gentlemens sportscars" führten.
Schon ab 1925 leitete der Finanzier Woolf Barnato das Unternehmen, das 1931 dann von Rolls-Royce und Ende des 20. Jahrhunderts von der Volkswagen Gruppe übernommen wurde.
Erstmals mit Sternfahrt
Rund 50 Teilnehmer verbanden ihr Wochenende im badischen Schlossgarten mit einer Sternfahrt. Anhand eines Bordbuchblattes musste nach der Buchstabenfolge "ASC-CLASSIC-GALA-STERNFAHRT" ein Weg abgefahren werden und dabei die gesuchten Buchstaben in ihrer Reihenfolge irgendwie dokumentiert werden - ein Reisespass, der schon den Weg als Ziel erklärte.
Viele Preisträger
Bei hohen Temperaturen wurden im schönen, aber staubigen Schlosspark die Pokale vergeben.
Es würde nun zu weit führen um alle rund 100 prämierten Autos aufzuzählen, dafür verweisen wir auf die angehängte Aufstellung . Doch ein paar verdienen es, besonders hervorgehoben zu werden:
Allen voran der Classic-Gala Preisgewinner, der Horch 853 A. Ein Auto im Originalzustand mit Bordbuch, in dem sämtliche Fahrten mit Kilometerangaben und Mitreisenden eingetragen sind.
Best of Show wurde das Alfa Romeo 6C 2300 MM Cabriolet Hermann von 1939, das es mit eigener Kraft auf die Bühne schaffte, während die Rennsportversion “SS” jeweils auf dem Hänger hinter einer Heckflosse transportiert wurde.
Der Bugatti Typ 57 Stelvio (2. Platz Best of Show) kam auf eigener Achse von Basel nach Schwetzingen. Hut ab, es waren schliesslich über 200 Autobahnkilometer mit teilweise zähem Verkehr.
Der Aston Martin Lagonda S2 war der dritte im Bund der Best of Show Gruppe. Er dürfte heute wohl besser und auch funktionstüchtiger dastehen, als er damals aus den Werkshallen rollte.
Aber auch ein 82-er Mexiko Käfer konnte einen Pokal verbuchen. Sein stolzer Besitzer bedankte sich mehrmals, mit Blick zum Himmel, bei seinem verstorbenen Opa, der ihn zu seinem Traumwagen führte.
Und die Amerikaner
Nicht vergessen werden sollen die Amerikaner, die wie immer in ihrem Bereich eine eindrucksvolle Armada grossvolumiger Autos zeigten.
Imposant waren unter anderem die grossen Heckflossen der schönen Cadillacs der Endfünfzigerjahre.
Nicht vergessen sollte man aber auch die Sonderschau der Chevrolet Corvair, der in verschiedenen Varianten präsentiert wurde.
Tolle Stimmung
Johannes Hübner ist es einmal mehr gelungen, eine zaubernde Stimmung im Schlossgarten zu schaffen.
Schöne Autos und viel Platz machten den Besuch zum Vergnügen und man versteht, warum viele Enthusiasten jedes Jahr wiederkommen.
Bitte an unsere Leser und die Kenner unter ihnen: Sollten wir ein Fahrzeug falsch oder unvollständig beschriftet haben, dann sind wir froh um Korrekturen.
Wer sich der Classic-Gala Schwetzingen von der humorvollen und künstlerischen Seiten annähern möchte, dem sein ein Blick in die Bildergeschichte empfohlen, die bereits vor einer Woche publiziert wurde.























































































































































































































































































































































































































































































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