In Deutschland hatte 1945 niemand daran geglaubt, dass nur ein Jahr später bereits die ersten Volkswagen vom Band rollen könnten. Denn Werk in Wolfsburg war im Krieg stark beschädigt worden. Zuvor waren hier und Kübel- und Schwimmwagen produziert worden; die Limousine nur als Kommandeurswagen auf einem Spezialfahrgestell. Im April 1945 war damit erstmal Schluss. Doch die britischen Besatzer sorgten dafür, dass alsbald wieder eine Produktion anlief. Zunächst für den Eigenbedarf – aber auch für das Postwesen oder andere öffentliche Verwaltungen in der eigenen Besatzungszone. Im Export sah man weitere Absatzmöglichkeiten und natürlich auch die Beschaffung von Devisen.
AMAG-Gründer Walter Haefner erkannte das grosse Potential und kümmerte sich bei Volkswagen in Wolfsburg um einen Importeursvertrag. Mit Erfolg: Am 29. April 1948 wurde zwischen Volkswagen und dem AMAG-Gründer Walter Haefner ein Vertrag über den Alleinimport und -vertrieb des Volkswagen in der Schweiz unterzeichnet. Eine Woche später, Anfang Mai 1948, trafen die ersten 25 Käfer bei der AMAG ein, die auf Achse aus Wolfsburg angereist waren. Am Grenzübergang Riehen bei Basel wurden die Fahrzeuge verzollt und den Händlern übergeben, die bar bezahlten. Nach den Niederlanden und Belgien hatte VW mit der AMAG den bereits dritten Exportmarkt erschlossen. Im ersten vollen Verkaufsjahr konnten 1380 Stück zugelassen werden. Im Jahr 1954 verkaufte die AMAG bereits 10'000 Einheiten und erreichte damit einen Anteil von 30 Prozent auf dem Schweizer Markt.
Die AMAG (Automobil und Motoren AG) hatte ihren Sitz in Zürich und war nach dem Krieg bereits der zweitgrösste Automobilimporteur der Schweiz. Später baute sie sogar ein eigenes Montagewerk in der Kleinstadt Schinznach-Bad im Kanton Aargau, etwa 30 Kilometer westlich von Zürich, auf. Zwischen 1949 und 1972 wurden in Schinznach-Bad rund 30'000 Fahrzeuge komplett montiert, darunter Marken wie Standard, Plymouth, Chrysler, De Soto, Studebaker und Dodge. Die AMAG fertigte hier sogar das Coupé Karmann Ghia Typ 14. Von 1957 bis 1960 wurden 1098 Exemplare hergestellt. Damit war die AMAG eines von nur vier Werken weltweit, die dieses Modell herstellten: Volkswagen do Brasil in São Paulo, D'leteren in Brüssel und natürlich Wilhelm Karmann in Osnabrück.
75 Jahre Volkswagen Schweiz: Die Feier
Was im Frühjahr 1948 mit einer Handvoll Käfer begann, war der Anfang der Erfolgsgeschichte von Volkswagen in der Schweiz. Noch heute ist die AMAG vom Standort Schinznach-Bad aus tätig und der einzige Importeur und Vertriebspartner für Produkte des Volkswagen-Konzerns in der Schweiz. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Präsenz von Volkswagen in der Schweiz und der Auslieferung der ersten Käfer hat das Unternehmen zwei Konvoifahrten organisiert, die am 29. April 2023, stattgefunden haben.
Der erste Konvoi, bestehend aus 75 Transportern der Baureihen T1 und T2, startete in Schinznach-Bad im Aargau, während 75 Käfer als zweiter Konvoi in Aarberg bei Bern auf die Reise gingen. Die beiden Kolonnen von VW-Klassikern wurden jeweils in mehrere kleinere Gruppen aufgeteilt. Sowohl die Käfergruppe als auch die Busse erreichten so auf ausgewählten Routen das kleine Städtchen Willisau, wo man auf der schönen Hauptgasse zusammentraf und eine Rast einlegte.
Hier wurden die VW-Klassiker von einer Menschenmenge erwartet. Ob "Samba" oder "DoKa", Postbus mit Hochdach oder Lieferwagen, ob Standardkäfer, Rolldach-Limousine oder Beutler-Pritsche, Export, "Brezel" oder "Ovali" – kein Fahrzeug glich dem Anderen. So hatten sowohl die Teilnehmer als auch die Besucher viel zu bestaunen – und das auch noch bei ausgezeichnetem Wetter. Denn bei der Anreise aus Zürich nach Aarberg hatte es noch eher bescheiden ausgesehen. Die Kreuzgarage in Willisau hatte die Rast hervorragend organisiert und nutzte die Durchfahrt der Karawane zur eigenen 75-Jahr-Feier des Betriebs, der damit zu einem der ersten VW-Händler in der Schweiz zählt.
Grosses Willkommen im Verkehrshaus Luzern
Weiter ging es wieder auf verschiedenen Routen zum Verkehrshaus in Luzern, wo alle Gruppen mehr oder weniger gemeinsam ankamen und den gesamten Platz des Innenhofs belegten. Was für eine Parade an prächtigen Fahrzeugen auf so engem Raum und in der herrlichen Umgebung! Die Besucher des Verkehrshauses standen Spalier, und wie in Willisau wurden die Mobiltelefone gezückt um Fotos zu machen. Wahrscheinlich war es für jeden Teilnehmer der Tag, an dem er am meisten von anderen Menschen fotografiert wurde.
Der Tag klang mit einer grossen Feier aus. Natürlich wurden vorher noch ein paar Fahrzeugprämierungen vorgenommen. Jeweils drei Käfer und drei Busse wurden ausgezeichnet. Ein grosses Buffet rundete den Abend kulinarisch ab, bevor sich alle Teilnehmer auf die Heimreise machten. Tanken war angesagt: Mit Anreise und Karawanenfahrt war der Tank der meisten Teilnehmer leer. So fand vor der Tankstelle beim Verkehrshaus nochmals eine kleine Fahrzeugausstellung statt.
Fazit meiner Tochter, die gerade die Fahrausweisprüfung in Basel macht und meine Co-Pilotin im '52er Standard-Käfer war: "Das ist echter deutscher Maschinenbau. Heute sind Autos Computer mit denen man zufällig noch fahren kann." Das gesamte Analoge der Käferfahrt scheint sie mehr beeindruckt zu haben als die Erfolgsgeschichte von Volkswagen in der Schweiz.












































































































































































































































































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