Sie gehört nicht umsonst zu den beliebtesten Oldtimer-Veranstaltungen Deutschlands, die ASC-Classic-Gala, organisiert von Johannes Hübner. Bereits zum 21. Mal fand der Anlass vom 5. bis 7. September 2025 statt.
Gottseidank war das nasse Wetter am Freitag kein böses Omen, tatsächlich konnten sich Teilnehmer und Besucher schöner Spätsommertemperaturen und eitel Sonnenschein erfreuen am Samstag und Sonntag. Nur über die Nacht wurde es etwas feucht, was zu einigen Trocknungsübungen am nächsten Morgen führte.
Wie immer gab es and der Classic-Gala viel zu feiern und viele Raritäten zu bewundern. Da waren zuerst einmal die fünf Jubiläen, die alle mit dem Buchstaben “A” zusammenhingen.
125 Jahre Adler
Im Sommer des Jahres 1900 zeigten die Adler-Werke erstmals eigene Automobile. Bis zum ersten Weltkrieg gehörte Adler zu den weltweit grössten Autoherstellern.
Nach dem Krieg setzte man zuerst auf luxuriöse grosse Autos, später auch auf kompaktere Konstruktionen. Viele pionierhafte Modelle bestätigten Adlers Anspruch auf eine Spitzenposition im deutschen Automobilbau.
Als die Werke im Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, musste sich die Firma in der Nachkriegszeit auf Fahrräder und Motorräder konzentrieren. Zwar wurde noch der Adler Junior mit verschiedenen Karosserien 1948 vorgestellt, in die Serienfertigung ging dieser Wagen aber nicht. Stattdessen wurden Werkzeugmaschinen gefertigt, was sich als nicht valable Strategie erwies und das Ende der Adlerwerke einläutete.
In Schwetzingen wurde ein interessanter Querschnitt über die vielen verschiedenen Modelle von Adler gezeigt, von hochbeinigen frühen Limousinen und Cabriolets bis zum Modell “Autobahn” auf Basis des Typ 10.
110 Jahre Aston Martin
Na ja, so ganz stimmten die 110 Jahre nicht, wenn Lionel Martin und Robert Bamford Aston Martin 1913 gründeten. Aber eine ellenlange Geschichte hat die Sportwagenmarke allemal, entsprechend war die Ehrung eine gute Idee.
Gezeigt wurde im Zentrum des Schlossparks ein guter Querschnitt durch die Markengeschichte, der beim Vorkriegs-Open Tourer von 1935 begann und dann via die DB2, DB4, DB5, V8 und DB7 in die Neuzeit führte.
Auch einer der keilförmigen Aston Martin Lagonda der Achtzigerjahre war zu besichtigen, der noch heute futuristisch wirkt.
Und ein Highlight war sichelrich auch der V8 Vantage Zagato von 1986 in Rot.
70 Jahre Alpine
1955 Gründete Jean Rédélé die Firma Alpine. Zunächst fokussierte er auf optimierte Renault 4CV, doch bald begann er, eigenständige Sport- und Rennwagen zu bauen. Zu den berühmtesten gehört die Berlinette, auch A110 genannt, die unzählige Rallye-Siege einfuhr.
Aber auch im Langstreckenrennsport hinterliess Alpine Spuren, wie einer der sieben gebauten A210 aus dem Jahr 1966 in unrestauriertem Zustand eindrücklich zeigte. Zwei Klassensiege in Le Mans erreichte dieser leichtgewichtige und aerodynamisch austarierte Rennwagen, dazu einen 6. Gesamtrang.
75 Jahre Abarth
Carlo Abarth gründete mit Guido Scagliarini im Jahr 1949 die Firma Abarth. Das Markenzeichen war der Skorpion und bald hatte man einen exzellenten Ruf als Fiat-Tuner und Sport-/Rennwagen-Hersteller. Bis heute hat die Marke Abarth einen besonderen Ruf, daran änderte auch der Verkauf 1969 an Fiat nichts.
Besonders bekannt sind natürlich die Abarth-Derivate auf Basis des Fiat 500 und 600,
125 Jahre ASC
Und dann war da noch ein weiteres Jubiläum, das nicht einen Autobauer betrag. Der Allgemeine Schnauferl-Club Deutschland e.V. feiert im Jahr 2025 sein 125-jähriges Bestehen.
Zu diesem Zwecke suchte man für jedes Jahrzehnt des Clubdaseins einen Wagen, der diese Epoche repräsentieren sollte. Diese Autos standen gleich beim Eingang im Halbkreis und erlaubten es den Besuchern, die Entwicklung des Automobils Schritt für Schritt zu verfolgen.
Unter anderem wurde eine Lancia Aurelia, eine Citroën DS und ein NSU Ro80 ausgestellt, allesamt Meilensteine der Automobilentwicklung.
Einer von vier Triumph TRX
Eine gerade einmalige Gelegenheit bot sich gleich rechts vom Haupteingang, denn dort stand der Triumph TRX aus dem Jahr 1949. Dieser Prototyp, einer von vier gebauten, sollte die Zukunft der Sportwagenmarke Triumph darstellen, als er 1950 auf dem Automobilsalon von Paris präsentiert wurde und dem Jaguar XK120 die Show stahl.
Doch das Cabriolet mit Stromlinienkarosserie erwies sich als zu komplex und zu aufwändig in der Produktion, so dass das Vorhaben frühzeitig abgebrochen werden musste. Es folgte dann der TR2, respektive dessen Vorläufer, ein deutlich preiswerteres und einfach zu bauendes Sportgefährt, das die ganze TR-Dynastie, die ja bis in die Achtzigerjahre dauerte, begründete.
Dass aber einer der zwei überlebenden TRX in Schwetzingen seine Premiere nach umfangreicher Restaurierung erleben durfte, adelte die Veranstaltung sicherlich.
Schliesslich wurde der Triumph TRX zum “Best of Show” gewählt, kein Zufall bei dieser Geschichte. Die Jury zeigte sich von der Konstruktion und dem erreichten Zustand sehr beeindruckt.
Die eleganten Sportwagen von Facel Vega
Die Schaffensperiode von Facel-Vega ist vergleichsweise übersichtlich, dauerte sie doch nur von 1954 bis 1964. In dieser Zeit entstanden aber immerhin 2099 exklusive Fahrzeuge, aufgeteilt auf die grossen V8-Coupés, -Cabriolets und -Limousinen sowie die kleine Baureihe mit Vierzylindermotoren, die es ebenfalls mit Coupé- und Cabriolet-Aufbau und teilweise selbstentwickeltem Vierzylindermotor gab.
In Schwetzingen wurde fast von jedem Modell ein Exemplar präsentiert, darunter die berühmten FV3, HK 500 und Facellia. Selbst eine der viertürigen Excellence-Limousinen mit gegenläufigen Türen war zu bewundern, ergänzt noch um ein bei Facel karossierter Ford Comète.
Opel GT im Multipack zum Sechzigsten
103'463 Exemplare des Opel GT wurden zwischen 1968 und 1973 gebaut, für einen kompromisslosen Zweisitzer-Sportwagen eine grosse Zahl!
Die Basis wurde bereits 1965 gelegt, als Opel den “Experimental GT” auf der IAA zeigte. Dieser nahm die Form des GT im Cola-Flaschen-Stil weitgehend vorweg.
In Schwetzingen war nicht nur dieser Prototyp zu sehen, sondern auch zwei weitere Einzelstücke, nämlich der Aero GT, eine Targa-Variante des Coupés, sowie der GT Elektro, mit dem man auf Elektroauto-Rekordjagd ging.
Begleitet wurden die Einzelstück von Serienexemplaren des Autos, für den man den Slogan “Nur Fliegen ist schöner” in der Werbung kreierte.
70 Jahre Ford Thunderbird
Concours für Amerikanerautos, der USCCC, ist seit vielen Jahren Teil der Classic-Gala. Auch dieses Jahr zweiten die Amerikaner-Freunde wieder rare und meist riesige und chrombestückte Fahrzeuge aus den USA.
Gefeiert wurde der 70. Geburtstag des Ford Thunderbird, der damals als Gegner zur Corvette ins Rennen geschickt wurde und zumindest anfänglich deutlich erfolgreicher agierte als der Kunststoff-Sportwagen von General Motors.
Aber es waren einmal mehr die üppigen und bunten Coupés, Limousinen und Cabriolets, welche das Interesse des Publikums hauptsächlich auf sich zogen.
Tolles Querschnitt durch über ein Jahrhundert Oldtimer
Eigentlich lässt sich der Schlosspark in rund einer Stunde abschreiten, aber wer sich für historische Automobile interessiert, der brauchte deutlich länger, soviel gab es zu sehen.
Geboten wurde ein überaus sehenswerter Querschnitt aus dem Autombobilbau der Anfangszeit bis zur Neuzeit.
Selbst ein Porsche Carrera GT oder ein Ferrari F40 waren dabei, Ikonen der Neuzeit.
Aber auch die beliebten Kleinstwagen und Kabinenroller fehlten nicht und natürlich hatten auch die Brot-und-Butter-Autos der Nachkriegszeit, egal ob VW Käfer, Opel Kadett oder Fiat 500 ihren Platz in der umfangreichen Ausstellung.
Vorkriegs-Superklassiker, die man sonst selten sieht
Aussergewöhnlich ist aber in Schwetzingen sicherlich auch die reichhaltige Auswahl an sehr frühen Fahrzeugen.
Als Beispiel diene hier der Hersteller Gladiator aus Pré-St. Gervais in Frankreich. Schon 1896 wurden dort Autos gebaut, ab 1900 gab es bereits Zweizylinderfahrzeuge.
in Schwetzingen gezeigt wurde der Gladiator Tonneau von 1903, der in rund 800 Exemplaren entstand. Dieser Wagen hat bereits 40 Mal bei London-to-Brighton-Run teilgenommen.
Flammkuchen und andere Genüsse
Natürlich ging es in Schwetzingen nicht nur um Autos, es ging auch um Geselligkeit und Kulinarik. Wer genügend Musse und Lust hatte, konnte sich an einem Stand etwa einen Flammkuchen backen lassen und diesen beim Schwatz mit Kollegen geniessen.
Clubs und andere Aussteller erklärten gerne ihre Dienstleistungen und überall wurden spannende Automobile präsentiert, die einen schnell ins Gespräch brachten. So wurden bei den Clubs etwa 70 Jahre MGA und 190 SL gefeiert.
Die Classic-Gala ist eben ein kleines, aber feines Volksfest, fernab des Champagner-Dünkels der Pebble-Beach-High-Society. Und 28'000 Besucher wussten dies im September 2025 offensichtlich zu schätzen!
Und die Preisträger
Unter den 240 Teilnehmern wurden insgesamt 120 Pokale verteilt.
Der “Best of Show” ging wie bereits erwähnt an den Triumph TRX von 1949, gefolgt vom Hispano-Suiza J12 von 1935 und dem Bugatti 44 Roadster Villards von 1929.
Den “Classic-Gala Grand Prix” gewann der Bugatti Stelvio von 1938, gefolgt vom Jensen S-Type von 1934 und dem Aston Martin DB4 von 1960.
Mit dem “Star of Classic-Gala Schwetzingen” wurde der Rolls-Royce 40/50 HP aus dem Jahr 1922 geehrt, gefolgt von einem Mercedes-Benz 190 SL von 1958 und dem Intermeccanica Murena 429 GT von 1969.
Der ASC-Classic-Gala Pokal wurde an den Gladiator Tonneau von 1903 verliehen.
Für die ganze Rangliste verweisen wir auf die Website der Classic-Gala .
Für eine Übersicht über die vielen Fahrzeuge und Fahrzeuggattungen empfehlen wir die Fotogalerie mit fast 240 Aufnahmen .























































































































































































































































































































































































































































































































































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