Die 24 Stunden von Le Mans begannen im Jahre 1923, seit jenem Zeitpunkt wird die Veranstaltung, abgesehen von einigen Jahren während des zweiten Weltkriegs, jährlich jeweils in der 24. Woche des Jahres durchgeführt und von Jahr zu Jahr gewinnt der Langstrecken-Event an Magie und Aufmerksamkeit.
In den Bann des Langstreckenklassikers wurde auch Steve McQueen gezogen, er galt in den 60er und 70er Jahren als einer der kassenträchtigsten Filmschauspielern und war berühmt für seine Rollen in ”Die glorreichen Sieben” und ”Bullitt”.
Wie seine Kollegen James Dean, Paul Newman und James Garner war McQueen begeisterter Motorsportler. 1970 wurde er beim 12-Stunden-Rennen von Sebring auf einem Porsche 908/02 Zweiter, nicht zuletzt dank seines Teamkollegen Peter Revson und der Ausfälle vieler Konkurrenten. Seine Teilnahme am 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1970 auf einem Porsche 917 zusammen mit Jackie Stewart wurde jedoch abgelehnt. McQueen durfte aber von seinem teilnehmenden Porsche 908 authentische Rennszenen für den von ihm produzierten Film Le Mans drehen lassen.
45 Jahre danach widmet sich Christian Giesser diesem Film, blickt dank neuen Interviews mit damaligen Filmteilnehmern und neu entdeckten Archivaufnahmen hinter die Kulissen, was der Zuschauer während des Films und vor allem während den vier Stunden Zusatzinterviews auf einer separaten DVD erfährt, ist wirklich einzigartig und überaus amüsant.
Sieben Million Dollar und 200 Mann
1970: Steve McQueen, damals wie heute eine echte Hollywoodgrösse, reist mit einem 200 Mann starken Hollywood-Filmteam und 7 Million Dollar in der Tasche nach Le Mans, um einen puristischen Film über seine Leidenschaft - das Rennfahren - zu produzieren. Vor Ort unterstützten ihn 40 Rennfahrer und 2 Stuntman. Er selbst spielt die Hauptrolle im Duell Porsche 917 gegen Ferrari 512S. Der Film wurde aufgrund der mageren Handlung und der wenigen Dialoge kein Publikumserfolg, für Motorsport-Fans ist der Spielfilm ”Le Mans” aber heute ebenso Mythos wie das Rennen selbst.
Absolute Authentizität
Steve McQueen hielt nicht viel von Special Effects, alles sollte so authentisch gedreht werden wie nur möglich. So wurden sämtliche Fahrzeuge in den Filmsequenzen unter normalen Rennbedingungen, sprich Vollgas, gefahren. Um keine teuren Fahrzeuge für die Unfallsequenzen zu verschwenden, wurde jeweils ein Lola Chassis verwendet, auf welchem entweder eine Porsche oder eine Ferrari Karosserie montiert wurde.
Viele Sequenzen entstanden während dem echten 24-Stunden-Rennen. Der damalige Produktionsleiter erinnert sich noch genau, dass es nicht einfach war, dieses Fahrzeug mit Kamera an den Start zu brignen, zumal es die gleichen Auflagen wie ein echtes Rennfahrzeug zu erfüllen hatte. Nach langem hin und her mit Versicherung und Veranstalter gelang es dem Filmteam aber trotzdem, den Wagen an den Start zu bringen: wenn Sie also ein Foto von einem Porsche 908/2 mit Startnummer 29 sehen, dann war dies das Kameraauto vom Team Solar Productions.
Herbert Linge als Rennfahrer und Kameramann
Die spannende Filmdokumentation von Christian Giesser ist ein abwechslungsreiches Spiel zwischen historischen Filmsequenzen und heute abgezeichneten Interviews, in welchen damalige Crewmitglieder wie Rennfahrer Herbert Linge sich an jene Tage zurückerinnern. Von Linge erfahren wir, dass sein Porsche #29 mit mehreren Kameras ausgestattet war, er selber musste jeweils entscheiden, ob die vordere oder die hintere Kamera laufen sollte.
Witzige Anekdoten werden nahezu ununterbrochen erzählt. Zum Beispiel erfährt man von Linge, dass Steve McQueen eine Sequenz verlangte, wo das Fahrzeug genau dann den Dunlop Bogen durchfuhr, als die Sonne genau zentriert unter dem Bogen hindurchschien. Dies war zwischen 5:00 und 5:02 am Morgen der Fall. Herbert Linge stand an jenem Tag sehr früh auf und hatte genau eine Chance, zum richtigen Zeitpunkt unter dem Dunlop Bogen hindurchzufahren.
Ebenfalls beeindruckend ist die Geschichte über das berühmte Überholmanover auf der Hunaudières. McQueen wollte vom Strassenrand aus das Überholen filmen, den Fahrern blieb also ein Strassenstück von 70 Metern übrig, wo das Überholen stattfinden musste, und dies mit maximalen Geschwindigkeiten, 370 km/h. Herbert Linge fragte nach dem dritten verfehlten Versuch den Regisseur, ob sie nicht mit tieferer Tourenzahl fahren dürften, so hätte er mehr Schub gehabt, um während der Anfahrt noch zu korrigieren, damit es dann sicher in den 70 Metern hinhauen würde. Steve McQueen lehnte ab, es müsste unter Volllast passieren.
Einen ganzen Tag hätten sie an jener Sequenz gedreht, die im Film schliesslich nur ein paar Sekunden ausmachte!
Mit Stuntman Glavitza auf Spurensuche
Als Zuschauer sitzt man zusammen mit dem Regisseur Giesser in den Porsche 911 von Erich Glavitza, einer der beiden eingesetzten Stuntmans.
Man fährt der heutigen Rennstrecke entlang, an manchen Orten hält Glavitza an und erinnert sich an die Drehtage und erklärt vor Ort, was sich abspielte. Eine gelungene Dokumentation über das Entstehen des Le Mans-Klassikers.
Unendlich viele Anekdoten
Interessant zu erfahren sind auch die Kommentare über die Planung vor Ort. Ein Drehbuch gab es anscheinend nicht. Oft (oder in der Regel) wussten die Akteure nicht, was am nächsten Tag gedreht wurde. Das sogenannte Call-Sheet, welches eigentlich hätte beschreiben müssen, wer wann wo sein muss, war oft mit "t.b.d." gefüllt (to be defined, also "noch zu definieren").
Zu Wort kommen auch die Akteure aus dem früheren Produktions-Team wie US-Filmproduzent Peter Samuelson, die Porsche-Legende Willi Kauhsen und Jürgen Barth sowie Produktions-Assistent Dr. Christian Riml und der zweite Stuntman Peter Huber. Welche Geschichten die aus den Erinnerungen hervorrufen erfährt man am besten beim Zusehen des Films selber.
Technische Daten
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- Format: PAL DVD
- Bildformat: 16:9
- Tonformat: 2.0 Dolby Digital
- Regionalcode: 0 - Alle Regionen
- Laufzeit: 90 Minuten Hauptfilm + 233 Minuten Bonusmaterial (Interviews)
- Sprache: Deutsch
- EUR 29.90
Information
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