Bis Ende der Siebzigerjahre adelte ein Skorpion die sportlichen Modelle von Fiat und verlieh ihnen die Aura des Besonderen. Der Skorpion war das Markenzeichen von Carlo Abarth, der seinen Betrieb 1949 in Bologna gründete und nicht nur für Tuningaccessoires stand, sondern vielmehr für eine lange und erfolgreiche Geschichte sportlicher und technischer Erfolge. Im Buch „Abarth - Racing Cars • Collection 1949 - 1974“ wird die diese einmalige Erfolgsgeschichte nachvollziehbar präsentiert.
„Nur durch Ignoranz kann mein Name in Vergessenheit geraten“
Selfmademan, Gentleman, Racer. Das war Carlo Abarth, der gebürtige Österreicher, eine Mischung aus Ferry Porsche und Enzo Ferrari, nur radikaler. Er wählte die Überholspur zum Lebensweg. Alles begann damit, dass Abarth Serienfahrzeuge, vornehmlich italienischer Automarken tunte und als Rennfahrzeuge optimierte. Neben dem Abarth 124 Spider zählt der Fiat 500 Abarth zu den bekanntesten Modellen aus der Tuning-Werkstatt. Doch Abarth ist auch berühmt für seine Rennwagen, die erfolgreich in allen damaligen FIA-Kategorien eingesetzt wurden.
Leidenschaft, Können und unternehmerisches Geschick liessen die sportlichen Skorpione zahlreiche Siege gegen die etablierte Konkurrenz einfahren. Bei den Rennfahrern aber auch bei sportlichen Privatfahrern genossen die Wagen von Abarth einen hervorragenden Ruf, während der Boss als eher unzugänglich galt. Trotzdem rissen sich die Fahrer um die raren Plätze in den stets konkurrenzfähigen Rennwagen. Wer möchte so ignorant sein, das Lebenswerk hinter diesem wohlklingenden Namen, das zeitlos in die Chronik der Automobilgeschichte eingegangen ist, zu vergessen?
Die Sammlung Möll
Die vierhundertseitige, dreisprachige Ausgabe (deutsch/englisch/italienisch) stellt die vom ehemaligen Abarth Werksfahrer Engelbert Möll in der Schweiz zusammengetragene Sammlung von Abarth Sport- und Rennwagen vor. Möll, dessen Karriere schon beim 2. Einsatz als Werksfahrer auf der Solitude durch einen Unfall im Jahr 1963 beendet wurde, begann Ende der Siebzigerjahre mit der Vermittlung von Abarth-Rennfahrzeugen.
Diese erste intensive Beschäftigung mit der faszinierenden Geschichte von Abarth nach seinem jähen Ende mit Abarth war der Anlass, selbst nach raren Modellen Ausschau zu halten. Schnell hatte er einen Abarth 1000 Bialbero als Grundstock in der Sammlung. Hinzu kam ein Abarth Simca 1300 und ein Biposto Cuneo 1000. Möll gelang es später in ganz Europa, Nordamerika aber auch Venezuela und Mexiko seltene Fahrzeuge zu erstehen und seiner Sammlung einzuverleiben. Alle im Originalzustand und meist mit bedeutender Renngeschichte.
Diese Sammlung besitzt mit 50 Fahrzeugen Museumsformat und umfasst die gesamte Abarth-Renngeschichte bis zu den seltenen V8 und V12 Le Mans Projekten zum Ende der 60er Jahre In dieser Qualität ist sie weltweit wohl einzigartig. Wer einmal das Glück hatte, diese Ausstellung zu besuchen, kann erahnen, wie glorreich die Zeiten bei Abarth einst waren. Sie und alle anderen dürfen sich mit diesem Buch den ganz besonderen Zugang zur Geschichte Abarths verschaffen und deren Faszination erliegen.
Bildlastig
Das Buch teilt sich ein in drei Kapitel: eine kurze Einführung in der Carlo Abarth und Engelbert Möll vorgestellt werden; in die Erinnerungen, u.a. von berühmten Rennfahrern, Ingenieuren und Mechanikern sowie Abarths Frau Anneliese; und last but not least in die Vorstellung der Fahrzeuge aus der Sammlung Möll: Der Racing Car Collection 1949 - 1974.
Dabei wird jedes Modell in einer einseitigen Vorstellung textlich porträtiert und anschliessend in aufwendiger Fotografie auf mehreren Folgeseiten von renommierten internationalen Fotografen in Szene gesetzt. Es muss ein enormer Aufwand gewesen sein, Locations, Fahrzeuge und Fotograf zu vereinen, um die Vielfalt und die Eleganz der Abarth-Kreationen im wahrsten Sinne des Wortes ins rechte Licht zu rücken.
Fazit - empfehlenswert
Carlo Abarth hat sein Unternehmen 1971 an den Fiat-Konzern verkauft. Danach versank der Skorpion langsam aber sicher in der Versenkung und wurde erst vor kurzem wieder zum Leben erweckt. Carlo Abarths Markenzeichen prangt heute wieder stolz auf sportlichen Fiat-Modellen. In diesem voluminösen und repräsentativ ausgestatteten Text- und Bildband wird die Racing Cars Collection 1949-1974 aus der legendären italienischen Rennwagen-Schmiede vorgestellt.
Abarth, das ist der Name eines Automobilherstellers, der seine Berühmtheit hauptsächlich durch die sportliche Aufwertung anderer Marken erworben hat, zum Beispiel Simca und vor allem Fiat. Und Abarth – Carlo – hiess auch der Gründer des Unternehmens, ursprünglich ein gebürtiger Wiener, der als Motorradrennfahrer begonnen und als Unternehmer in Turin reüssiert hat.
Die Vorstellung der Modelle aus der Sammlung eröffnet der Fiat Abarth „500 GT Coupé Zagato“ von 1957. Der Fiat Abarth „750 Bialbero“ von 1961 besticht durch seine rasante Eleganz. Ganz als Kraftpaket kommt der „OT 2000 Periscopio“ von 1968 daher. Futuristisch wuchtig gibt sich der Fiat Abarth „2000 Prototipo Pininfarina“ (1974) daher. Von ganz eigenem Gepräge waren die Abarth Simcas mit ihrer spektakulären Sportlichkeit.
Eine winzige Auswahl nur aus einem gewaltigen Buch über eine grosse Marke. Das Ganze ist mit € 78,– eher im hochpreisigen Segment angesiedelt. Angesichts des Aufwandes allerdings auch absolut gerechtfertigt. Dieses Buch ist absolut empfehlenswert und lässt das Bild einer Marke entstehen, die bis heute zurecht Kultstatus geniesst, auch wenn die Texte wegen der Dreisprachigkeit arg kurz ausgefallen sind und sowohl Inhalts- auch Stichwortverzeichnis fehlen. Aber dies kann einen echten Enthusiasten sicherlich nicht vom Kauf abhalten.
Bibliografische Angaben
- Titel: “Abarth - Racing Cars • Collection 1949 -1974”
- Sprache: deutsch, englisch, italienisch
- Verlag: Delius Klasing
- Auflage: 1. Auflage Sommer 2018
- Format: Gebunden, 254 x 300 mm
- Umfang: 420 Seiten, 200 Farbfotos, einige Schwarzweiss-Bilder
- ISBN: 978-3-667-11392-4
- Preis: EUR 78.00
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