Es gibt schon sehr viele Bücher über Autos und auch über Ferrari. Eigentlich meint man, schon fast alles gesehen zu haben. Und dann kommt dieses Buch, rund vier Kilogramm schwer und im Grossformat 30 x 37 cm, aufgeschlagen also 60 x 37 cm. Und man will nicht mehr aufhören zu blättern und zu schauen.
Durch die Augen eines Enthusiasten
Wir blicken auf die Welt von Enzo Ferrari, auf die frühen Jahre seiner eigenen Firma. Nur gerade fünf Jahre umfasst die Fotosammlung, die auf knapp über 350 Seiten ausgebreitet wird. Die Fotos stammen von Corrado Millanta (1909-1983), einem gelernten Industriedesigner und Ingenieur, der sich die Fotografiekenntnisse autodidaktisch angeeignet hat.
Schon früh gewann er das Vertrauen der Designer, Ingenieure, Mechaniker und Rennfahrer, konnte beim Commendatore ein- und ausgehen. Und immer hatte er seine Leica-Kleinbild-Kameras dabei.
Vorwiegend schwarzweiss
Es sind vor allem Schwarzweiss-Aufnahmen, welche die Rennwagen und die Menschen rund um die Ferrari-Einsätze der Jahre 1957 bis 1952 zeigen. Es sind aussergewöhnliche Fotos, die im von Sportfahrer Publishing in Zusammenarbeit mit der Klemantaski Collection gestalteten Fotoband zu sehen sind. Sie zeugen von einer grossen Liebe für die Fotografie, aber auch die Technik und die Leute im und um die Rennwagen.
Die Fotos entstanden teilweise aus dem Moment heraus, teilweise wurden sie wohl auch aufwändig arrangiert. Millanta weiss mit dem Licht umzugehen, er beherrscht aber auch seine Ausrüstung. Man muss sich vor Augen halten, dass er mit Sucherkameras und kurzen Brennweiten arbeiten musste, es gab weder Spiegelreflex noch Autofokus zu jener Zeit, die Lichtstärke der Objekte lag weit unter dem, was heute möglich ist.
Und trotzdem schaffte Millanta saubere Mitzieher und tolle Momentaufnahmen.
Besonders gefallen können jene Bilder, die Rennwagen im weiten Umfeld zeigen. Ob an der Rennstrecke oder in der Werkstatt, immer kann man interessante Details entdecken.
Die frühen Ferraris
Gezeigt werden fast ausschliesslich Autos der frühen Ferrari-Jahre. Sie heissen 125 S, 166 I, 166 M, 500 F2, 225 Berlinetta Vignale oder 375 Indianapolis. Und sie fahren in Monaco, Monza, Szilien oder an der Mille Miglia. Man sieht die berühmtesten Fahrer jener Jahre, z.B. Ascari, Taruffi, Villoresi oder Farina, hinter dem Lenkrad und neben den Rennwagen. Und die Mechaniker, Konstrukteure und natürlich den Chef selber. Es wird eine Epoche porträtiert, als Rennfahrer wahre Helden waren, ohne Sicherheitsgurten und Helme fuhren, sich nur auf sich selber und die Technik verlassen konnten.
Kurze Textelemente erläutern, was man vielleicht aus Mangel an Detailkenntnissen nicht (mehr) weiss. Aber die Fotos leben (fast) für sich selber. Das grosse Format erlaubt die grosszügige Darstellung der Aufnahmen, egal ob sie im Quer- oder Hochformat entstanden sind.
Für Ferrari- und Foto-Fans
Es ist ein Buch für Geniesser, die ein Interesse an den Monoposti und Strassensportwagen der Nachkriegszeit haben. Wer meint, schon alles zu Ferrari im Regel zu haben, wird um das Buch sowieso nicht herumkommen. Wer Freude am Rennsport späten Vierziger- und frühen Fünfzigerjahre hat, der sollte es zumindest ins Auge fassen.
Billig kann ein solches Buch, das zudem in kleiner Auflage (550 Exemplare) auf den Markt kommt, nicht sein, aber die investierten EUR 495 werden vermutlich mehr Freude machen, als der gleiche Betrag ausgegeben für zehn Hochglanzbücher zu Ferrari, die man schnell wieder weglegt.
Bibliografische Angaben
- Titel: Millanta on Ferrari 1947-1952
- Autor/Editor: Alessandro Silva
- Sprache: Englisch
- Verlag: Sportfahrer Publishing
- Auflage: 1. Auflage Februar 2024, limitiert auf 550 Exemplare
- Format: Gebunden, 300 x 370 mm, im Schuber
- Umfang: 352 Seiten, 338 Schwarzweiss und 8 Farbfotos
- Preis: EUR 495.00 (inkl. dt. MWSt.)
- ISBN: 978-3-945390-18-4
- Kaufen/bestellen: Online bei Sportfahrer Publishing























































































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