Ercole Spada ist verantwortlich für das Design von weit über 40 Autos, darunter so bekannte Fahrzeuge wie der Aston Martin DB4 Zagato, der Alfa Romeo Giulia Tubolare Zagato (TZ1, TZ2), der BMW Siebner E32 oder der Alfa Romeo 155. Und trotzdem kennen ihn oft selbst die Fahrer dieser Automobile nicht. Er blieb gerne im Hintergrund und ist kein Boulevard-Star.
Ein Buch für einen Meister seines Fachs
Gut so, dass Motorjournalist Bart Lenaerts zusammen mit seiner Frau Lies De Mol das Vertrauen dieses Ausnahmetalents fand und die Ergebnisse unzähliger Unterhaltungen in ein lesenswertes Buch konzentrierte. Das 302 Seiten starke Ergebnis in englischer Sprache ist mit 350 Fotos und vor allem auch Zeichnungen illustriert und als Zugabe gibt es auch noch ein Poster in A0-Grösse mit dem Faksimile der Bauzeichnungen zum Alfa Romeo TZ1.
Die Karriere
Schon als Kind zeichnet Spada Autos, entwickelt schon früh weit überdurchschnittliche zeichnerische Fähigkeiten. Spezialisierte Schulen, um dieses Talent auszubauen, gibt es nicht. So nimmt er technische Kurse, wo er das Wesen von Bauplänen, die aber nichts mit Automobilen zu tun haben, erlernt. Für Autos interessiert er sich aber weiterhin, doch kann er sich nicht einmal die begehrten Automobilzeitschriften jener Zeit leisten.
Während seines Militärdienstes verfolgt er die lokalen Rennen, die Namen Alfa Romeo, Abarth und Zagato fallen ihm immer wieder auf. Bei genau diesen drei Firmen bewirbt sich Spada und Elio Zagato antwortet am schnellsten. Tatsächlich waren diese drei Bewerbungsschreiben die ersten und einzigen, die Spada je geschrieben hat, und gleichzeitig war Spada auch der Erste, der sich je bei Zagato mit einem Bewerbungsschreiben für einen Job interessiert hat.
Elio stellt Ercole ein und hat damit erstmals in der Geschichte einen Designer auf der Lohnliste!
Und so beginnt eine Designer-Karriere, die später bei Firmen wie GHIA, IDEA, Ford, Audi und BMW fortgesetzt wird. Jede Station erhält gebührend Platz im Buch, parallel zur Beschreibung der Arbeit an den Autos jener Epoche
Die Autos
Bristol 406 GT Zagato (1960), Aston Martin DB 4 GT Zagato (1960), Osca 1600 GT (1960), Alfa Romeo Giulietta Codatronca (1961), Lancia Appia Sport (1961), BMC Mini-Cat (1961), Bristol 407 GT Zagato (1961), Lancia Flavia Sport (1962), Alfa Romeo 2600 SZ prototipo (1962), Alfa Romeo TZ Spider prototipo (1962), Alfa Romeo TZ 1 (1963), Lancia Flavia Prototipo Sport Corsa (1964), Alfa Romeo TZ 2 (1964), Hillman Zimp (1964), Fiat 850 Zagato (1964), Lancia Flaminia Super Sport (1964), Alfa Romeo 2600 SZ Production (1965), Lancia Fulvia Sport Zagato (1965), Alfa Romeo Gran Sport Quattroruote (1965), Lamborghini 3500 GTZ (1965), 21. Bikini (1965), Osca MV 1700 Berlinetta (1965), Osca MV 1700 Convertible (1965), Lancia Flavia Super Sport (1965), Rover 2000 TCZ (1967), Fiat 125 GTZ (1967), Lancia Fulvia Spider (1968), Alfa Romeo Junior Zagato (1969), volvo 142 GTZ (1969), Zanzara (1969; Ford GT 70 (1971), Iso Varedo (1972), Ford Mustang (1979), BMW E32 Siebner (1986), BMW E34 Fünfer (1988), Fiat Tipo (1988), Ferrari PPG (1988), Fiat Tempra (1990), Fiat Tempra Kombi (1990), Lancia Dedra (1990), Lancia Dedra Kombi (1991), Alfa Romeo 155 (1992), Lancia Delta (1993), Nissan Terrano (1993), Daihatsu Move (1995), Ferrari FZ 93 Zagato (1993), Osca Dromos (1998), Spada Codatronca (2008) - die Autos die Ercole Spada zeichnete und gestaltete. Ihnen allen wird im Buch Raum gegeben und wo immer möglich werden Entwürfe und das fertige Auto gezeigt, aber vor allem Spadas Gedanken und Ideen wiedergegeben.
Die Geschichten und Erinnerungen
Entlang der Geschichte, das Buch ist weitgehend chronologisch aufgebaut, werden viele Anekdoten und Seitengeschichten erzählt, etwa die Erinnerung, als sie Fahrversuche mit dem Alfa mit dem abgeschnittenen Heck (Codatronca) machten, um die Aerodynamik zu verbessern. Entlang der Kilometer-Markierungen wurde die Geschwindigkeit errechnet und als Spada 16 Sekunden von der Stoppuhr ablas, meinte er, einen Fehler gemacht zu haben. Aber die Messung konnte auf dem nächsten Kilometer verifiziert werden, die Änderung am Fahrzeug hatte tatsächlich eine um 20 km/h höhere Endgeschwindigkeit ergeben.
Kein Bilderbuch
Obschon der prachtvolle Band im quadratischen Format von fast 30 mal 30 Zentimeter mit vielen Bildern illustriert ist, ist es kein Bilderbuch, sondern eher eine Biografie und ein Lesebuch. Natürlich sprechen auch die vorwiegend historischen Fotos und die hervorragend wiedergegebenen Zeichnungen eine deutliche Sprache, aber richtig wertvoll werden sie halt erst mit dem begleitenden Text. Daher richtet sich der Band sicher eher an Leute, die der englischen Sprache mächtig sind und die Gedanken Spadas bei den Entwürfen mitverfolgen können.
Für Designinteressierte ist das Buch aber auf jeden Fall ein absolutes Muss und für Leute, die eine der über 40 Kreationen Spadas in der Garage stehen haben, sowieso.
Mit Euro 98.00 ist das schön gemachte und in schlichtem Weiss gehaltene Werk nicht billig, aber sein Geld auf jeden Fall wert. Und wie steht es doch auf der Rückseite? “Eine lange Geschichte eines kurzen Endes” ( A long story of a short tail).
Bibliografische Angaben
- Titel: Spada
- Autoren: Bart Lenaerts und Lies Del Mol
- Sprache: Englisch
- Verlag: Delius Klasing
- Auflage: 1. Auflage 2014
- Umfang/Format: 302 Seiten, 350 Fotos und Zeichnungen, Format 29,5 x 29,7 cm, gebunden
- ISBN-10: 3768838749
- ISBN-13: 978-3768838740
- Preis: Euro 98.00
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