Zum 150. Geburtstag wurde ein Buch, das die ganze Geschichte von NSU erläutert, neu aufgelegt. Wäre NSU heute noch aktiv, würde diese Auto- und Motorradmarke zu den ältesten überhaupt gehören. Die eigentlichen Tätigkeiten wurden aber bereits vor über 50 Jahren eingestellt, NSU war im VW-Konglomerat aufgegangen und mit Audi fusioniert worden. Dabei war NSU damals nicht schlecht unterwegs, hatte der Welt einige Innovationen beschert und die Basis für Automobile und Bauweisen gelegt, die noch Jahrzehnte spürbar sein würden.
Verfasst hat die “NSU-Story” Peter Schneider, der seine Karriere einst in der NSU-Presseabteilung begonnen hatte, später aber auch für BMW und Porsche arbeitete.
Historisch entlang der Zeitachse
Es war im Jahre 1873 als Christian Schmidt und Heinrich Stoll eine kleine Werkstätte zur Herstellung von Stickmaschinen gründeten, der Anfang von NSU. Diese Bezeichnung entstand dann allerdings erst deutlich später, als man in der Motorradproduktion gegen BSA mit einem Qualitätssiegel antreten wollte. Die drei Buchstaben NSU hatte man einfach aus dem Standortnamen NeckarSUlm entlehnt.
Es blieb, wie schon angedeutet, nicht lange bei den Strickmaschinen. Über das Fahrrad kam man zum Motorrad und bereits 1905/1906 baute man die ersten Automobile, zunächst als Lizenzfertigungen, aber bald auch Eigenkonstruktionen. Motorsporterfolge halfen beim Absatz, doch schliesslich musste man sich auf das Motorrad und später auch auf Motorroller konzentrieren. Der Bau des Typ 32, einen Vorläufer des Volkswagens, war ein kurzes Intermezzo.
Erst in der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre war das Automobil wieder dran und wirtschaftlich genügend interessant, um einen Neueinstieg zu wagen. Es folgten die Modelle NSU Prinz 1 bis 4, der Sport Prinz und schliesslich die NSU 1000, 1200 und TT/TTS mit Vierzylindermotoren.
Eine wichtige Entwicklung war natürlich der Wankelmotor, der zuerst im Wankel Spider und schliesslich im Ro 80 erschien, mit dem sich NSU in Richtung Oberklasse bewegte. Und mit dem NSU K70, der nur 23 Mal als Vorserienfahrzeug entstand, war die Geschichte dann zu Ende.
Spannend erzählt
Schneider führt uns entlang der Zeitachse durch die bewegte Geschichte von NSU. Das liesst sich packend und sehr informativ. Mit rund 265 Seiten steht natürlich nur begrenzt Platz für eine derartig umfangreiche Geschichtserzählung zur Verfügung und der Autor kann sich nicht jedem Fahrzeugtyp so intensiv widmen, wie es ein Typenkompendium tun würde. Ein paar Seiten müssen dem Prinz oder dem TT genügen. Dass man da auch keine kompletten Abdrucke von damaligen Testberichten oder Pressemitteilungen erwarten kann, ist selbstverständlich. Aber dafür gibt es auch andere Bücher.
Gewünscht hätten wir uns vielleicht noch eine übersichtliche Darstellung des Zeitstrahls mit den wichtigsten Ereignissen und Typen auf einer oder zwei Seiten. Dies hätte den Einstieg erleichtert und man hätte sogar die Seitenzahlen referenzieren können. Weil auch ein Stichwortverzeichnis fehlt, kommt man nicht umhin, sich weitgehend sequentiell durch das Buch durchzuarbeiten. Für jemanden, der auf der Suche nach bestimmen Zahlen oder Fakten ist, kann dies etwas zeitraubend sein, aber für sie gibt es dafür einen umfangenden Anhang (siehe weiter unten).
Attraktive Bildauswahl
Hervorragend gelungen ist dem Autoren und dem Verlag die Bildauswahl mit vielen raren Abbildungen aus dem Werksfundus. Gezeigt werden nicht nur die Automobile und Motoräder, sondern auch Darstellungen der Fabriken und Porträts wichtiger Personen entlang der Geschichte.
Man hat glücklicherweise auch darauf verzichtet, historische Schwarzweiss-Bilder mit später aufgenommenen Farbfotos zu ersetzen, weshalb das Gros der Abbildungen in Schwarzweiss gehalten ist. Gut so, denn diese alten Werksfotos geben diesem Buch sehr viel Atmosphäre.
Umfangreicher Anhang
Bereits kurz erwähnt wurde der mit rund 140 Seiten sehr umfangreichen Anhang. Er enthält hauptsächlich Daten und Beschreibungen sowie Fotos zu den von NSU über rund 90 Jahre gebauten Fahrzeuge. Dabei fehlen Stückzahlen genauswenig wie detaillierte technische Daten und zusätzliche Beschreibungen.
Auf sechs Seiten sind dann auch noch Produktionszahlen entlang von Modellen und Baujahren zusammengefasst. Auch dies sehr wertvolle Informationen.
416 Seiten
Mit über 400 Seiten ist das EUR 69.00 teure Buch ein hochinteressantes Markenkompendium zu einer wichtigen Auto- und Motorradmarke. Es ist gut geschrieben, aufwändig recherchiert und hervorragend illustriert. Was will man mehr? Dieses Werk sollten sich auch Autogeschichtsinteressierte in ihre Bibliothek stellen, die NSU vielleicht bisher gar nicht auf dem Radar hatten, denn hier wird auch viel Industriegeschichte beschrieben.
Bibliografische Angaben
- Titel: Die NSU-Story - Alle Autos und Motorräder aus Neckarsulm
- Autor: Peter Schneider
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Motorbuch Verlag
- Auflage: 1. Auflage, Februar 2023
- Format: Gebunden, 230 x 265 mm
- Umfang: 416 Seiten, 720 Bilder
- ISBN: 978-3-613-04546-0
- Preis: EUR 69.00
- Kaufen/Bestellen: Online beim amazon.de , online beim Motorbuch-Verlag oder im einschlägigen Buchhandel
Information
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zumindest die in der Besprechung abgebildeten Seiten sind mit der Auflage von 2012 in Gestaltung, Fotos und Text identisch, ebenso die Seitenzahl.
Viele Grüße
Matthias Plewa