Wieso soll man sich eigentlich noch Rallyesportfilme auf DVD oder Bluray kaufen, wenn es auf Youtube und Vimeo tausende von Filmchen gibt, die irgendwelche Rallye-Fans hochgeladen haben? Diese Frage stellen sich wohl viele heutzutage, die Antwort ist aber denkbar einfach und lässt sich am besten mit der Fotografie vergleichen: Eine digitale Spiegelreflexkamera kann sich heute eigentlich jeder leisten, die Bilder werden scharf, haben satte Farben und eine hohe Auflösung. Damit das Sujet auf dem Foto aber so richtig zum Leben erweckt wird und das Foto eine Geschichte erzählt, braucht es viel Erfahrung, künstlerisches Talent und ein gutes Mass an Fingerspitzengefühl, die Atmosphäre im Foto einzufangen.
Gleiches gilt für Filme. Und Helmut Deimel gehört genau zu jenen Filmemachern, die genau wissen, wie ein Motorsportfilm gemacht werden muss, um packend und unterhaltend zu sein. Den Film könnte man an einer beliebigen Stelle pausieren und man hätte ein perfekt inszeniertes Foto. Diese Kunst, einen Film mit fotografischer Qualität zu erstellen, findet man auf Youtube eben nicht und freut sich umsomehr, dass es solche Filme wie diesen hier überhaupt noch zu kaufen gibt.
Auch Teil 2 ist voller Rallye-Action
Die im Jahr 2001 von Helmut Deimel veröffentlichte Rallye-Dokumentation “Die Evolution des Driftwinkels” gilt immer noch als einer der besten Motorsport-Filme aller Zeiten. Während der erste Teil sich sehr breit auf den Rallye-Sport abstützte, spannt der zweite Teil die thematische Klammer über die spannende Entwicklung der Rallye-Weltmeisterschaft, vom allerersten Markenweltmeister 1973 Renault Alpine bis zum neunfachen Weltmeister Sebastien Loeb und seinem aktuellen Nachfolger Sebastien Ogier.
Kein lauwarmer Aufguss des ersten Teils
“Die Evolution des Driftwinkels Vol. 2” blickt mit fast ausschliesslich ungesehenem Filmmaterial auf die Geschichte der Rallye-Weltmeisterschaft zurück. Dieser zweite Teil ist also keine verbesserte Variante des Films aus 2001, sondern überrascht mit ausschliesslich neuen Filmsequenzen. Filmemacher Helmut Deimel zeigt diese in einem lockeren, amüsanten und vor allem emotionalen Blick, aufgeteilt in 26 interessante Kapitel.
Vielfalt der Automarken
Auf seine gewohnt unterhaltsame Art erzählt Deimel zudem von der enormen Vielfalt der Automarken, den ausgefallenen technologischen Lösungen und den unglaublichen Leistungen der Mechaniker, die den geschundenen Autos bei jedem Wetter, bei Tag und bei Nacht neues Leben einhauchten und von einem Servicepunkt zum nächsten ihr eigenes Rennen fuhren.
Lieblingsschauplätze der Fans
Oft werden wunderbare Einblicke in die oft verrückte Welt der Rallyefans gezeigt, die fast jede Mühe auf sich nehmen, um dabei zu sein. Der Film nimmt den Zuschauer mit an die Lieblingsplätze der Fans – etwa zum legendären Col de Turini, zur Ortsdurchfahrt von Chiusdino in der Toskana oder zur spektakulären Sprungkuppe „Colin’s Crest“ bei der Schweden Rallye.
Als Amateur-Filmer zur WM
Während einer Sequenz im Film erklärt Helmut Deimel, dass 1973 die blaue Renault-Alpine auf österreichischem Schotterboden eine derartige Faszination bei ihm auslöste (und nicht nur bei ihm!), dass er als junger Filmemacher sich sehr schnell diesem Sport als Filmer widmete.
Im Fernsehen sah man so gut wie nichts über die Markenweltmeisterschaft, umso einfacher konnte man als Medienschaffender überall filmen, wo man wollte. Selbst Amateur-Filmer wurden zu den Anlässen eingeladen. Eine lockere Atmosphäre, die heute wohl viele vermissen und die damals grenzenlose Kreativität ermöglichte.
David gegen Goliath
Der frühe Rallyesport war auch deshalb so spannend, weil grundsätzlich jeder mit seinem Strassenauto, das er ein bisschen für den Rennbetrieb zurechttrimmte, an Rallye-Läufen teilnehmen konnte. So gab es oft Duelle zwischen normalerweise überragenden Werkswagen und kleinen Privatfahrzeugen, die beim Publikum besonders beliebt waren.
So zum Beispiel Franz Wittmann auf Opel Kadett, als er auf italienischem Schotterboden die Werks-Lancia Stratos herausforderte und zum Teil sogar schlug.
Wenn der Beruf zum Lebenswerk wird
Wenn etwas zum Lebenswerk einer Person wird, dann liegt dies nicht nur daran, dass sich jene Person Tag und Nacht dem Thema widmet, sondern dieses auch thematisch auf allen Ebenen und Perspektiven angeht und dokumentiert. Bei Helmut Deimel ist dies nicht anders, und gerade das machen seine Filme aus. Er filmte nicht nur die Rallyefahrzeuge während den Läufen, sondern auch die Fahrer vor und nach den Läufen, auch die Fans, und natürlich auch die Technik.
Ein Orchester der Motorsounds
Die Vielfalt der damalig eingesetzten Triebwerke, von zwei bis acht Zylinder, mit oder ohne Turbo, Kompressor oder Wankeltechnologie, entfachte ein Feuerwerk an Motorsounds, eine orchestrale Vielfalt, wie man sie heute bei keinem Motorsport mehr erleben kann.
Umso genüsslicher lauscht man den Sequenzen, wo Helmut Deimel die bekanntesten Triebwerke in Bild und Ton vorstellt, ein Ohr- und Augenschmaus!
Ferrari 6-Zylinder (im Lancia Stratos), Alfa Romeo 6-Zylinder...
... Subaru 4-Zylinder Boxer, VW 4-Zylinder Boxer, Porsche 6-Zylinder Boxer, Opel 4-Zylinder 4-Ventiler, Mazda RX7 Wankelmotor, Audi 5-Zylinder Turbo, Lancia 4-Zylinder Turbo, Saab V4, Toyota 4-Zylinder Turbo, Renault 4-Zylinder Turbo, Lancia 4-Zylinder Turbo/Kompressor...
... Lancia 4-Zylinder Sauger, Triumph TR7 V8, Datsun 6-Zylinder, BMW 4-Zylinder 4-Ventiler, Mercedes 8-Zylinder, Austin Rover 6-Zylinder... sie alle wurden minutiös gefilmt, dokumentiert und in diesem Falle ohne Kommentarstimme gezeigt.
Überall dabei, unendlich Filmmaterial
Ein anderes Kapitel beginnt mit einem Blick auf die Hochglanz-Boxeneinrichtung der heutigen Rallye-Teams, da werden mehrstöckige Zelte aufgebaut mit integriertem Gourmet-Restaurant, Erholungslounge und sauberen Werkstätten. Fehlt da nicht etwas? Aber sicher! Helmut Deimel ruft uns in Erinnerung, wie es früher war, als die Mechaniker bei Wind und Regen unter das Auto lagen, mit Öl in den Haaren ganze Getriebe austauschten, dies ohne Werksunterstützung!
Mitten im Dschungel
Besonders beeindruckend sind die Aufnahmen der damals berühmten extralangen Sonderprüfungen, so wie zum Beispiel jene der 800km langen Wüstenetappe namens “Transmarocaine” oder der Elfenbein-Rallye San Pedro, wo die Strecke durch den dichtesten Urwald führte… Atemberaubende Aufnahmen!
Gefühlte vier Stunden
Der gut eineinhalb Stunden dauernde Film fühlt sich an wie ein vier Stunden langer Actionfilm, die Szenen sind so dicht aneinander gereiht, so viele Eindrücke werden innert Sekunden gezeigt und unterschiedlichste Aspekte beleuchtet. Wie schon zu Beginn dieses Artikel erwähnt, manche werden wohl behaupten, dass man im Zeitalter von Youtube und Vimeo genügend Rallyefilme kostenlos im Internet schauen könne, doch eines steht fest: keiner dieser wird diese Qualität von einem Helmut Deimel Film erreichen. Wir sind jedenfalls absolut begeistert!
Film Trailer
Weitere Informationen zum Film
- Regisseur: Helmut Deimel
- DVD bestellen: Beim McKlein Store , Amazon oder direkt beim Herausgeber Highspeed Films
- Format: PAL DVD
- Bildformat: 16:9
- Tonformat: Stereo
- Regionalcode: 0 (Alle Regionen)
- Laufzeit: 86 Minuten
- Sprache: Deutsch
- Verkaufspreis: 29,90 Euro
Information
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