Bücher, die von Enthusiasten verfasst werden, sind immer etwas Besonderes. In ihnen steckt meist das Ergebnis langer Auseinandersetzungen mit dem Thema und mit dem Buch “Die Jean Bugatti Story” ist es nicht anders. Dass Horst Schultz ein Enthusiast ist, das wird spätestens dann klar, wenn man sich bewusst wird, dass er ein eigenes Bugatti-Museum im Altlussheimer Museum Autovision einrichtete. Und auch die Tatsache, dass er bereits mehrere Bugatti entweder restaurieren oder rekonstruieren liess, deutet darauf hin, dass er dem Thema nahe ist.
Eine andere Perspektive
Horst Schultz weist auf viele andere Bugatti-Bücher hin, doch die meisten befassten sich hauptsächlich mit dem Werk von Ettore Bugatti, während dessen Sohn Jean Bugatti weniger Aufmerksam erhält.
Zu unrecht, erklärt Schultz und widmet sein eigenes Buch dem jungen Jean Bugatti, der 1939 auf tragische Weise bei einer Testfahrt im Type 57 G sein Leben verlor.
Gesamtüberblick
Trotz dem Fokus auf Ettores Sohn Jean Bugatti, rollt der Autor allerdings die gesamte Bugatti-Geschichte auf, beginnend bei der Familiengeschichte, über die Anfänge im Automobilbau und die Typen 10, 13, 30, 35, 37 oder 40.
Weiter geht es dann mit den Typen 41, 43, 44, 46 und 49, bei denen Jean Bugatti schon stark involviert war. Auch der Bugatti-Zug, angetrieben vom Royale-Motor, kommt übrigens zu Wort.
Viel Platz erhalten dann jene Typen, bei denen Jean Bugatti federführend war, also etwa 50, 51, 55, 57 und 59 / 59 GP. Vor allem der Type 57 wird sehr umfangreich dokumentiert, schliesslich war dieser Entwurf besonders erfolgreich, wurden doch rund 700 Chassis hergestellt.
Auch die Nachkriegsentwürfe werden, u.a. Type 101, werden gewürdigt und auch die italienischen Bugatti EB110 und die Volkswagen-Hypersportwagen Veyron 16.4 werden thematisiert.
Rund 45 Seiten werden den Exponaten im Bugattimuseum im Museum Autovision gewidmet, dabei wird auch auf Restaurierungsgeschichten eingegangen und erklärt, warum einzelne Fahrzeuge nachgebaut wurden. Alle Wagen sind vom Typ 57 oder verwandt damit.
Auf den letzten etwa 30 Seiten werden dann Modelle, Bücher und Ausstellungen, sowie Clubs und den Unterstützer genannt, ein Stichwortverzeichnis fehlt, wie leider so oft, auch hier. Gerade in diesem Buch wäre man allerdings besonders froh darum gewesen, denn es ist nicht immer einfach, gezielt gesuchte Informationen zu finden.
Schönheit und Fortschritt
Wer das Buch von Anfang bis Ende durchliest, erkennt schnell, was die Besonderheit der rund 7800 Bugatti Fahrzeuge ausmacht, die vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind. Interessant sind, neben den bekannten Typen, auch immer wieder die weniger berühmten Fahrzeuge, die sonst kaum je Niederschlag in der Literatur finden.
Wie bereits erwähnt sind dem Autor Schultz vor allem auch die Modelle des Typs 57, geschaffen und gestaltet durch Jean Bugatti, sehr wichtig. Rund ein Viertel der Seiten werden hier eingesetzt und man erkennt die Vielfältigkeit der Karosserien aber auch die Finessen der Technik.
Viele Bilder dokumentieren die Einzelteile, aber auch die eleganten Aufbauten.
Vom Enthusiasten für Enthusiasten
Man muss sich schon im Buch vertiefen, um den Mehrwert zu realisieren, den Schultz liefert. Es gibt gewiss schöner und aufwändiger gestaltete Bugatti-Bücher, Werke, die sich auf dem Coffee Table besser machen, als in der Hand des Kenners. Diesen Weg wollte Schultz nicht gehen, er konzentriert sich auf die Vermittlung seines Wissens und seiner Erkenntnisse, die nicht zuletzt auch aus den Restaurierungen verschiedener Bugatti-Modelle kommt.
EUR 94.50 sind kein Pappenstiel, aber dem Bugatti-Enthusiasten wird es diese Summe sicher wert sein, um mehr von Jean Bugattis Leben und Autos zu verstehen.
Bibliografische Angaben
- Titel: Die Jean Bugatti Story
- Autor: Horst Schultz
- Sprache: Deutsch
- Verlag: ABC Verlag
- Auflage: 1. Auflage 2020
- Format: Gebunden, mit Schutzumschlag, 30 x 21,5 cm
- Umfang: 320 Seiten, viele Schwarzweiss- und Farbbilder
- ISBN: 978-3-9816302-4-4
- Preis: EUR 94.50
- Kaufen/bestellen: Im Museums-Shop des Museums Autovision oder im einschlägigen Buchhandel