Der Titel heisst schlicht “Alfa Romeo Giulia” und vermutlich sind auch keine marktschreierischen Worte nötig, um klarzumachen, worum es geht. Denn bis heute (2013) gab es nur eine Alfa Romeo Giulia und die wurde von 1962 bis 1978, also 16 Jahre lang gebaut. Und sie war südlich und nördlich der Alpen beliebt wie kaum eine andere italienische Limousine.
Trotz der Beliebtheit gibt es kaum deutschsprachige Bücher, die sich im Detail der Limousine widmen, umso erfreuter darf man sein, dass der Heel-Verlag diese Lücke geschlossen hat und das von Lorenzo Adrizio ursprünglich in italienischer Sprache geschriebene Buch in Deutsch herausgibt. Und dies auch noch zum volkstümlichen Preis von knapp unter 25 Euro.
Von einem Kenner der Materie geschrieben
Lorenzo Adrizio ist eine bekannte Grösse im italienischen Motorjournalismus. Er arbeitete bei der Aufarbeitung des Buches eng mit der historischen Abteilung von Alfa Romeo zusammen. Und in seinem Vorwort fasst er die Konstruktion Giulia folgendermassen zusammen: “Die Giulia ist das Ergebnis eines konsequent vorangetriebenen Projekts, das auf absolute Vollkommenheit abzielte. Sie ist das Ergebnis langer Rennerfahrung, der Professionalität der Konstrukteure, der Arbeit der Prüfer und der Weitsicht der Manager sowie der grossen Passion, die - da bin ich mir sicher - sie alle in ihre Arbeit eingebracht haben.”
Ich hätte zwar das italienische “passione” lieber mit “Leidenschaft” übersetzt, aber ansonsten kann man diesen Satz sicher stehen lassen.
Von den ersten Ideen bis zur Produktionslimousine und darüber hinaus
Die grösste Seitenzahl widmet das Buch der Entwicklung der Giulia. Über rund 30 Seiten wird gezeigt, wie die Karosserie nach modernsten Sicherheitsgesichtspunkten - verformbare Knautschzonen, sicherer Innenraum - entwickelt wurde, wie an der Aerodynamik herumgetüftelt wurde - der cw-Wert betrug nur 0.34 - und wie die Designer dem Wagen ein individuelles Äusseres gaben.
Begleitet werden die informativen und gut übersetzten Texte durch viele vermutlich noch kaum je gezeigten Schwarzweiss- und Farbfotografien.
Die verschiedenen Weiterentwicklungsstufen werden genauso minutiös und mit viel Bildmaterial beschrieben.
Mit Seitenblick auf den Rennsport
Auch die sportliche Karriere der Giulia wird dokumentiert, doch reichen natürlich die dafür vorgesehen acht Seiten kaum aus, um das lange und erfolgreiche Rennleben der Limousinen zu zeigen.
Sonderversionen und Abwandlungen
Interessant sich auch die verschiedenen Sonderversionen, u.a. die Polizeiversion oder die Giardinetta, die reichhaltig auf 10 Seiten erklärt werden.
Zudem gibt es ein Kapitel, das dem potentiellen Käufer helfen soll, allfällige Problemzonen zu identifizieren.
Technische Daten und Produktionszahlen
Übersichtlich gemacht sind auch die technischen Datenblätter, die die verschiedenen Versionen der Giulia (Giulia TI, Giulia TI Super, Giulia 1300, Giulia Super, Giulia 1300 ti, Giulia 1600 S, Giulia Super 1.6, Giulia 1300 Super, Giulia Nuova Super 1300/1600, Giulia Nuova Super Diesel) beschreiben und dabei auch die damaligen Neupreise (in Lire) und die Stückzahlen (soweit einzeln verfügbar) nennen.
Wunderbare zeitgenössische Fotos
Immer wieder schön sind die zeitgenössischen Pressebilder, die sehr zahlreich Eingang in das Buch fanden und vor allem in den nur selten gesehen farbigen Versionen der Bilder. Zur Erinnerung - in den Sechzigerjahren erschienen die meisten Automagazine noch weitgehend in schwarzweisser Aufmachung und wurden entsprechend auch nur mit farblosen Pressebildern beschickt.
Diese jetzt in Farbe zu sehen, macht ganz besonders viel Spass, insbesondere auch weil deren Brillanz und Schärfe im Druck gut herüberkommt.
Kaum Bezug auf die nördlichen Märkte
Wenn man in diesem Buch nach Lücken suchen möchte, dann wäre vielleicht die fehlenden Referenzen zu den die deutschsprachen Leser interessierenden Exportaspekte zu nennen.
Je nachdem wäre es sicher interessant gewesen zu lesen, was denn die deutsche oder helvetische Presse zur Giulia meinte und wie die lokalen Werbetreibenden die Giulia vermarkteten. Auch fehlen Angaben zu Preisen und Zulassungen in unseren Breitengraden. Mit diesen Zusätzen aber wäre das Buch sicher umfangreicher und auch teurer geworden und es offeriert auch so genug hochinteressanten Lesestoff.
Bibliografische Angaben
- Titel: Alfa Romeo Giulia
- Autor: Lorenzo Adrizio
- Verlag: Heel-Verlag
- Auflage: Erste Auflage 2013
- Format: 248 x 277 mm, gebunden mit Schutzumschlag, 128 Seiten, ca .280 Abbildungen (etwa die Hälfte davon in Farbe)
- ISBN: 978-3-86852-695-0
- Preis: € 24.99
- Bestellen/Kaufen: Beim Heel-Verlag online oder im Buchhandel