Der Grand Prix von Monaco, Indianapolis 500, die 24 Stunden von Le Mans, das ist das dreifache Krönungsornat im Motorsport, und zu diesen klingenden Namen zählt noch abseits der Rundstrecke die Rally Monte Carlo. Die Monte nimmt dabei für sich in Anspruch, die Königin unter den Rallys zu sein. Die dahinter stehenden Leistungen, einen Titel dieser klingenden Rennen zu gewinnen, verblassen allerdings im Angesicht einer Veranstaltung, die mehr als 50 Jahre ausgetragen wurde. Die Safari Rally mit ihren menschlichen Leistungen und Abenteuern wurde von keiner anderen motorsportlichen Veranstaltung übertroffen. Weil sie ganz einfach gnadenlos hart war.
Die Geschichte der Safari aus dem McKlein Verlag
Wenn es um die Geschichte des Rallye Sports geht, ist man beim McKlein Verlag an einer der besten Adressen. Auch mit dem Rückblick auf 50 Jahre Safari aus dem Jahr 2003 bekommt man alles, was Bücher aus diesem Haus auszeichnet.
1.Kompetente Schreibe.
Die Autoren David Davenport und Helmut Deimel, jahrzehntelang im Rallye Sport unterwegs, schreiben nicht nur gut, sie wissen auch viel. Und das bringen sie zur Freude des Lesers aufs Papier.
2. Hervorragende Fotografie.
Reinhard Klein fotografiert Motorsport seit den Tagen von Jochen Rindt. Er war dabei, wenn es auf und neben der Strecke rund ging. Und eben auch nicht. Seine Bilder und sein Archiv machen die geschriebene Geschichte lebendig.
3. Sauberes Layout.
Am Ende soll das Ganze auch noch gut aussehen. Keine grafischen Spielereien. Lesbare Typographie, übersichtliche Bilddarstellung.
Das ergibt zusammen ein über 320 Seiten starkes Buch über mehr als 50 Jahre Safari Rallye, das durchaus auch als Coffee Table Book aufliegen darf. Exotik sei dank.
Dabei sein ist fast alles
Das Buch ist grob in 12 Kapitel eingeteilt. Schon das Vorwort von Eric Cevil, Gründer der Safari Rallye und Chairman of the safari Rally, gehört dazu. Auf einer knappen Seite erläutert er, was die Safari ausmacht. Teilnehmen und hoffentlich ankommen. Vielleicht mit viel Glück sogar gewinnen. Glück, das dem Rally As Rauno Aaltonnen bei 23 Teilnahmen nicht vergönnt sein sollte. Den Sieg manchmal zum Greifen nah, ging meist kurz vor Schluss immer etwas schief. Und so musste er am Ende einer jeden Safari von der Teilnahme im nächsten Jahr träumen.
Eine Strecke wie keine andere
Das 2. Kapitel widmet sich dem Streckenverlauf: Kilimanscharo, Taita Hills, oder Usumbara Mountains lauten die furchteinflössenden Etappennamen, die im 3. Kapitel von einer 50 seitigen Bildstrecke zu Leben erweckt werden. Von den Bäumen an der Strecke, über die Fahrzeuge, den Massai, den Farbenspielen Afrikas, dem Equipment und den Werkstätten der Teams über die Leiden der Fahrer und Beifahrer bis ins Ziel und den anschliessenden Parties im Pool der Hotels ergibt sich ein bild- und lebhafter Ein- und Überblick über die härteste Rallye der Welt.
Die Safari beginnt
Anschliessend folgen die Kapitel, die die Geschichte der Safari in wunderbaren Episoden erzählen. Von den Anfängen bis zur ersten Rallye, die als Stammtischidee anlässlich der Krönung der Queen im Jahr 1953 entstand, ein Auto zu besteigen, halb Afrika zu durchqueren und als erster auszusteigen. Gewinnen konnte man einzelne Klassen damals noch mit der bodenständigen Technik eines VW Käfer, eines Austin A30 oder eines Vauxhall Velox oder ganz oben mit einem Ford V8 Pilot. Auch DKW schrieb sich mit einem F91 in die Siegerlisten ein. Den ersten Gesamtsieg erzielte ein Mercedes 219a im Jahr 1959, als man auf Klassensiege verzichtete. Selbst die 60er Jahre standen wie in Europa noch ganz im Zeichen von serienmässigen Automobilen mit sanfter Anpassung an die Herausforderungen der Natur. Am Start quälten sich weiterhin Käfer, Ponton-Mercedes, Citroën ID und angelsächsische Fahrzeuge über die unendliche Gesamtdistanz. Es ging kolonial zu und her. Die Teilnahme mit all ihrem Lametta war genauso wichtig wie der Sieg. Irgendwann entdeckten die Japaner die Safari und dann wollten auch die Europäer einmal gewinnen.
Die Safari wird weltmeisterlich
In den 70ern veränderte sich das Gesicht der Safari gewaltig. Rallysport zog Zuschauer an und so bekam sie im Zuge der Rallypopularität den WM-Status der Gruppe 1-4. Von nun an war nichts wie es mal war. Die europäischen Werksteams setzten alles daran die Safari zu gewinnen. 1972 sollte es Hannu Mikkola auf Ford Escort als erstem Europäer gelingen, sich in die seit 20 Jahren von Einheimischen dominierten Siegeslisten einzutragen und die Konkurrenten auf Datsun Z oder Porsche 911 hinter sich zu lassen. in den Folgejahren gehörten die Siege den Safari-Spezialisten Joginer Singh und Safari-Ikone Shektar Mehta oder Ove Anderson. Und obwohl in den späten 70ern Mercedes mit dem 450 SLC oder Lancia mit dem Stratos Hightech-Geschosse in die Savanne rollten, scheiterten sie am Ende an der bodenständigen Zuverlässigkeit der Datsuns.
Ein neues Niveau
In der golden Ära des Rallye-Sports, den 80er Jahren, versuchte Audi mit dem quattro auf allen vieren durch Afrika zu schieben. Aber dem Rallye-Boliden aus Ingolstadt blieb der Sieg verwehrt. Ob nun Gruppe 4 quattro oder Gruppe B Sport quattro, die Safari hat sie einfach erledigt, ein Sieg lag nicht drin. Der gelang erst mit der Kompromisslösung für die Gruppe A. Die Direktionslimousine Audi 200 fuhr 1987 nach dem Aus der Gruppe aufs Siegertreppchen. Doppelsieg für den Allradantrieb.
Aufwand ohne Ende
Der Aufwand, der in den letzten 20 Jahren der Safari betrieben wurde, wuchs ins Unermessliche. Man munkelt, dass der WM-Etat von Audi deutlich über dem eines siegfähigen Formel 1-Teams gelegen haben soll. Ob Flugzeug, Begleithelikopter für jedes Fahrzeug, andere Teams folgten mot noch grösseren Stäben und bald brauchte man eine Flugsicherung, um wenigstens dem Verkehr in der Luft im Griff zu haben. Nach dem Audi Sieg begann die Zeit von Toyota, Subaru und Mitsubishi. Sie kämpften sich durch die 90er Jahre der Gruppe A. Obwohl die Safari zwischenzeitlich den Status eines WM-Laufs verloren hatte, tat das ihrer Faszination keinen Abbruch. Noch nicht. Ford Focus, Mitsubishi Lancer und Subaru Impreza prügelten sich um den Sieg bei dieser faszinierenden Rallye. Legendär waren die Parties am Ende eines Sieges.
Bei Toyota endete die meist im Hotel-Pool. Aber unverkennbar ging ein Kapitel zu Ende. Je erfolgreicher die Ingenieure ein Rallye Auto zuverlässiger konstruierten, umso schneller wurde gefahren und umso gefährlicher wurde die ganze Partie. Ein Trend der in Europa schon in den 60er Jahren einsetzte und Veranstaltungen auf öffentlichen Strassen wie der Tour de France oder Marathon de la Route bald den Todesstoss versetzte. Das liess sich irgendwie auch in Afrika nicht mehr durchhalten und die Strecke liess sich nicht in den Griff bekommen. Sicherheit war nicht zu gewährleisten. Selbst als man die Streckenlänge nur noch auf 1/6 der Länge ihrer Glanzzeiten reduzierte, war man nicht sicher, was am Ende der Veranstaltung herauskommen würde.
Das Ende vom Aufwand
Am Schluss war die Safari pleite: Monetär und ideell. So beendet dieses Buch mit seinem Rückblick die Geschichte der härtesten Rallye der Welt. Jede Veranstaltung reicher an Anekdoten, Abenteuern und Bildern als mancher übrige WM-Kalender. Tragik, Einsatz und die schlechte Kosten-Nutzen-Bilanz der Safari weit weg von eigentlichen Käuferschichten machten der Safari den Garaus. Gut, dass man sie mit diesem Buch einzufangen versuchte. Mit Erfolg.
Bibliografische Angaben
- Titel: Safari Rally
- Sprache: deutsch/englisch
- Autoren: Reinhard Klein, David Davenport, Helmut Deimel
- Verlag: McKlein, 1. Auflage 2003
- Format: Gebunden, 306 x 290 x 329 mm
- Umfang: 121 Seiten, 170 Farb und 1 s/w-Bild
- Preis: € 49,00
- ISBN: 978-3927458086
- Kaufen/Bestellen: Online bei amazon.de , beim Verlag McKlein oder im gut assortierten Buchhandel