Wenn Lord March jeweils im Juni 2014 in seinen Schlosspark anlässlich der Veranstaltung Goodwood Festival of Speed einlädt, dann lässt sich kaum jemand zweimal bitten, egal ob er Rallye-Weltmeister (Sebastian Loeb), Formel-1-Champion (Damion Hill, Kimi Raikonnen) oder der Beste auf zwei Rädern ist. Und auch die Autohersteller nutzen die Bühne gerne, um Supersportwagen oder auch Alltagsautos vorzustellen.
Aber den Reiz des Goodwood Festival of Speed machen die alten Boliden und die ergrauten Helden aus. Und von denen hatte auch die Austragung 2014 jede Menge zu bieten.
Das Zeitfahren auf der Bergrennstrecke
Am Festival of Speed wird nicht nur um Schönheit und Eindruck gefahren, sondern auch um Sekundenbruchteile. Für die alten Rennwagen war es natürlich schwer, mit modernen Einsatzgeräten mitzuhalten. So machten sich denn auch im “Sunday Shoot Out” Sebastian Loeb im Peugeot 208 T16 “Pikes Peak” und Michael Bartels im Maserati MC12 “Goodwood Cent 100” den Sieg unter sich aus.
Immerhin lief dahinter aber bereits der unerschrockene Kenny Brack im McLaren F1 GTR “Long Tail” ein und auf Platz 7 lief Andrew Newall in einem McLaren-Chevrolet M8F ein. Besonders eindrücklich dann der March 2-4-0 auf Platz 8, hat dieser in seiner aktiven Zeit wenig erfolgreiche Formel-1-Monoposto doch zwei angetriebene Hinterachsen zu bieten.
Nicht alle fuhren natürlich auf maximales Risiko und minimale Zeiten, den meisten genügte eine gemütliche Bergfahrt und der eine oder andere Burnout für die Fans.
Der Schnellste aller Zeiten war Loeb mit seinen 44,6 Sekunden übrigens nicht, die Bestzeit für Autos geht auf das Konto von Nick Heidfeld, der im Jahr 1999 in einem McLaren MP4-13-Mercedes 41,6 Sekunden brauchte. Aber auch dieser Rekord wurde von Mike Davies an Bord eines Hawker Hunter XL577 mit 9,98 Sekunden deutlich pulverisiert, allerdings durfte Davies das Schloss überfliegen und musste sich nicht von der engen und kurvigen Strassen einbremsen lassen.
Der Concours d’Elegance
Was ein richtiger Oldtimer-Festival ist, hat auch einen Concours d’Elégance. Das ist auch am Goodwood Festival of Speed nicht anders. Und wie anderswo gab es verschiedene Klassen und entsprechend auch Klassensieger. Egon Zweimüllers Maserati A6 CGS Berlinetta von 1953 siegte in der Klasse 3 “The height of fashion”, die nur Maseratis mit Spezialkarosserien zeigte. Dazu gab es auch gleich noch den “Best of Show” Pokal.
In der Klasse 1 “Vintage Voiturettes” siegte ein Amilcar CGS von 1925, in der Klasse 2 “Blown Away” ein Mercedes Benz 500 K Cabriolet A Modell.
Die Klasse 4 “Affairs of Status” konnte ein Lincoln Continental von 1960 für sich entscheiden, während die Klasse 5 “Mid-engined masterpieces” an einen Lamborghini P400S von 1968 ging.
Ungewöhnlich war die Klasse 6, die unter dem Titel “Horses for Courses” Autos mit amerikanischen Small-Block-V8 gruppierte und die vom Ford Mustang Mustero von 1966 gewonnen wurde. Zukunftsgerichtet verglich die Klasse 7 “Best foot forward” englische Sportwagen mit Frontmotoren und ehrte den TVR Speed 12 von 1997 mit der Siegertrophäe.
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Auf Asphalt und Geröll
Typisch für das Festival of Speed sind nicht nur die “Bergläufe” auf der schmalen und durch dicke Strohballen abgesicherten Schlossparkstrasse, sondern auch der sogenannte “Rallye Stage”, der eine halbe Stunde Fussmarsch von der Bergrennstrecke hinter einem Wald versteckt ist. Dort liessen es Rallye-Grössen wie Rauno Aaltonen richtig und im wahrsten Sinn des Wortes fliegen und liessen Rallye-Autos wie Saab 96, Mini Cooper S oder Subaru Impreza auf dem unebenen Pfad tanzen.
Die legendäre Renn-Prominenz
Im Zentrum beim Festival of Speed stehen immer die zahlreich angreisten Rennfahrer der Gegenwart und vor allem der Vergangenheit. 2014 gaben sich unter anderem Sir Jacky Stewart, Sir Stirling Moss, John Surtees, Richard Petty, Rauno Aaltonen, Hannu Mikkola und Emerson Fittipaldi die Ehre und zeigten am Lenkrad, dass sie noch kaum etwas verlernt haben.
Und weil am Festival of Speed das Publikum König ist, konnte man sich den berühmten Fahrern und ihren Fahrzeugen auch ohne grosse Einschränkungen nähern.
Generell ist das Festival of Speed vor allem auf das begeisterungsfähige englische Publikum ausgerichtet. Jahr für Jahr erstaunen Treue, Geduld, Ausdauer und Disziplin der Festivalbesucher aufs neue. Diese konnte 2014 nicht einmal über englisches Wetter meckern, denn viel bessere Bedingungen kann man sich für einen Oldtimeranlass kaum wünschen. Rund 200'000 Zuschauer zählte der Veranstalter. Auch dies aussergewöhnlich!
Und die Autos?
Natürlich kommen die meisten Zuschauer vor allem wegen der Autos (und vielleicht der Motorräder). Und im Gegensatz zu manchen anderen Veranstaltungen scheut sich Lord March nicht, dem Publikum das zu geben, was es sich wohl wünscht. Schnelle und sehr schnelle Fahrzeuge, egal ob Supersportwagen der Neuzeit oder Rennklassiker der Vergangenheit. Mancher Oldtimer-Nostalgiker mag ob der stets präsenten Neuwagenliga die Nase rümpfen, das Publikum vor Ort aber schien dies nicht zu stören, im Gegenteil.
Dass aber auch die Oldtimer-Fans nicht enttäuscht wurden, dafür sorgten Rennwagenraritäten wie Maserati 4CLT, Bugatti 35C, BRM P261, Ferrari 1666 MM Barchetta, Maserati A6 GCS, Lola T70 Spyder, BMW 3.0 CSL, Ford Galaxie 500, Alfa Romeo Tipo 33/TT/3 oder Jaguar D-Type, um nur wenige Beispiele zu nennen. Und natürlich zeigten auch die Automobilwerke kostbare Stücke aus ihren Museumssammlungen.