Wenn man an Citroën denkt, fällt den meisten Leuten zuerst der DS ein. Und dann natürlich die Ente, also er 2 CV. Aber natürlich ist die Geschichte Citroën deutlich reichhaltiger. Sie ist sogar so umfangreich, dass kaum ein einzelnes Buch reichen dürfte, sie konsequent abzuhandeln. Und daher gibt es auch viele Bücher, die zum Beispiel die Modelle DS/ID oder den 2 CV als Thema haben.
Immo Mikloweit hat das Thema Citroën nun anders angepackt, nämlich indem er sich auf die “grossen”Modelle fokussiert. 2 CV, Diane, Visa und Co, aber selbst den GS oder den BX lässt er auf der Seite. Damit verbleiben allerdings immer noch sieben wichtige Modelle, eigentlich sind es sogar acht. Ob man diesen mit 208 Seiten Umfang Genüge tun kann?
Traction Avant als Einstieg
Die meisten Traction Avant verfügten über Vierzylindermotoren, waren damit nicht wirklich “grosse” Citroën. Doch es gab eben auch den Citroën 15 Six H, und der war mit seiner Hydropneumatik der Vorreiter für die Göttin. Sogar eine Achtzylinderversion zeigten die Franzosen 1935 in Paris, aber in Serie ging dieses Modell nicht.
Acht Seiten reichen für eine gründliche Abhandlung des 15 Six H kaum aus, zumal die Bilder zahlreich und gross sind. Blättern wir weiter
Die Göttin über 38 Seiten
Umfangreicher fällt dann das Kapitel zum Citroën DS aus. Hier haben Prospektausschnitte, Werksbilder, technische Verbesserungen und natürlich die Entwicklungsgeschichte Platz, aber es gilt natürlich auch rund zwei Jahrzehnte zusammenzufassen.
Schön, dass auch das eine oder andere Einzelstück auf den Abbildungen zu finden ist.
Der sportliche SM auf 39 Seiten
Obwohl er deutlich seltener und exotischer ist als der DS, erhielt der SM sogar noch etwas mehr Platz. Das aus der Ehe mit Maserati entstandene Coupé hat dies aber auch verdient und vielleicht ist gerade dieser Buchteil das Hauptargument für den ganzen Band.
Es gibt einiges zu erfahren, sogar eine Argumentationshilfe für den Vertrieb ist in Teilen abgebildet. Prototypen fehlen genauso wenig wie Amerika-Ausführungen, Rallye-Versionen der SM Présidentielle. Und selbst ein Hinweis auf den Ligier JS2 fehlt nicht.
14 Seiten über Maserati
Bekanntlich übernahm Citroën im Jahr 1968 den Sportwagenbauer Maserati. In der Folge entstand nicht nur ein gemeinsamer Motor sondern auch eine gemeinsame Teilepolitik, was zu nennenswerten Beiträgen der Franzosen in den italienischen Sportwagen führte. Die gemeinsamen Modelle sind denn auch ausführlich beschrieben.
Das Bildmaterial überzeugt gerade in diesem Teil nicht komplett, dafür freut es den Historiker, dass auch der Quattroporte II Erwähnung gefunden hat.
42 Seiten für den CX
Dass der Citroën CX den DS bezüglich Anzahl Seiten noch aussticht, hat vielleicht mit der Vergangenheit des Autoren Immo Mikloweit zu tun. Denn er war mehrere Jahrzehnte lang Mitarbeiter der deutschen Citroën-Zentrale in Köln-Porz. Da dürfte er den CX selber mitbekommen haben und entsprechend viel Archivmaterial gehabt haben. Die Geschichte wird denn auch umfangreich aufgerollt.
Charmant dabei ist, dass technische Entwicklungen teilweise mit den damals verwendeten Werbesujets erklärt werden.
Auf den CX folgt der XM
Dass der XM von einem anderen Designer stammte als der CX, sah man auf den ersten Blick.
Technisch gab es deutlich mehr Verbindungen. Da der XM aber oft etwas stiefmütterlich behandelt wird, ist es schön, immerhin 16 Seiten über diese Epoche zu finden, die eigentlich mit dem C6 Lignage Konzeptfahrzeug endet, das erst später in einen richtigen Nachfolger mündet.
C5 und C6
Für die moderneren Fahrzeuggenerationen C5, C6 und C5 II müssen dann 34 Seiten insgesamt reichen.
Trotzdem erfährt man einiges, was man vermutlich schon lange vergessen hat, obschon diese Autos ja erst 20, teilweise sogar weniger als 10 Jahre alt sind.
Vive la difference?
Wer sich durch das Buch durcharbeitet, staunt ein wenig darüber, dass ihm irgendwie eine einheitliche Struktur fehlt, Manchmal hat man das Gefühl, dass einfach Bilder aneinandergereiht wurde, anderswo erstaunt der Detaillierungsgrad zu Modelljahrgängen. Die Kapitel wirken nicht wie aus einem gemeinsamen Guss, vielleicht sind sie sogar separat entstanden.
Einen Anhang mit zusammengefassten technischen Daten, Produktionsziffern und Preisen fehlt genauso wie ein Stichwortverzeichnis.
Trotzdem hat das grosszügig gestaltete Buch seinen Charme. Perfektion war ja auch nicht unbedingt eine Eigenschaft der Citroën-Modelle, da mag man dem Buch den einen oder anderen Patzer nachsehen.
Wer noch keine Werke zur Marke Citroën in seiner Bibliothek eingereiht hat, findet im 208-Seiter von Mikloweit viel interessante Information und attraktives Bildmaterial. Wer bereis ein Buch zum DS hat, der kann sicherlich mit den anderen Kapiteln noch einiges anfangen. Und Bücher über die neueren Modelle gibt es auch nicht gerade wie Sand am Meer.
Bibliografische Angaben
- Titel: Die großen Citroën - Avantgarde aus Frankreich: Traction Avant 15 SIX H - DS - SM - CX - XM - C5 - C6
- Autor: Immo Mikloweit
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Motorbuch Verlag
- Auflage: 1. Auflage Oktober 2020
- Format: Gebunden, 23 x 26.5 cm
- Umfang: 208 Seiten, 250 Abbildungen
- ISBN: 978-3-613-04318-3
- Preis: EUR 34.90
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