Von 1957 bis 1975/77 wurde der Fiat 500 rund vier Millionen mal gebaut, er prägte die italienischen Strassen mindestens so stark wie der VW Käfer die deutschen Verkehrswege. Seine kompakte Statur und seine einfache Natur machten ihn zum Universaltransportmittel in der römischen City, aber auch auf den Landwegen der Emilia Romagna. Auch als Oldtimer ist der kleine Fiat beliebt und mancher kauft sich den nur 2,97 m langen und 1,325 m breiten Vierplätzer aus reiner Nostalgie, auch hierzulande.
Genau diesen Nostalgikern ist auch die Buchreihe “Bewegte Zeiten” des Verlags Delius Klasing auf den Leib geschrieben, in der nun Jürgen Lewandowski ein Büchlein über den Fiat 500 verfasste.
Lewandowski muss man sicherlich nicht mehr vorstellen, mit seinen über 100 Büchern und unzähligen Auto-Artikeln in der halben deutschen Presselandschaft ist er sattsam bekannt. Über den Fiat 500 allerdings schrieb er zum ersten Mal ein Buch, er erhielt aber offensichtlich einiges an Unterstützung vom Werk und vom Centro Storico Fiat.
Kurz zusammengefasst
112 Seiten und zugleicht 88 Fotos/Abbildungen, da bleibt natürlich nicht allzu viel Platz für tiefschürfende Texte, zumal die Bilder oftmals gross über die Doppelseite gezogen werden. Ähnlich wie bei der Konstruktion des Fiat 500, der auf wenig Fläche für geringes Geld viel bieten musste, hatte sich auch der Autor zu beschränken.
Er löste die Aufgabe so, dass er Fiat und den Vorgänger Fiat Topolino kurz einführt, dann hauptsächlich auf den ursprünglich gerade einmal 13 PS starken Fiat Nuova 500 eingeht, dessen Evolutionen beschreibt, aber auch dessen Abwandlungen aus den Häusern Abarth, Zagato, Steyr-Puch und Co.
Eine Stunde Lesezeit reicht, um sich durch das übersichtlich aufgemachte Buch durchzuarbeiten. Und man lernt trotz der Kürze noch Dinge, die einem vielleicht nicht bewusst waren, etwa dass bei der Entwicklung wichtige Impulse aus Deutschland kamen, wo ein Techniker namens Bauhof im Montagewerk Heilbronn seinen eigenen Prototyp eines kleinen Fiats baute. Dante Giacosa, der von dieser Entwicklung wusste und auch davon profitierte, setzte sich allerdings mit seinen Vorstellungen durch und so werkelte dann im Fiat 500 kein Einzylinder, sondern ein luftgekühlter Reihenzweizylinder. Und beim Design lehnte man sich an den Fiat 600 an, von dem auch etliche Konstruktionsansätze, z.B. Einzelradaufhängungen rundum, kamen.
Nostalgischer Bilderreigen
Lewandowski konnte bei der Gestaltung des Buchs auf das umfangreiche historische Bildmaterial von Fiat zurückgreifen. Wohl aus Zeitmangel begnügte er sich damit, denn weniger bekannte Bilder aus anderen Quellen fehlen fast komplett.
Das, was gezeigt wird, ist allerdings immer noch sehr sehenswert, so finden sich auch Produktionsbilder und weniger bekannte Werbesujets meist grosszügig dargestellt im Buch. Bei der einen oder anderen Bildlegende hätte man wohl noch etwas nachschärfen können, aber wir sprechen hier von einem Buch, das kaum mehr kostet als eine Zündkerze für den Fiat 500.
Für den schnellen Überblick
Es war wohl gar nicht das Ziel, dem Phänomen Fiat 500 komplett auf den Grund zu gehen, so fehlen Testberichte aus der Zeit, zeitgenössische Schilderungen und die Verkaufsliteratur von damals fast komplett. Dafür gibt’s die unterhaltsamen Erzählungen einer Besitzerin, die offensichtlich nicht nur mit den Freuden, sondern auch den Tücken des Winzlings zu kämpfen hatte.
Dass man trotz des knappen Umfangs noch Platz für ein paar technische Zeichnungen, technische Daten, Produktionszahlen und die Preisentwicklung (leider nur in DM) gefunden hat, freut sicherlich manchen Leser. Dass ein Stichwortverzeichnis wie so oft dem fehlenden Platz geopfert wurde, ärgert den, der schnell nach bestimmten Informationen sucht.
Aber, wie schon angedeutet, darf man das EUR 16.90 teure Büchlein sicherlich empfehlen, zumal es ohne moderne Marketinghinweise auf den modernen Frontmotor-Nachfolger auskommt und beim Durchblättern immer wieder viel Spass bereitet.
Bibliografische Angaben
- Titel: Bewegte Zeiten: Fiat 500
- Autor: Jürgen Lewandowski
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Delius Klasing
- Auflage. 1. Auflage April 2020
- Format: Gebunden, 17,0 x 24,6 cm
- Umfang: 112 Seiten, 88 Fotos/Abbildungen
- ISBN: 978-3-667-11834-9
- Preis: EUR 16.90
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