Motorsportbegeisterte Briten konnten das verlängerte erste Mai-Wochenende so richtig geniessen; Im englischen Örtchen Castle Donington fand vom 2. bis 4. Mai 2015 das Donington Historic Festival (DFH) statt und lud tausende Fans zum grossen Motorsport Nostalgie-Festival ein mit über 400 historischen Rennwagen, die man bestaunen, hören und riechen konnte!
Nostalgie, wohin man sieht
Es waren nicht nur die Fahrzeuge, die ein Nostalgie-Gefühl hervorriefen. Ansagen aus den Lautsprechern wie "Könnten die Herren John Cleland und Patrick Watts sich bitte auf den Weg zur Rennleitung machen" lösten bei manch Einem ein herzliches Kichern aus und versetzten die Zuschauer zurück in die Vergangenheit.
Zum Nostalgie-Feeling trugen auch die hunderten von Klassiker auf dem Infield sowie die historischen Rallyefahrzeuge und Gokarts, welche lautstark um die Melbourne-Haarnadelkurve zogen, bei.
Geräusche von allen Seiten
Wer sich ein Plätzchen inmitten des Fahrerlagers ausgesucht hatte, hatte im einen Ohr die Klänge der Rennfahrzeuge auf der Strecke und hörte im anderen die quietschenden Reifen der Rallyefahrzeuge in der Schleife auf der anderen Seite.
Am Mittag konnte man sich ausserdem an den unverwechselbaren Motorgeräuschen der Formel 1 Fahrzeuge aus den 70er, 80er und 90er Jahre erfreuen, darunter auch Fahrzeuge wie ein ex-Ayrton Senna Toleman oder ein ex-Schumacher Benetton, welche in typischer Donington Historic Festival Manier präsentiert wurden.
Viel zu sehen im Ausstellungsgebäude
Das Gefühl, zurück in die Vergangenheit versetzt zu werden, kam bereits auf, als die Zuschauer auf dem Gelände ankamen und zuerst einmal zum Ausstellungshaus geführt wurden. Dort präsentierten sich historische Rallyefahrzeuge, Formel 1 Fahrzeuge und Supersportwagen sowie einige wunderschöne Renntransporter, welche jahrelang herausragende Arbeit an diversen Rennstrecken geleistet hatten.
Spannende Formel-Rennen
Die Vielfalt und Qualität der Autos, Fahrer und Startfelder war herausragend. Monoposto-Fans konnten sich nicht beklagen, denn rund 70 Formel Junior Fahrzeuge kämpften in den FJHRA Silverline Serien um die Gunst der Zuschauer. Will Mitcham gewann beide Frontmotor-Rennen in einer U2 Mk2 und auch Sam Wilson konnte in seinem Lotus 20/22 in den Heckmotor-Rennen einen Doppelsieg verzeichnen.
Auch die historischen Formel 2 Fahrzeuge des Historic Sports Car Club (HSCC) hatten zwei hervorragende Rennen. Darwin Smith landete einen Doppelsieg in seinem March 722 während das Startfeld der Vorkriegswagen, Grand Prix-Wagen bis 1966, Voiturettes und Formel 1 Fahrzeuge etwas Geschwindigkeit und Schönheit in das Wochenende brachte.
Fahrzeuge aus den 20er bis 60er Jahren zogen alle zusammen ihre Runden. Darunter befand sich auch der Lotus 18 von Stephen Bond, das Fahrzeug, welches Stirling Moss damals am Monaco Grand Prix 1961 zum Sieg fuhr. Ein weiterer Lotus, gefahren von Peter Horsman, landete den Sieg am Samstag, während Jon Fairley sich mit seinem Brabham BT11 vom Samstag auf den Sonntag noch einen Platz hatte nach vorne kämpfen können und so am Sonntag den Sieg einfuhr.
Kleine und grosse Tourenwagen
Überall sah man Tourenwagen mit vielen sogenannten "tin-tops" welche am HRDC Touring Greats Rennen die Herzen der Zuschauer eroberten. "Bluebell" der Morris Minor und viele weitere kleine Flitzer wie ein VW Käfer, ein Hillman Imp oder ein Austin A35 kämpften gegen die grösseren Konkurrenten um die vordersten Plätze. Schlussendlich war es einer der Kleinen - der Austin A40 des BTCC-Fahrers Andrew Jordan und sein Vater Mike - welcher die Ziellinie als Sieger überquerte.
Im HRDC History of the BTCC 1958 - 1966 Rennen kamen Grösse und Leistung in den Vordergrund . Hier hatte sich der Ford Mustang von Michael Whitaker und Eugene O'Brien gegen den Ford Falcon von Mike Gardiner und Niki Faulkner mit über 20 Sekunden Vorsprung durchgesetzt.
Die Super Touring Car Trophy des HSCC war zum ersten Mal mit dabei am DHF mit einer grossen Palette farbenfroher Fahrzeuge, welche an die Lackierungen von damals und daran, wie die Wagen voll waren mit Logos der Sponsoren, erinnerten. Dies war auch die Serie, welche die Cleland und Watts Aussage in den Lautsprechern hervorrief und welche Schauplatz eines spannenden zwei-Rennen-Kampfes zwischen Patrick Watts und Stewart Whyte war. Als Sieger ging Watts Peugeot 406 hervor, Whyte's Honda Accord landete auf dem zweiten Platz.
An der Historic Touring Car Challenge eroberten sich Steve Dance und Tom Pochciol den ersten und zweiten Platz, nebst den Herzen der Capri-Fans an den Clubständen im Infield. Patrick Watts und Nick Swift holten sich den dritten Platz in ihrem MG Metro Turbo. Das Tourenwagen-Ass Steve Soper war ein weiterer grosser Name aus vergangenen Jahren, er teilte sich den Rover TWR Vitesse mit John Young.
Ex-Formel 1 Fahrer Jackie Oliver drehte im U2TC Rennen zusammen mit Richard Shaw am Lenkrad eines BMW 1800 Ti/SA und holte so den zweiten Platz hinter dem Alfaholics Alfa Romeo Giulia Sprint GTA von Andrew und Max Banks und fünf Ford Cortinas an den Fersen.
Regen und Wind sorgte für Action und kalte Füsse
Das Wetter tat sein bestes und machte die Dinge am Samstagnachmittag und Sonntagmorgen umso spannender mit Regen und eisig kalten Winden, welche manch einen Zuschauer daran erinnerten, dass sie wegen der Liebe und Leidenschaft zum Sport da waren. Das 1000 km 'mini-enduro' Rennen am Samstagabend konnte mit einem grossartigen Startfeld aus Sportwagen-WM Autos wie Lola T70, Ford GT40 und ganzen elf Chevron aufwarten. Nach 150 anstrengenden Minuten war der Broadley Lola T70 3B von Chris Ward und Paul Gibson der erste, der ins Ziel kam.
Am Sonntagnachmittag setzte langsam der blaue Himmel ein und die Vielfalt an Rennwagen im Fahrerlager des Donington Park glänzten in der Sonne. Jetzt nutzten viele Fans auch die Gelegenheit, die Schönheiten abzulichten. Und es gab viel zu fotografieren, inklusive einiger atemberaubender Sport- und GT-Fahrzeuge.
Viel Neues
Der GT und Sportwagen Cup war eine der Serien, welche dieses Jahr ihr Debut am DHF feierten. Austin-Healeys, Morgans, Aston Martins, Jaguar, TVRs und AC Cobras waren zu sehen. Hier eroberten sich Leo Voyazides und Simon Hadfield in ihrem AC Cobra Daytona Coupe den ersten Platz.
Zum ersten Mal Teil der Veranstaltung war auch die HSCC Jaguar Heritage Challenge. Im Fahrerlager konnte man eine eindrucksvolle Auswahl an Autos des Jaguar Heritage Clubs bestaunen und auch die Fahrzeuge auf der Strecke waren ein schöner Anblick. C, D und E-Types, XK120s und 150s sowie eine Trio von Mk1ern nahmen teil. Die ersten zehn Plätze wurden von E-Types besetzt, Martin O'Connell und Andrew Kirkaldy, britischer GT-Meister aus dem Jahr 2005, gewannen das Rennen gegen Konkurrenten wie den Le Mans Gewinner von 1988, Andy Wallace in seiner Mk 1 von 1957.
Sportwagen und Vorkriegsfahrzeuge
Auch in der Woodcote Trophy des Royal Automobile Club für Sportwagen bis Baujahr 1956 sah man viele Jaguar-Sportwagen. Der D-Type von Carlos Monteverde und Gary Pearson war einer der vordersten und landete hinter dem Cooper T38 von Fred Wakeman und Patrick Blakeney-Edwards den zweiten Platz.
Wakeman und Blakeney-Edwars gewannen denn auch im Mad Jack Rennen für Vorkriegsfahrzeuge mit ihrem Frazer Nash Super Sports gegen Richard Pilkington und seinen Talbot T26 SS. Und in der Stirling Moss Trophy für Fahrzeuge bis 1961 war es ein Lister one-two, gefahren von Jon Minshaw und Phil Keen, der gegen den Costin von Chris Ward gewann.
Gelungene Veranstaltung
Als die Zuschauermengen am Montagabend langsam den Nachhauseweg antraten und sich das Fahrerlager genauso schnell leerte, wie es sich am Freitag gefüllt hatte, meinte der Gründer des Donington Historic Festival zufrieden:
"Es war wieder eine tolle Veranstaltung. Ich würde sogar sagen, dass diese Austragung bis jetzt die beste Mischung aus den verschiedensten Teilnehmer-Fahrzeugen hatte. Und das Ausstellungscenter als neues Element des Festivals ist nun sozusagen das Fundament, worauf wir aufbauen können in den nächsten Jahren. Das Beste ist wahrscheinlich, die lächelnden und glücklichen Gesichter der Zuschauer und Teilnehmer zu sehen, wenn sie uns wieder verlassen. Donington Park ist eine aussergewöhnliche Rennstrecke und wir fühlen uns geehrt, dass wir die Veranstaltung jedes Jahr wieder hier durchführen können."