Es ist bereits die 28. Sonderausstellung, die Steffi Musfeld (mit Unterstützung von Bernhard Täschler) in seinem Pantheon in Muttenz/Basel organisiert, 14 Jahre nach der Eröffnung des Oldtimerzentrums. Dass es ausgerechnet Kleinstwagen sind, die nun auf der grossen Rampe stehen, ist fast ein bisschen Zufall.
Dass es insgesamt 54 verschiedene Autos sind und dass sie alle von Schweizer Besitzern und Sammlern stammten, zeigt, wie vielfältig die Szene gerade im kleinen Alpenland ist.
Die Mobilität vereinfachen
Es gab verschiedene Auslöser der Kleinstwagen-Bewegung. In Deutschland fehlte es nach dem Krieg beispielsweise nicht nur an Ressourcen, es gab auch viele Kriegsversehrte, die nach Mobilität dürsteten. So entstanden kleine Autos, die ein Minimum an Mobilität boten. Bald erkannten auch die zunehmend besser verdienenden Deutschen, dass man mit Isetta, Goggomobil oder Heinkel Kabinenroller deutlich bequemer und vor allem wettergeschützt herumfahren konnte als mit dem Fahrrad oder dem Motorrad.
So entstand in der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre eine grosse Nachfrage nach Kleinstautos. Sobald die Bevölkerung allerdings mehr verdiente, schwand das Interesse, ein Käfer oder ein Opel Kadett boten halt noch mehr Luxus und Prestige. Die meisten der kleinen Autos landeten auf Schrottplätzen oder wurden im hintersten Winkel der Garage abgestellt, einige wenige wurden gerettet und haben bis heute überlebt.
Die Mobilität wetterfest gestalten
In anderen Ländern führten ähnliche, teilweise aber auch andere Vorzüge der kleinen Autos zu neuen Konstruktionen und Anbietern. So war es etwa ein Argument, ob man das Auto überall parken konnte (wie ein Motorrad) oder es sogar ohne Führerschein (oder mit einem einfach zu erlangenden Motorrad-Führerschein) fahren durfte. Auch Steuern und Versicherungen waren ein Argument.
Dies führte je nach Gesetzgebung zu unterschiedlichen Konstruktionen, in Frankreich etwa waren kleinhubraumige Fahrzeuge beliebt, in England mussten sie drei Räder haben, um von Zulassungsvorteilen zu profitieren.
Die Mobilität spassig machen
Es waren aber nicht nur minimalistische Fahrzeuge, die entstanden. Grosse Designer befassten sich mit der Materie. Giovanni Michelotti etwa half sowohl bei der Iso Isetta als auch beim Meadows Frisky mit, eine reizvolle Formgebung zu entwickeln.
Sportliche Cabriolets wie der Buckle Dart, der Meadows Frisky, der Spatz oder der Belcar entstanden, beim FMR Tg500 Tiger wurden sogar Fahrleistungen und Fahreigenschaften ermöglicht, die es erlaubten, deutlich grösseren und nominell stärkeren Fahrzeugen um die Ohren zu fahren.
Landesspezifische Unterschiede
Die Ausstellung im Pantheon Basel, die vom 24. Oktober 2022 bis zum 16. April 2023 für das Publikum offen ist, zeigt die Vielfalt der Kleinstwagen-Welt. Die Sonderschau mit 54 (!) Fahrzeugen ist weitgehend nach Ländern geordnet, so dass man die Unterschiede in den Prioritäten und die entstandenen Automobile gut vergleichen kann.
Im Grundsatz soll ein Microcar maximal drei Meter lang sein und höchstens 300 cm3 Hubraum aufweisen, Ausnahmen werden sowohl in der Szene als auch in der Sonderschau gemacht, zumal natürlich auch in der Aufstellung im Pantheon Elektroautos durchaus eine Rolle spielen.
Aus der Moderne zeigen sich zwei Franzosen (Citroën Ami und Renault Twizy) sowie eine Schweizer Konstruktion (Microlino).
Breites Spektrum
Selbst wer die damaligen Zeiten, die frühesten Autos kommen aus der frühen Nachkriegszeit, nicht miterlebt hat, wird an der Ausstellung in Muttenz viel Freude haben. Der Farben- und Formenreichtum ist beeindruckend und die kleinen Autos können es an Kreativität mit manchem ausgewachsenen Fahrzeug jener Zeit aufnehmen.
Front- oder Heckantrieb, Einstieg von vorne, hinten oder von der Seite, aber auch von oben, Ein- und Zweizylinder oder Elektromotoren, zwei (plus Stützräder), drei oder vier Räder, Limousinen, Coupés und Cabriolets, alles ist vorhanden, sogar ein passender Wohnwagen oder ein Miniatur-Sattelschlepperzug fehlen nicht.
Für den Raritätenjäger
Natürlich fehlen die Klassiker wie BMW Isetta, Messerschmitt oder Heinkel Kabinenroller nicht. Alleine mit diesen Typen hätte man wohl die Fläche füllen können, denn sie befinden sich recht zahlreich in Schweizer Sammlerhand. Aber es sind dann eben die Raritäten, die auch in dieser Ausstellung das Salz in der Suppe sind. Wer hat schon einmal ein Strübi Einspurauto gesehen?
Es handelt sich hier um eine wirklich interessante Konstruktion mit Zyklopenauge (VW-Scheinwerfer) und zwei Rädern für die Fahrt. Zum Anhalten kann man Stützräder herauslassen, schliesslich kriegt man beim komplett karossierten Gefährt ja keinen Fuss nach draussen. Der Zweisitzer muss atemberaubend zu fahren sein, sogar der aktuelle Besitzer soll davor grossen Respekt haben.
Richtig modern und sogar viertürig kommt dagegen der Fulu daher. Dass er nur drei Räder hat, erkennt man erst auf den zweiten Blick, ansonsten würde man ihn für einen typischen japanischen Kleinwagen von heute halten.
Das waren nur zwei Beispiele, eigentlich hätte fast jeder der 54 Wagen eine ausführliche Beschreibung verdient. Diese gibt es dann vor Ort und im demnächst erscheinenden Ausstellungskatalog. Es lohnt sich gewiss, eine kompetente Führung zu buchen, wenn man nicht selbst vom “Fach” ist.
Weitere Informationen zur Ausstellung sowie zu den Öffnungszeiten gibt es auf der Website des Pantheons .
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