Anlässlich der Messe "Race Retro" versteigerte Silverstone Auctions am 24. und 25. Februar 2023 insgesamt 165 Automobile sowie einiges an Automobilia. Am 24. Februar kamen die 48 Rennwagen plus ein Anhänger, am 25. Februar die 116 Strassenfahrzeuge unter den Hammer.
Der Gesamtwert der Fahrzeuge lag bei rund £ 10,5 Millionen, pro Lot wurden als etwa £ 62’800 erwartet.
Insgesamt konnten 63 % der Fahrzeuge verkauft und ein Umsatz von £ 6,5 Millionen erzielt werden.
Relativ junges Angebot
Im Schnitt waren die Fahrzeuge 41 Jahre alt, der Altersschnitt war bei den Rennwagen und Strassenautos ungefähr gleich. Nur drei Autos stammten aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
Während der Chrysler Series 75 Roadster von 1929 sogar über den Erwartungen verkauft werden konnte, erzielte der MG F2 Magna von 1932 einen etwas unter dem Estimate liegenden Preis von £ 48’375.
Der Ford GPW Jeep von 1942 mit königlicher Geschichte blieb bei £ 28’000 stehen.
Rennwagen stiessen auf wenig Interesse
Nur 21 der 49 Rennfahrzeuge konnten verkauft werden, was eine Verkaufsquote von nur 43 Prozent ergibt.
Die Strassenautos taten sich leichter, denn von den 116 Wagen fanden 85 einen neuen Besitzer, weshalb die Verkaufsquote auf 72 Prozent. zu stehen kam.
Ford vor Lotus
22 Ford, 15 Lotus, 14 Porsche und 10 MG sowie 10 Jaguar waren die grössten Markenkontingente. Es folgten BMW mit 8 und Mitsubishi mit 6 Fahrzeugen. Austin-Healey, Mercedes-Benz, Renault und Subaru waren mit je einer Handvoll Autos vertreten, die übrigen Marken mit kleineren Fahrzeugzahlen.
Die Liste der einstellig angebotenen Marken war lang und enthielt auch Exoten wie Arnott, Bristol, Elva, Ghia, Ginetta, Melling, Toj oder Warwick.
Zum hierzulande wenig bekannten Melling wäre vielleicht noch anzumerken, dass es sich dabei um einen weiterentwickelten TVR Griffith mit Chevrolet LS 5.7-Liter V8 und Tremec-Fünfgangschaltung, die unter der Bezeichnung Melling Wildcat verkauft wurde. Nur sieben Autos entstanden bis zum Tod von Al Melling. Der seltene Wagen wurde für nur £ 13’500 verkauft, da kein Mindestpreis verlangt war.
Während von den 22 Ford nur 12 vermittelt werden konnten, betrug die Verkaufsquote bei Lotus immerhin 80 %. Ähnlich gut schnitten auch Porsche (79 %) und MG (80 %) ab.
Lotus-Sportwagen berühmter Leute
Von den 15 Lotus stammte rund die Hälfte aus der Piddington Collection, die sich vor allem auf Elan-Modelle mit berühmten Vorbesitzern konzentriert hatte. So kamen denn auch verschiedene Elan-Modelle, die einst von Ron Hickman, Jochen Rindt, Rob Walker, Keith Duckwort oder Peter Sellers gefahren wurden, unter den Hammer.
Sie schnitten fast alle sicherlich gut ab im Vergleich zu den sonst im Markt erzielbaren Preisen für gute Elan-Exemplare, wenn die Schätzwerte auch in fast allen Fällen nicht erzielt werden konnten.
Einer aber übertraf den Estimate deutlich. Dabei war der Lotus Elan S3 DHC von 1966, der einst in der Fernsehserie “The Avengers” mit Emma Peel (Diana Rigg) am Steuer viel Bildschirmpräsenz hatte und später an Diana Rigg ging, mit £ 80’000 bis 120’000 schon ziemlich teuer eingeschätzt.
Der Meistbietende aber ging bis £ 146’000, womit der Elan also (inkl. Aufpreis und vor Steuern) £ 164’250 (EUR 185’603, CHF 183’960) kostete. Dies dürfte ein Rekord gewesen sein.
Da schnitt im Vergleich der Elan +2 S130/5 aus dem Jahr 1972, der einst von Colin Chapman selber gefahren wurde, deutlich schlechter ab. Mehr als £ 40’000 wollte niemand für das damals teure Elan Coupé bieten, trotz berühmten Vorbesitzer. Der Wagen blieb stehen.
Rekordpreis für Sierra RS500
Noch härter als beim Lotus Elan von Emma Peel allerdings artete der Bieterkampf um einen Ford Sierra Cosworth RS 500 aus dem Jahr 1987 aus. Aufgerufen bei £ 110’000 steigerten sich die letzten beiden Interessenten, die beide nicht vor Ort waren, am Schluss bis auf £ 530’000 hoch, das 3,21-fache des mittleren Schätzwerts.
Der Sierra kostete somit £ 596’250 (EUR 673’763, CHF 667’800).
Auch ein weiterer Sierra liess sich als Sapphire RS Cosworth 4x4 von 1990 über den Erwartungen für £ 109’125 vekaufen, während die meisten anderen Ford doch eher unter den Erwartungen vermittelt wurden.
Selbst der rare RS 200 S von 1986 musste knapp unter den Erwartungen für £ 315’000 abgegeben werden.
Punktlandung des Fiat 131 Abarth
Gespannt war man auf das Abschneiden eines der rund 400 gebauten Fiat 131 Abarth Rallye Stradale von 1976.
Er war auf £ 120’000 bis 150’000 geschätzt. Das Höchstgebot kam exakt auf den Mittelwert zu stehen, womit für den Fiat als £ 151’875 (EUR 171’619, CHF 170’100) bezahlt wurden.
Ein Ferrari 512 TR von 1992 kam auf £ 145’125, ein BBI von 1982 auf £ 163’125, ein Ford GT von 2005 schliesslich noch auf £ 265’500. Dies waren dann zusammen mit dem RS 500 die teursten Autos der Versteigerung.
Britische Exoten
Natürlich fanden sich im Angebot an der Race Retro auch einige britische Exoten.
Dazu gehörte der AC Formel 2 von 1959 (nicht verkauft) genauso wie ein Elva Mk VII von 1963 (ebenfalls unverkauft).
Für einen Daimler Dart SP 250 von 1961 wurden £ 33’187 bezahlt, ein Ford Maverick Grabber von 1971 erzielte £ 20’250.
Für den Noble M12 GTO-3R von 2004 wurden £ 42’750 investiert.
Einen Warwick MkII Sports/FJ von 1961 liess sich der neue Besitzer £ 27’562 kosten.
Exoten gab es natürlich auch von nicht-britischen Herstellern, erwähnenswert ist hier sicherlich der Ghia 450SS Spyder von 1967, der für £ 67’500 über den Erwartungen in eine neue Garage fand.
Ein Opel Manta 400 Rallyeauto von 1988 konnte nicht verkauft werden, da nur £ 72’000 geboten wurden.
Insgesamt verlief die Silverstone-Auctions-Versteigerung an der Race Retro mit einigen Überraschungen, aber auch mit vielen Enttäuschungen, in Summe durften die Macher aber mit dem Ergebnis durchaus zufrieden sein.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | £ Est von | £ Est bis | £ HG | £ VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
301 | Ford Puma Rally Car | 1998 | 3500 | 3937 | 4409 | 4448 | V | |||
302 | Lotus Elise S1 Fast Road / Trackday | 1996 | 7100 | 7987 | 8945 | 9025 | V | |||
303 | Arnott 500 F3 | 1952 | 15'000 | 18'000 | 17'500 | 19'687 | 22'049 | 22'246 | +19.32%
|
V |
304 | Pilbeam MP62/82 - Race Car / Hill Climb | 1992 | 12'000 | 16'000 | 5000 | 5625 | 6300 | 6356 | -59.82%
|
V |
305 | Ford Maverick Grabber | 1971 | 20'000 | 25'000 | 18'000 | 20'250 | 22'680 | 22'882 | -10%
|
V |
306 | Ford Lotus Cortina Competition Car | 1964 | 30'000 | 35'000 | 24'000 | N | ||||
307 | MG A Roadster Race Car 1850cc | 1960 | 20'000 | 25'000 | 14'500 | N |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis
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