88 Autos hatte RM/Sotheby’s für die Versteigerung anlässlich des Amelia Island Concours d’Elégance für den 5. März 2022 angekündigt. Genaugenommen waren es allerdings 87 Autos, denn beim Lot 106 handelt es sich um ein Kinderauto im Massstab 2:3. Aber weil dieses einem Porsche 917/30 täuschend ähnlich sah, bot ein Interessent das 1,6-Fache des Schätzwerts und zahlte schliesslich satte USD 108’000 dafür.
Porsche in Front
Die dominierende Marke war Porsche mit 18 Fahrzeugen, gefolgt von Ferrari und Mercedes-Benz mit sieben, Packard mit sechs und Cadillac sowie Jaguar mit fünf Wagen.
Während alle Porsche verkauft werden konnten und die Höchstgebote im Schnitt sogar über den mittleren Schätzwerten landeten, wurden nur drei der sieben Ferrari erfolgreich zugeschlagen, woraus die tiefste Verkaufsquote aller Marken resultierte.
Ingesamt konnte RM/Sotheby’s aber 86 % der Fahrzeuge veräussern, die Höchstgebote tendierten zu 95 % des mittleren Estimates. Pro Wagen wurden im Schnitt USD 606’798 (EUR 550’879, CHF 556’932) bezahlt.
Im Schnitt waren die Fahrzeuge rund 53 Jahre alt, 34 % wurden ohne Mindestpreis angeboten, darunter durchaus auch wertvollere Wagen.
Alt gegen (fast) neu
Immerhin ein Fünftel der Autos stammte aus der Vorkriegszeit, während die Menge der Autos nach 1992 (also Youngtimer und Neoklassiker) 22 Fahrzeuge umfasste.
Die ganz alten und sehr jungen Autos dominierten auch die teuersten Lots, unter den wertvollsten sechs Fahrzeugen fanden sich schliesslich zwei Vorkriegsfahrzeuge, drei Neoklassiker und ein Youngtimer.
Angeführt wurde die Liste von einem Packard Twelve Individual Custom Convertible Victoria von 1934, für den USD 4,13 Millionen bezahlt wurden.
Es folgte ein Ferrari LaFerrari von 2015 und ein Duesenberg Model J Convertible Sedan aus dem Jahr 1930, der mit USD 3,525 Millionen deutlich über den Erwartungen verkakuft werden konnte.
Hinter einem Bugatti Chiron Sport von 2019 und einem praktisch neuen (und in den USA nur mit Spezialbewilligung fahrbaren) McLaren Speedtail von 2022, erreichte ein Bugatti EB110 GT Prototype von 1994 mit USD 2,1 Millionen (EUR 1,911 Millionen, CHF 1,932 Millionen) zwar nicht ganz den Estimate, wechselte den Besitzer aber doch für eine ziemlich hohe Summe.
Superklassiker am laufenden Band
Hinter den ganz teuren Wagen fanden sich erwartungsgemäss wertmässig eine ganze Reihe von Superklassikern, wie man sie an vielen Versteigerungen sieht.
Zwei Mercedes-Benz 300 SL von 1955 als Flügeltürer und 1962 als Roadster wurden für USD 2,04 Millionen und USD 1,545 Millionen verkauft, der Flügeltürer schlug sich dabei im Vergleich zu den Erwartungen deutlich besser.
Für eine Shelby 289 Cobra von 1964 wurden USD 1,133 Millionen bezahlt, ein Porsche 911 Turbo S von 1994 kam auf eindrückliche USD 1,105 Millionen.
Gut schlug sich auch der Maserati 3500 GT Spyder Vignale von 1961, für den USD 896’000 bezahlt wurden, während ein Jaguar XJ220 von 1993 seinen Schätzwert deutlich überflügelte und auf USD 687’000 kam.
Auf Höhe der Erwartungen, aber ingesamt doch ziemlich teuer wurde ein Porsche 914/6 von 1971 mit dem M471-Paket in neue Hände vermittelt, USD 544’000 (EUR 495’040, CHF 500’0480) werden ja doch nicht jeden Tag für einen Mittelmotor-VW-Porsche bezahlt.
Ohne neuen Besitzer blieb der Aston Martin DB6 Mk2 Vantage von 1970, für den niemand mehr als USD 640’000 bieten wollte.
Die grösste Überraschung im Superklassiker-Umfeld war aber wohl der dreifach schwarze Ferrari Testarossa von 1991, der mit wenig Meilen auf der Uhr auf USD 321’250 (EUR 292’338, CHF 295’550) hochgejubelt wurde. Das Höchstgebot belief sich dabei das 1,8-fache des mittleren Estimates.
Sowieso war die Auktion gut besucht und es wurde geschätzt, dass die Autos alle auf dem Drehteller auf der Bühne präsentiert wurden.
Noch ein Wort zu den beiden BMW: Während ein 3.0 CSL von 1975 mit USD 291’000 Verkaufspreis eher enttäuschte, machte ein BMW 850 CSi von 1993 mit einer stolzen Notierung von USD 218’400 (EUR 198’744, CHF 200’928) auf sich aufmerksam. Dies lag sicherlich auch an der speziellen Farbgebung und an der Tatsache, dass dieser Wagen das Pressefahrzeug in den USA war.
Der Rolls-Royce mit Worblaufen-Karosserie
Aus europäischer und historischer Sicht interessant war ein Rolls-Royce 20/25 von 1931. Das Chassis GFT31 sollte ursprünglich einen Aufbau von der Carrosserie Million-Guiet in Paris erhalten, wurde dann aber in Colmar von Gangloff eingekleidet, nur um schon nach sechs Jahren bei der Carosserie Worblaufen zum Drophead Coupé umgebaut zu werden. In dieser Form hat der äusserst elegante Wagen überlebt und wurde zwischen 2015 und 2018 komplett und ohne Rücksicht auf die Kosten restauriert.
Gemäss RM handelte es sich um den wohl am besten restaurierten Wagen dieses Typs und dafür erschienen eigentlich die geschätzten USD 175’000 bis 250’000 schon fast moderat.
Dies sahen offensichtlich auch die Bieter so, denn sie steigerten sich bie USD 240’000, womit der Wagen für USD 268’800 (EUR 244’608, CHF 247’296) in eine neue Garage fand.
Einige Spezialkarosserien
Auch sonst fehlte es, nicht zuletzt auch wegen des beträchtlichen Anteils an Vorkriegsfahrzeugen, nicht an Autos mit Spezialkarosserie.
Mit guten Ergebnissen liessen sich die vier Cadillac mit 8-, 12- und 16-Zylindermotoren verkaufen, während der Delahaye 135 M von 1947 mit Chapron-Aubau mit einem Preis von USD 357’000 am unteren Rand der Erwartungen weitergegeben wurde.
Gut schnitt der Cunningham C-3 von 1953 als Cabriolet ab, der für USD 1,215 Millionen (EUR 1,106 Millionen, CHF 1,112 Millionen) in Rekordnähe (oder darüber) vermittelt werden konnte.
Überraschenderweise unverkauft blieb der von Ghia eingekleidete Dodge Firebomb von 1955, für den die geforderten USD 900’000 bis 1,1 Millionen nicht geboten wurden (USD 800’000 Höchstgebot).
Dreirädriger Exote unter den Erwartungen
Mit dem Davis Divan von 1948 bot RM/Sotheby’s ein Auto an, das man nicht an jeder Ecke sieht. Nur wenige Exemplare des für bis zu sieben Passagieren tauglichen Dreirads wurden gebaut und die Form stach sicher aus dem Strassenverkehr heraus.
Gefordert waren USD 150’000 bis 175’000, schlussendlich reichten aber USD 125’000 (EUR 113’750, CHF 115’000) für die Übernahme der Rarität.
Zu den Exoten durfte man auch den Spyker C8 Spyder von 2006 nennen, der auf immerhin USD 357’000 taxiert wurde.
Mit USD 46’116’640 Umsatz für die 88 Automobile dürfte RM/Sotheby’s sicherlich am Ende der Versteigerung vom 5. März 2022 zufrieden gewesen sein, auch wenn einige Edelklassiker, darunter ein Ferrari 275 GTS von 1965, ein Iso Grifo GL Series I von 1968 und ein Packard Twelve Sport Phaeton von 1935, stehen blieben. Insgesamt bewiesen die Bieter viel Vertrauen in den Markt und es wurden gute bis sehr gute Preise erzielt.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
106 | Porsche 917/30 Junior Kart (Jg. Unbekannt) | 2010 | 50'000 | 60'000 | 90'000 | 108'000 | 99'360 | 98'280 | +96.36%
|
V |
107 | Aston Martin Vanquish S | 2005 | 125'000 | 150'000 | 160'000 | 179'200 | 164'864 | 163'072 | +30.33%
|
V |
108 | Continental Mark II | 1956 | 60'000 | 75'000 | 60'000 | 67'200 | 61'824 | 61'152 | -0.44%
|
V |
109 | Jaguar XK 150 S 3.4 Roadster | 1958 | 250'000 | 300'000 | 270'000 | 302'000 | 277'840 | 274'820 | +9.82%
|
V |
110 | Iso Grifo GL Series I | 1968 | 350'000 | 400'000 | 270'000 | N | ||||
111 | Porsche 911 T 2.4 Targa (1973½) | 1973 | 100'000 | 120'000 | 152'500 | 170'800 | 157'136 | 155'428 | +55.27%
|
V |
112 | Porsche 914 2.0 | 1976 | 50'000 | 70'000 | 50'000 | 56'000 | 51'520 | 50'960 | -6.67%
|
V |
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