Der Herbstnebel begann sich gerade zu lichten, als die traditionelle Herbstversteigerung der Oldtimer Galerie in Toffen begann. Einmal mehr war das Fernsehen vor Ort und zum ersten Mal konnten Gebote auch über das Internet übermittelt werden.
Die grosse Halle war wie immer voll, die Stimmung gut. Man war gespannt, wie sich die 96 gemeldeten Fahrzeuge, darunter fünf Motorräder und ein Traktor schlagen würden. Dass rund ein Viertel ohne Mindestpreis angeboten wurden, erhöhte die Spannung noch zusätzlich.
Der Gesamtwert der Fahrzeuge lag gemäss Schätzungen bei rund CHF 3,6 Millionen (EUR 3 Millionen). Pro Lot wurden also etwa CHF 36’000 oder EUR 31’000 erwartet.
Gutes Ergebnis
Mit 46 Prozent direkt verkauften und weiteren 29 Prozent unter Vorbehalt zugeschlagenen Lots schnitt die Herbstversteigerung auch im Vergleich zu vergangenen Austragungen sehr gut ab. Im Schnitt wurden 75 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten, auch dies ein guter Wert.
Allerdings lag der bereits gesicherte Umsatz mit rund CHF 1,1 Millionen doch relativ weit weg von den Erwartungen in Form der Schätzwerte (CHF 3,6 Millionen), was sicher unter anderem daran lag, dass einige teuere Autos nicht verkauft werden konnten. Man kann aber davon ausgehen, dass von den 28 nur unter Vorbehalt zugeschlagenen Autos nach der Auktion auch noch einige verkauft werden können, was das Ergebnis sicherlich nochmals erheblich verbessern wird.
Amis gefragt
22 Amerikaner-Fahrzeuge (darunter ein Harley-Davidson-Motorrad) figurierten auf der Lotliste, ein sicherlich überdurchschnittlich grosser Anteil. Das Durchschnittsalter der US-Wagen lag bei 55 Jahren. Das Markenspektrum reichte von Cadillac über Chevrolet, Chrysler, Dodge und Ford bis Mercury, Nash, Oldsmobile, Plymouth und Pontiac bis zu Studebaker. Die meisten US-Fahrzeuge waren im mittleren fünfstelligen Bereich bewertet.
Die Amerikaner schnitten im Vergleich zum Gesamtangebot deutlich besser ab, wurden doch 59 Prozent ohne Vorbehalt verkauft, weitere 23 Prozent wurden mit Vorbehalt zugeschlagen und nur 18 Prozent blieben unverkauft.
Um den Studebaker Avanti R1 von 1964 wurde regelrecht gefeilscht, der Verkaufspreis von CHF 28’000 jedenfalls lag deutlich über dem Schätzwert von CHF 18’000 bis 25’000. Noch mehr bekämpften sich die Bieter beim Studebaker Commander Starliner von 1953, der schliesslich für CHF 43’680 verkauft wurde, fast die Hälfte über dem Schätzwert von CHF 25’000 bis 35’000.
Auch der Chevrolet Nomad Station Wagon von 1960 konnte gut verkauft werden, während beispielsweise ein Cadillac Fleetwood Brougham von 1979 offensichtlich nicht auf zahlungsfreudige Bieter traf.
Der King zog nicht
Mit Spannung war das Abschneiden des Cadillac Series 62 Sedan de Ville von 1956 erwartet worden, der einst dem Rockstar Elvis Presley gehört hatte.
So richtig wollte der Starruhm nicht überschwappen, da half auch die goldene Schallplatte nicht. Das Höchstgebot von CHF 72’500 war ein Achtungserfolg, reichte aber nur zu einem Zuschlag unter Vorbehalt.
Überraschend hohe Gebote für zwei Restaurierungsobjekte
Als Lot 70 und 71 kamen zwei restaurierungswürdige, aber komplette Fahrzeuge unter den Hammer. Insbesondere der Bentley 4 1/4 Litre Saloon Park Ward von 1937 entfachte die Bietlust ganz gehörig.
Den Schätzwert von CHF 15’000 bis 25’000 jedenfalls liessen die potentiellen Käufer schon bald hinter sich und erst bei CHF 32’000 konnte sich der Meistbietende des Kaufs erfreuen.
Kaum weniger stark war das Interesse an einem Jaguar Mk2 Saloon von 1961 mit der begehrten 3,8-Liter-Maschine. CHF 16’800 bezahlte der neue Besitzer für das Restaurierungsobjekt, während ein anderer, durchaus attraktiv aussehender MK2 3,4 Litre in fahrfähigem Zustand kein verwertbares Gebot – gefragt waren CHF 25'000 – erhielt.
Dass man nicht immer sehr tief in die Tasche greifen muss in Toffen, bewies der Käufer eines weiteren Restaurierungsobjekts, einem BMW 700 von 1962. CHF 1456 reichten für den Kauf, was deutlich unter den Erwartungen von CHF 5000 bis 6000 lag.
Gemischtes Ergebnis für Ferrari-Sportwagen
Bei den Superklassikern konnte Toffen zwei Ferrari Sportwagen bieten, einmal einen 330 GT von 1965 und als letztes Lot einen Ferrari 512 BB von 1981 mit weniger als 15’000 Kilometern auf dem Tacho.
Der BB schlug sich deutlich besser, konnte er doch für CHF 291’200 (EUR 2530217) verkauft werden, während der 330er bei einem Höchstgebot von CHF 180’000 stehen blieb, ziemlich weit unterhalt des gesetzten Limits.
Auch andere beliebte Klassiker fanden in Toffen in neue Hände, so etwa ein fast makelloser Mercedes-Benz 190 SL von 1961, dessen neuer Besitzer CHF 134’400 (EUR 116’870) für das schwarze Cabriolet bezahlen musste.
Auch ein ebenfalls dunkles Mercedes-Benz 280 SE Cabriolet von 1970 wurde erfolgreich verkauft nämlich für CHF 112’000.
Ein Mercedes-Benz 230 SL wurde für CHF 58’800, ein 500 SL von 1992 für CHF 15’120 veräussert.
Nicht alle zehn Mercedes fanden in eine neue Garage, so blieben beispielsweise der 250 T von 1979 genauso stehen wie der 200 W21 von 1935.
Kompaktes Vorkriegsangebot
Neben den bereits erwähnten Vorkriegsfahrzeugen gab es drei weitere, die höchst unterschiedlich abschlossen.
Während der MG M-Type von 1931 deutlich über dem Schätzwert für CHF 35’840 verkauft werden konnte, mussten der Chevrolet Capitol Series AA 2 Door Coach von 1927 und das B.S.A. Dreirad von 1931 deutliche Einschläge gegenüber dem Estimate ertragen.
Youngtimer mit Ausreisser nach oben
18 Autos und ein Motorrad im Angebot hatten die Oldtimer-Altersschwelle noch nicht erreicht. Sie schlugen sich insgesamt aber mindestens so gut wie der Durchschnitt und es gab auch einige positive Ausreisser, so etwa das Mercedes-Benz CLK 230 Cabriolet von 1999, das für CHF 16’800 (EUR 14’609) deutlich über dem Schätzwert in eine neue Garage fand.
Relativ gut liessen sich auch ein Range Rover von 1991 und ein Jaguar XK8 Coupé von 1997 verkaufen, während der Saab 900 Turbo 16 als Cabriolet von 1987 mit einem Preis von CHF 3640 (EUR 3165) sicherlich ein Schnäppchen war.
Internet-Premiere
Erstmals konnte man auch über das Internet auf Angebote im Katalog bieten. Dies wurde auch rege genutzt und tatsächlich wurden zwei oder drei der Lots schliesslich über die Bieter-Plattformen Invaluable/SwissAuctionCompany verkauft.
Die meisten finalen Gebote kamen allerdings aus dem Saal, die zweitwichtigste Rolle spielten einige Telefonbieter.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | CHF Est von | CHF Est bis | CHF HG | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
01 | BMW 700 Limousine | 1962 | 5000 | 6000 | 1300 | 1456 | 1266 | -73.53%
|
V |
02 | Jaguar Sovereign 3.6i | 1987 | 6000 | 8000 | 4000 | 4480 | 3897 | -36%
|
V |
03 | Opel Vectra 2.0i GLS | 1991 | 2500 | 3500 | 1300 | 1456 | 1266 | -51.47%
|
V |
04 | Peugeot 206 CC 1.6 16V | 2005 | 4500 | 5500 | 3000 | 3360 | 2923 | -32.8%
|
V |
05 | Jaguar XK8 Coupé | 1997 | 7500 | 8500 | 7000 | 7840 | 6820 | -2%
|
V |
06 | Cadillac Fleetwood Brougham | 1979 | 6500 | 7500 | 2500 | 2800 | 2436 | -60%
|
V |
07 | Toyota Corona 1800 GL Liftback | 1980 | 7500 | 8500 | 4750 | U |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis
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super, dass der journi so hui ist und die ergebnisse so schnell bringt. das auktionshaus selber pennt mal wieder gewaltig, hat bis heute rein gar nix auf der site. pfui ist aber, wie übertrieben positiv die ergebnisse dargestellt werden. beispiel für die bemerkenswerte haltung des autors. er schreibt: "..Mit 46 Prozent direkt verkauften .... schnitt die Herbstversteigerung auch im Vergleich zu vergangenen Austragungen sehr gut ab. Im Schnitt wurden 75 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten, auch dies ein guter Wert.." über die padua-versteigerung mit viel teureren autos eine woche später schreibt derselbe autor: ".. Die im Schnitt annähernd fünfzigjährigen Klassiker konnten insgesamt die Erwartungen nicht ganz erfüllen, im Schnitt wurde nur 75 Prozent des mittleren Schätzwerts geboten, 45 Prozent der Fahrzeuge blieben unverkauft.."
fazit: bei beiden auktionen sind die abverkaufsergebnisse praktisch identisch. trotzdem ist es für toffen ein guter wert und für padua ein schlechter. unverständlich wirds, wenn man bedenkt, dass wir hier bei toffen von auktionspreisen aus der unteren schublade (positiv gemeint, günstige oldies werden immer seltener) reden, und die wagen in padua durchschnittlich rund drei mal so teuer waren. mich stört, dass der autor kein kritisches wort über die veranstalter verliert, obwohl einiges zu sagen wäre. wenn von 96 angebotenen autos nur 13 einen verkaufspreis über der mindestforderung des einlieferers erreichen (und dies, wie erwähnt im unteren preisbereich) dann stimmt was nicht.