Schon die (fiktive) Adresse "Via Enzo Ferrari" in Druten (Niederlande) ist ein gutes Omen für das, was den Besucher im privaten Museum "Metropole" erwartet. Auf 20'000 Quadratmetern werden rund 200 Autos, 30 Zweiräder und eine große Halle voller Lastkraftwagen gezeigt. Einmal wöchentlich öffnet der Unternehmer Frans van Haren die Pforten des Museums für Besucher und ermöglicht so einen Blick in seine umfangreiche Sammlung von höchster Qualität. Auch können dort Kraftfahrzeuge käuflich erworben werden. Grundsätzlich hat das Museum eher den Charakter eines Depots. Ein ausgefeiltes museumspädagogisches Konzept sollte man nicht erwarten.
Doch die seltenen und erstaunlichen Exponate machen dies allemal wett. Im Obergeschoss des langgestreckten Gebäudes werden unter Kronleuchtern die Personenwagen ausgestellt. Im Erdgeschoss sind die LKW-Sammlung und die Verkaufsausstellung der "Metropole Classic Cars" untergebracht. Die Exponate sind mit QR-Codes versehen und ermöglichen Interessierten den Zugriff auf vertiefende Informationen – allerdings in niederländischer Sprache.
Zu den Anfängen des Automobils
Beginnen wir also den Rundgang oben, wobei wegen der Anzahl nicht auf alle Exponate eingegangen werden kann. Die Sammlungsschwerpunkte sind erkennbar Alfa Romeo, Ferrari und Mercedes-Benz. Doch das bedeutet keineswegs Einseitigkeit, denn auch Volkswagen, Fiat und viele sonstige Raritäten anderer Marken werden dargeboten. Am Anfang sind einige Exemplare der frühen Messingära zu entdecken – beispielhaft seien hier neben einer Replik des Benz Patent-Motorwagens ein Mercedes Simplex 35 HP von 1908 erwähnt. Daneben befindet sich eine Abteilung mit Porsche und Volkswagen. Außer verschiedenen Versionen des Golf gibt es auch Busse und Transporter sowie diverse Käfer, von denen einer zum Amphibienfahrzeug umgebaut wurde. Zu den Volkswagen gesellt sich ein Steyr "Baby".
Wohl kaum wird man woanders eine derartige Anzahl an Sportwagen von Alfa Romeo aus den 1930er-Jahren – umgeben von zeitgenössischen Konkurrenten anderer Marken – zu sehen bekommen wie hier in Druten. Besondere Erwähnung verdient sicher der Star der Sammlung: Ein Alfa Romeo 8 C 2900 Botticella ("La bella rossa" – "Die schöne Rote") von 1936. Mit diesem achtzylindrigen Boliden nahm Museumschef van Haren schon an der Mille Miglia teil.
Neben weiteren Alfa Romeos stehen mächtige Bentleys, etwa der 4 1/2 Litre Le Mans von 1929. Auch ein tiefliegender Invicta 4 1/2 Litre S-Type von 1931 ist zu finden. In dessen unmittelbarer Nachbarschaft werden zwei Mercedes-Benz 540 Cabrios von 1939 und 1941 sowie ein SSK (genannt "Black Bear") von 1929 präsentiert.
Aus einer noch früheren Zeit stammt der Italia "Floretta", ein Grand-Prix-Wagen von 1908; angetrieben von einem Vierzylindermotor mit stattlichen 12,8 Litern Hubraum. Dazu passt ein kontrastierender Neuzugang: der deutlich kleinere Bugatti T 13 von 1920.
Rennwagen und Einzelstücke
An der gegenüberliegenden Seite sind zunächst BMWs aufgereiht: An der Spitze ein 328 Cabrio von Autenrieth (1938), gleich danach ein 327 Cabrio. Dahinter ein seltener offener Frazer-Nash BMW 328 von 1939, ein Healey Silverstone von 1949 und ein Arnolt-Bristol von 1954. Fortgesetzt wird die Reihe mit einem La Dawri Daytona von 1959, einem amerikanischer Sportwagen mit Achtzylindermotor und Kunststoffkarrosserie. Ebenfalls über acht Zylinder verfügt der in Südafrika gebaute und zum Muscle Car mutierte Ford Capri Perana von 1969, der erfolgreich bei Rallyes eingesetzt wurde.
Zu sehen sind auch eine 750 Saponetta des italienischen Herstellers Bandini und ein ansehnliches Unikat: das Cabrio 208 S von Siata-Ford von 1953 mit Achtzylindermotor. Eine eher eigenwillige Frontgestaltung weist der Alfa Romeo 6C 2300 Spider Corsa Platé von 1949 auf. Markant ist sicher auch die Front des Pegaso Z 102 Touring Berlinetta, hinter dem ein geschmackvoll zweifarbig lackierter Ferrari 212 Inter mit Vignale-Karosserie parkt. In diesem Ausstellungsbereich finden sich zahlreiche Fahrzeuge der Marken Ferrari und Mercedes-Benz, die hier unmöglich alle aufgelistet werden können.
Bei den Ferrari seien etwa ein Ferrari 275 GTB mit Leichtmetallkarosserie und ein 250 GT Coupé von 1958 hervorgehoben, die einträchtig neben den modernen Modellen 512, 599 oder F 12 stehen.
Viel Fiat und Mercedes-Benz
Und was Mercedes-Benz betrifft: der Berichterstatter hat bei seinem Besuch allein sechs Exemplare des 300 SL (W198) angetroffen. Auch zwei große 600er (W100) standen einträchtig nebeneinander: ein kurzer, gepanzerter Wagen und eine Langversion. Die Sammlung reicht bis in die Neuzeit der Stuttgarter, was diverse AMG-Modelle und G- Klassen beweisen.
In einer Jaguar-Ecke ist ein weiteres Schmuckstück zu entdecken: Ein Jaguar XK 150 S 3.8 Litre "Hartin Fastback von 1960. Neben zahlreichen inneren Modifikationen besticht dieses Fahrzeug durch ein nach Erachten des Autors sehr gut zum Charakter des Wagens passendes Fließheck.
Doch – unter Vernachlässigung einiger Citroën 2 CV – noch einmal zurück zu italienischen Automobilen, speziell zu Fiat. Einige Typen – wie etwa "Topolino" oder der Cinquecento – sind gleich in mehrfachen Versionen und Ablegern vorhanden. Auch ein Panda 4x4 wird gezeigt. Nicht zuletzt präsentiert das Museum ein stilistisch bemerkenswertes Automobil: der Fiat 1100 Aerodynamica Padovan, ein windschlüpfiges Unikat aus dem Jahre 1948. Vielleicht wurden sie nur als "Beifang" erworben, doch auch sie sind beachtlich: ein formschöner, zweifarbiger Fiat 1900 B Granluce Coupé sowie ein Fiat-Coupé von Fissore von 1954.
Last- und Kleinwagen
Nachdem wir ein optisch beeindruckendes Exemplar des Maserati 3700 GTI Sebring passiert haben, begeben wir uns in die LKW-Abteilung des Museums. In einer großen Halle findet man die unterschiedlichsten Erscheinungsformen von Lastwagen, meist in der "Firmenfarbe" des Hausherrn lackiert. Für Freunde von Nutzfahrzeugen gibt es auch hier sicher viel zu entdecken: vom Mercedes-Benz L 6500 K von 1936 über LKW von DAF, Scania, Volvo und Mack, Hanomag und Faun findet sich Interessantes. Und etwas versteckt in einer hinteren Reihe: Hier stehen noch Fahrzeuge, die einer Restaurierung harren. Doch dies soll in dieser Stelle nicht vertieft werden.
Wie eingangs erwähnt, beinhaltet das Gebäude auch ein Verkaufsareal, wobei der Übergang zwischen Museum und Verkauf fließend sein mag. Der Besucher sollte nicht versäumen, auch diese Abteilung zu besichtigen, denn es gibt auch hier Seltenes und Kurioses. Zum Zeitpunkt des Besuchs für diesen Bericht waren neben einem Lincoln Zephyr Sedan – eine Limousine aus der Zeit des Art Déco mit Zwölfzylindermotor – auch eine stattliche Phalanx seltener Kleinwagen im Angebot. Neben anderen Kabinenrollern waren allein zwei FMR Tg 500 "Tiger" sowie ein Voisin Biscuter, ein Goggomobil Dart sowie ein Peel P 50 mit Elektroantrieb und ein Crosley CD als Feuerwehrwagen ausgestellt.
Ein kleines Kuriositätenkabinett
Nicht gerade alltäglich präsentierte sich der Renard Sport D-Crosser; ein Off-Road-Konstrukt, bei dem die modifizierte Karosserie eines Citroën DS auf das Fahrgestell eines 1993 Toyota Land Cruiser gesetzt wurde. In einem anderen Biotop dürfte sich das Amphibienfahrzeug Gibbs Aquada wohlfühlen. Doch ob der offerierte Lamborghini-Centenario-Traktor mit seinem Zwölfzylinder-Triebwerk jemals einen Acker pflügen wird? Eher nicht. Auch nicht Fahrfähiges gab es: So war außer einem Gitterrohrrahmen für einen Mercedes-Benz 300 SL Roadster auch ein Schnittmodell eines VW-Käfers zu haben. Schließlich konnte man noch einen Osca 1600 GT "Double Bubble" mit Zagato-Karosserie entdecken.
Ein Besuch des Museums Metropole sei nicht zuletzt für Besuchergruppen empfohlen, etwa Automobilclubs. Diese können auch originell eingerichtete Räumlichkeiten nebst gastronomischem Angebot buchen. Fazit des Besuchs des Museums Metropole: "Heel leuk!" – "Richtig gut!"
Weitere Infos zum Museum finden sich auf der Internetseite www.metropoledruten.nl
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Trotzdem ein schöner Artikel.