Man war sicherlich gespannt, wie sich Gooding & Co bei ihrer alljährlichen Pebble-Beach-Versteigerung aus der Affäre ziehen würde. An Raritäten mangelte es im Angebot von 146 Fahrzeugen (darunter zwei Motorräder) nicht. Geschätzt waren die Fahrzeuge auf über USD 165 Millionen. Im Schnitt wurden USD 947’175 pro Auto erzielt und gemäss Gooding 23 Weltrekorde erreicht.
Gefeierter Schwarm der Hollywood-Stars
Es wurden nur zwei Duesenberg SSJ auf gekürztem Chassis gebaut, beide gingen an Hollywood-Stars der Dreissigerjahre. J-563 ging an Gary Cooper, J-567 an Clark Gable. Cooper ist unter anderem für seine Rolle in “High Noon” zum Weltstar geworden. Für die Dreissigerjahre war der Duesenberg ein beeindruckend schnelles Auto mit über 200 km/h Spitzengeschwindigkeit. Nun sucht Coopers Duesy für einen Preis jenseits von USD 10 Millionen einen neuen Käufer.
Die Bieter aber wollten höher hinaus. Geschickt steuerte Hammerschwinger Charlie Ross für einen lange anhaltenden Gebotswettbewerb, der erst bei USD 20 Millionen endete. USD 22 Millionen (EUR 18,92 Millionen, CHF 21,56 Millionen) bedeuten nicht nur einen Weltrekord für Fahrzeuge der Marke Duesenberg, tatsächlich wurde noch nie ein Vorkriegsauto für einen derartig hohen Betrag versteigert.
Fruas Maserati zum Rekordpreis
Sicherlich einer von Pietro Fruas schönsten Kreationen ist der Maserati A6GCS/53 Spider von 1955. Der Wagen gewann 2010 am Concorso d’Eleganza Villa d’Este die Coppa d’Oro und den Klassenpreis.
Die Bieter liessen sich vom eleganten Frua-Maserati offenbar auch begeistern und sorgten mit USD 5,17 Millionen für einen Rekordpreis.
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Der einmalige Porsche 911 Spyder von Bertone
Neben einer riesigen Auswahl an 911-Derivaten stach ein Porsche bei Gooding & Co besonders heraus, der 911 Spyder von 1966. Es handelt sich dabei um ein Einzelstück, gebaut von Bertone und präsentiert am Genfer Autosalon 1966. Der Wagen ist zum ersten Mal seit 25 Jahren auf dem Markt und sicherlich ein interessantes Auto, auch wenn Porsche damals lieber den Targa in Serie präsentierte und im Bertone-Porsche wohl zuwenig Markengene sah.
Mit geschätzten USD 700’000 bis 1 Million erschien das Einzelstück überraschend günstig, zumal bereits für normale 911-er schon derartig hohe Preise bezahlt wurden, nur weil sie einen berühmten Vorbesitzer hatten. Die Bieter sahen das ähnlich und hievten den Bertone-Spyder schliesslich auf USD 1,43 Millionen (EUR 1,23 Millionen, CHF 1,4 Millionen).
Keine Gnade für die Ford GT40
Gleich zwei Ford GT40 hatte Gooding im Angebot, ein Mk I von 1966 und ein Mk IV von 1967. Mit Höchstgeboten von USD 2,8 Millionen für den Mk I und USD 1,75 Millionen für den Mk IV blieben die Gebote allerdings deutlich unter den Erwartungen, beide Rennwagen wurden überraschenderweise nicht verkauft.
Angesichts der Bewertungen von Ferrari Sportwagen aus derselben Epoche muss man sich wundern, warum die Ford-Renner auf so wenig Interesse stiessen.
Begehrter Vorläufer des Dino 206 GT
Der Dino 206/246 GT gehört nicht nur zu den schönsten, sondern auch zu den fahrerisch attraktivsten Sportwagen, die in Maranello entstanden, auch wenn sie das Ferrari-Pferdchen nicht auf dem Kühlergrill trugen. Der 1965 in Paris gezeigte Dino Berlinetta Speciale hatte bereits einen Vorgeschmack auf den künftigen Dino gegeben. Der Prototyp, den Pininfarina 1966 in Turin zeigte, kam formlich den künftigen Dino 206 schon deutlich näher. Das elegante Coupé war gelb lackiert und hatte den Sechszylindermotor noch in Längsrichtung montiert, etwas, was Ferrari für die Serienversion ändern liess. Chassis 00106 wurde in vielen Büchern abgebildet und gehört sicherlich zu den Meilensteinen der Ferrari-Modellentwicklung.
Die Bieter zeigten sich am einmaligen Dino interessiert und überboten den Schätzwert von USD 2 bis 3 Millionen, was ein Verkaufspreis von USD 3,08 Millionen (EUR 2,65 Millionen, CHF 3,2 Millionen) bedeutete.
Ansonsten fielen die Ferrari-Sportwagen eher durch Abweichungen nach unten auf, Einbussen von 5 bis 20 Prozent gegenüber dem Schätzwert waren an der Tagesordnung.
Dies galt auch für den Ferrari 500 Mondial Series II von 1955, den "Ferrari des Admirals", der vom ehemaligen Besitzer auf die Bühne gefahren wurde. USD 5 Millionen (EUR 4,3 Millionen, CHF 4,9 Millionen) sind aber immer noch ein guter Preis für eine dieser raren Barchettas.
24 Fahrzeuge nicht verkauft
Die Verkaufsquote betrug rund 84 Prozent, an und für sich ein guter Wert, wenn man sich bei der nur in den USA agierenden Gooding & Co auch bessere Ergebnisse gewöhnt ist.
Unter den nicht verkauften 24 Autos fanden sich unter anderem der Ferrari 275 GTB/C von 1966, der mit einem Höchstgebot von USD 10,3 Millionen den Schätzwert von USD 12 bis 14 deutlich verfehlte. Ebenfalls deutlich unter den Schätzwerten landeten moderne Supersportwagen wie ein Bugatti Veyron oder der Lamborghini Aventador, während der Porsche 918 Spyder “Weissach” von 2015 immerhin auf USD 1,65 Millionen kam und verkauft wurde.
Einige Schnäppchen
Der relativ hohe Anteil von 41 Prozent “no reserve” Angeboten führte auch zu einigen günstigen Gelegenheiten. Ein Toyota 2000 GT von 1967 wurde für USD 550’000 verkauft (56 % des Schätzwerts), ein Porsche 993 Targa von 1998 für USD 79’750 (54 %). Ein Mercedes-Benz 220 SEb Coupé von 1961 konnte vom neuen Besitzer gar für nur USD 48’400 (42 %) ersteigert werden.
Insgesamt kann man sicherlich nicht einem Nachfrageloch sprechen, immerhin wurden die Fahrzeuge im Schnitt auf 84 Prozent der sicherlich ambitiösen Schätzwerte hochgeboten. Dass aber doch einige Autos deutlich unter den Erwartungen veräussert werden mussten und 24 insgesamt stehenblieben, zeigt, dass die Käufer weiterhin wählerisch sind und durchaus wissen, wofür sich ein Griff in die Geldbörse lohnt.
Angebotene Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Umrechnung erfolgte zum Tageskurs (1 USD = 0.86 EUR, 1 USD = 0.99 CHF). Die Spalte “NoR” kennzeichnet ohne Mindestpreis angebotene Fahrzeuge mit “ja”. Alle Angaben ohne Gewähr.
Die Liste kann durch Klicken auf die Spaltenüberschriften nach Belieben sortiert werden.
Lot | Fahrzeug | Jahr | USD Est von | USD Est bis | USD HG | USD VP | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
001 | Porsche 356 SC Cabriolet | 1965 | 225'000 | 275'000 | 150'000 | 165'000 | 161'700 | 141'900 | -34%
|
V |
002 | Cadillac Series 62 Eldorado | 1954 | 125'000 | 175'000 | 175'000 | 192'500 | 188'650 | 165'550 | +28.33%
|
V |
003 | Porsche 911 Carrera Coupe 25th Anniversary Edition | 1989 | 100'000 | 140'000 | 100'000 | 110'000 | 107'800 | 94'600 | -8.33%
|
V |
004 | Porsche 911 Carrera Cabriolet 25th Anniversary Edition | 1989 | 90'000 | 120'000 | 112'500 | 123'750 | 121'275 | 106'425 | +17.86%
|
V |
005 | Facel Vega Facel II | 1963 | 375'000 | 450'000 | 520'000 | 572'000 | 560'560 | 491'920 | +38.67%
|
V |
006 | Citroën DS19 | 1957 | 70'000 | 90'000 | 175'000 | 192'500 | 188'650 | 165'550 | +140.62%
|
V |
007 | Shelby GT350 | 1965 | 300'000 | 400'000 | 345'000 | 379'500 | 371'910 | 326'370 | +8.43%
|
V |
Spalte S = Status:
V = Verkauft, N = Nicht verkauft
Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt