Nimmt man eine Liste der Bücher über Bugatti zur Hand, dann könnte man meinen, dass das Feld insgesamt abgesteckt ist und es heute allenfalls noch darum geht, Detailfragen zu klären. Auch Australien ist längst erforscht. Ein Autoren-Team hat aber noch einen weissen Fleck gefunden und gleich auch vermessen: Das Territorium der ehemaligen k. & k. (kaiserlichen und königlichen) Österreichisch-Ungarischen Monarchie.
Ihr Gebiet umfasste vor dem Ersten Weltkrieg rund 676.000 km² mit 52,8 Millionen Menschen und war damit nach Russland der flächenmässig zweitgrösste und nach Russland und Deutschland der bevölkerungsmässig drittgrösste Staat Europas. Die Monarchie wurde nach dem Ersten Weltkrieg abgeschafft, sodass das Gebiet 1919-1920 in eine Reihe von Nationalstaaten aufgeteilt wurde. Auf diese politische Geographie stützen sich Helge Hauk und seine Mitstreiter.
Die Idee zu diesem Vorhaben stammte von Helge Hauk, Sekretär und Registrar des Bugatti Clubs Austria. Er verfolgte sie seit Mitte der 90er Jahre. Neben den Mitautoren Pál Négyesy und Daniel Tomičić für den ersten Band waren für den zweiten noch sieben weitere Mitarbeiter mit den Ausarbeitungen beschäftigt: Milan Tymes, Jan Kralik, Jan Nemec, Jakub Stauch, Stanislav Karger, Maciej Peda und Petr Kozisek.
Das Buch ist in zwei Bände gegliedert. Der erste Band umfasst Österreich, Ungarn und die südlichen Teile Österreich-Ungarns. Dazu gehören auch Kroatien, Slowenien sowie Bosnien und Herzegowina. Der zweite Band umfasst die Tschechoslowakei sowie Galizien und die Bukowina. Natürlich werden auch in beiden Bänden die Nachfolgestaaten aller ehemaligen Kronländer bis zum heutigen Tag berücksichtigt.
Die einzelnen Abschnitte sind in der jeweiligen Muttersprache der Autoren, das heisst deutsch, tschechisch, ungarisch, kroatisch und polnisch geschrieben. Dazu gibt es immer eine auch englische Übersetzung, sodass der gesamte Text in der modernen lingua franca gelesen werden kann.
Die Ergebnisse der Suche sind nach Ländern/Gebieten und nach den jeweiligen Fahrzeugen gelistet. Hier als Beispiel die Aufstellung für die Tschechoslowakei:
Zu jedem Fahrzeug gibt es die Ergebnisse der Forschungen. Auch Barnfinds, also Scheunenfunde, werden, genauso wie Renneinsätze, dokumentiert: hier zum Beispiel in Lemberg (Lwów) am 08. September 1930 die Bugatti T35 4932 und T37 37281.
Das Buch präsentiert sich somit als Bericht eines vieljährigen Forschungsprojekts mit detaillierten Erklärungen zu den Erkenntnissen, fotographischen Beweisaufnahmen und tabellarischen Zusammenfassungen. Michel und Caroline Bugatti, der jüngste Sohn und dessen Tochter haben dazu das Vorwort geschrieben.
Es richtet sich primär einmal an alle, die sich beruflich oder hobbymässig mit der Provenienz von Bugattis beschäftigen. Als Dokumentation ist es aber auch autogeschichtlich wertvoll, weil es einen Einblick gibt in einen Aspekt der Autogeschichte in Gegenden, die typischerweise nicht im Fokus des westeuropäischen Interesses liegen und entsprechend wenig bekannt sind.
Das Buch ist diese Tage in den Druck gegangen und wird im Januar 2017 in den Verkauf gelangen.
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