Keine Erfindung hat die Automobilbranche dermassen nachhaltig geprägt wie der Sicherheitsgurt. Die Idee, welche 1930 gestalt annahm, wird heute immer noch eingesetzt. Und wird sehr wahrscheinlich auch in der Zukunft nicht wegzudenken sein.
Sicherheitsgurt als Lebensretter
Experten schätzen, dass mehr als eine Million Menschen dem Dreipunkt-Sicherheitsgurt, einer Erfindung von Volvo, ihre Gesundheit oder gar ihr Leben nach einem Autounfall verdanken. Ebendiese Erfindung feiert nun ihr 60-jähriges Jubiläum. In Deutschland wurde das Rettungspotenzial dieses Gurtes erstmals an der IAA 1959 vorgestellt. Dies hatte den Sinn, dieses innovative Potenzial noch schneller zu popularisieren. Auch die Freigabe des Patents für die breite Öffentlichkeit trug zur rasch wachsenden Verbreitung bei. Gleichzeitig wurde auch ein Beitrag an die allgemeine Verkehrssicherheit geleistet. Sozusagen zwei Fliegen auf einen Schlag.
Seit März 2019 werden von Volvo sämtliche Sicherheitserfahrungen in der Unfallforschung in einer für jedermann zugänglichen digitalen Bibliothek geteilt. Damit werden alle seit 1970 gesammelten Erkenntnisse der ganzen Welt zur Verfügung gestellt. Der Sinn dahinter ist ganz einfach, aber von immenser Bedeutung für die Automobilbranche: Man will Autos für alle Insassen unabhängig aller körperlichen Attribute, Geschlechter und körperlicher Verfassung sicher machen. “Equal Vehicles for All” (E.V.A) nennt sich diese Initiative.
Hochriskante Demonstration des Sicherheitsgurtes
Serienmässig wurde der Dreipunkt-Sicherheitsgurt erstmals 1959 produziert. Damals begann eine heisse Diskussion zwischen deutschen Medizinern, Autokäufern und auch Fachmedien. Alles drehte sich um die Frage, wie sicher die Sicherheitsgurte sind und sein sollen.
Um ein Exempel zu statuieren, organisierte Volvo auf dem Frankfurter Messegelände zusammen mit dem Stuntman Orvar Aspholm eine Live-Demonstration. Dieser überschlug sich in einem Volvo PV544 4x nacheinander, kletterte anschliessend aber unverletzt aus dem Wrack, da der Dreipunkt-Sicherheitsgurt den ihn geschützt hat.
Bereits im Vorfeld übte Aspholm diesen Stunt an die 30 Mal, ohne sich dabei zu verletzen (alle Angaben gemäss Volvo). Die letzten Skeptiker konnten schlussendlich durch den sogenannten “28'000 Unfälle-Report”, dessen Inhalt aus Daten aller Unfälle in Schweden hervorging, überzeugt werden. Daraus resultierte, dass der Sicherheitsgurt lebensrettend ist und die Zahl der Verletzungen um bis zu 60 Prozent reduziert (Angaben gemäss Volvo).
Ehemaliger Luftfahrtingenieur erzielt Durchbruch
In den 30er-Jahren forderten amerikanische Mediziner die Einführung von Sicherheitsgurten für sämtliche Auto-Modelle. Die ersten Rückhaltsysteme konnten sich jedoch keiner allzu grossen Popularität erfreuen. Erst der ehemalige Luftfahrtingenieur Nils Bohlin, welcher 1958 von Volvo eingestellt wurde, konnte einen Durchbruch erzielen. Er wusste, dass ein Gurt die Kräfte einer Kollision dort absorbieren musste, wo der Körper am stärksten ist. Dies betrifft sowohl den Becken-, wie auch den Brustbereich. Dieses Wissen konnte er in die Konzeptionierung eines Gurtes übertragen, welcher eine Fusion aus einem Becken- und einem diagonal verlaufenden Körpergurt darstellt.
Weiter musste dieses System sowohl einfach zu bedienen, wie auch simpel zu verstellen sein. Das Volvo Dreipunkt-Sicherheitssystem wurde geboren. Zwar wurde dieses System patentiert, jedoch konnten alle Interessierten das Konzept hinter dem Rückhaltsystem nutzen. Bis heute ist der Sicherheitsgurt das A und O, wenn es um die Sicherheit der Insassen eines Autos geht. Das Potenzial des Sicherheitsgurtes ist jedoch noch längstens nicht ausgeschöpft, da die Nutzung des Sicherheitsgurtes von Land zu Land variiert.
Besondere Ehrung für Nils Bohlin
Nils Bohlin wurde in Deutschland auf besondere Weise für seine Erfindung geehrt: Das deutsche Patentamt wählte 1985 den Dreipunkt-Sicherheitsgurt zu einer der acht Erfindungen der letzten 100 Jahre, welche der Menschheit den grössten Nutzen beschert haben und sich auch nachhaltig auf die Zukunft auswirken. Eine Ehrung, welcher längst nicht jeder Erfindung zuteil wird.
2019 feiert Volvo bereits den 60. Geburtstag des Dreipunkt-Sicherheitssystems. Basierend auf diesem Jubiläum wurde auch die bereits oben erwähnte “Equal Vehicles for All”-Initiative lanciert. Die E.V.A zeigt beispielsweise auf, dass Frauen aufgrund ihrer körperlichen Anatomie sehr viel häufiger von einem Schleudertrauma betroffen sind als Männer. Aus gegebenem Anlass wurden von Volvo virtuelle Crash-Dummies entwickelt, mit denen man Sicherheitssysteme konzipieren kann, welche sowohl Männer, wie auch Frauen optimal schützen.
Kurzum: Keine Erfindung hat die Verkehrssicherheit dermassen nachhaltig geprägt wie der Sicherheitsgurt.
Weitere Informationen
Weitere Informationen bezüglich Sicherheitsinnovationen, Technik, etc. können Sie der Website von Volvo entnehmen.