Das achte Buch der Reihe «Schweizer in Le Mans» (Les Suisses au Mans) ist mit seinen 356 Seiten wieder vollgepackt mit interessanten Motorsport Berichten und Fotos! Am interessantesten ist natürlich der zweite Teil des Buchs, der mehrere historische Artikel und Fotos enthält. Viele Seiten widmen sich den Jahren 1923, 1963, 1973, 1983, 1993 und 2003. Sehr interessant sind die 20 Seiten über den Aargauer Herbert Müller und den Zürcher Angelo Pallavicini. Dieser feierte 1979 seinen grössten Motorsporterfolg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans auf seinem privaten Porsche 934 Carrera RSR Turbo. Zusammen mit seinen Fahrerkollegen Herbert Müller und Marco Vanoli wurde Angelo Pallavicini Gesamtvierter und Sieger in der Gruppe 4. Insgesamt startete Angelo Pallavicini von 1977 bis 1985 viermal in Le Mans, von denen er nur 1979 das Rennen beenden konnte.
Viel Prominenz zu Gast
Wie letztes Jahr fand die Buchvernissage in Romanel-sur-Lausanne statt, wo viele prominente Rennfahrer und mehr als 200 Gäste zur Speedy Garage von Besitzer Alexandre Pesci am 11. Dezember eingeladen wurden. Man feierte nicht nur die Publikation des neuesten Buchs der Autoren Christian Borel, Mario Luini, Gérard Vallat, Benoit Wyder und Jean-Marie Wyder sondern auch den erneuten Weltmeistertitel des Schweizer Lotus-Rebellion-Team (das Alexandre Pesci ebenfalls besitzt) als bestes privates LMP1-Team in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft. Der Lotus-Rebellion Lola B12-Toyota war selbstverständlich in der Speedy Garage ausgestellt und auch seine Fahrer, ex-Sauber-Pilot Nick Heidfeld, Nicolas Prost, Andrea Belicchi und Mathias Beche, waren anwesend und gaben fleissig viele Autogramme.
Auch der Franzose Loïc Duval, der wie Michael Schumacher in Gland (Kanton Waadtland) wohnt, fand den Weg nach Romanel-sur-Lausanne. Der Gewinner – gemeinsam mit Tom Kristensen und Allan McNish – des diesjähirgen 24-Stunden-Rennen lass sich gern mit Louis Delétraz, Sohn des ehemaligen Formel-1-Piloten Jean-Denis Delétraz und vielversprechende Formel-Renault-Rennfahrer, fotografieren.
40 Modellfahrzeuge von ehemaligen Herbert Müller Rennfahrzeugen
Ein Highlight der Buchvernissage war die von Miniatures-Spezialist Jean-Philippe Rossel (www.smallcar.ch) gebrachte Ausstellung von 40 Modellen von den Rennautos, die Herbert Müller gefahren ist: Ferrari 250 GTO 1000 Km Nürburgring 1964, Porsche 904 GTS Le Mans 1964 (11. mit Claude Sage), Ford GT40 Le Mans 1965 (Ausfall mit Ronnie Bucknam), Ferrari Dino 206, Porsche 904/8 Bergrennen Sierre-Montana 1964, Ferrari 330 P3 Le Mans 1967 (Ausfall mit Jean Guichet), Porsche 917 Le Mans 1971 (2. mit Richard Attwood), De Tomaso Pantera Le Mans 1972 (Ausfall mit Cox Kocher), Porsche 917/30 Interserie und, um nur ein Auswahl zu erwähnen, die zwei Porsche RSR Turbo von Le Mans 1973 (4. mit Gijs van Lennep) und Le Mans 1974 (2. mit Gijs van Lennep).
Original Porsche 934 Carrera RSR Turbo von Pallavicini
Der am Anfang dieses Artikels erwähnte private Porsche 934 Carrera RSR Turbo von Angelo Pallavicini (Gesamtvierter gemeinsam mit Herbert Müller und Marco Vanoli und Sieger in der Gruppe 4 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1979) stand in Romanel-sur-Lausanne sowohl im Masstab 1:18 als im Masstab 1:1. Dieses Auto ist noch heute im Besitz von Angelo Pallavicini und besitzt noch heute die originalen Kleber von Le Mans, Sebring und Daytona.
Jo Siffert’s Kinder, Véronique (sie fuhr dieses Jahr beim marokkanischen Rallye des Gazelles auf einem Isuzu) und Philippe (er nahm 1995 am 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit einem Porsche 911 GT2 teil) liessen sich gern vor dem Herbert Müllers Porsche 934 Carrera RSR Turbo fotografieren. «Stumpen Herbie» war ja 1971 zusammen mit dem unvergesslichen Jo «Seppi» Siffert Mitglied des Gulf Wyer Racing Teams, das die unschlagbare Porsche 917 in Le Mans einsetzte.
Auch Claude Sage (79 Jahre alt, zwei Le Mans-Teilnahmen), ehemaliger Honda-Schweiz Direktor und ehemaliger Salon de Genève-Präsident, war in Romanel-sur-Lausanne anwesend. Er fuhr gemeinsam mit Herbert Müller beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1964 auf einem Porsche 904 GTS der Scuderia Filipinetti.
Original GT 40 von Le Mans
Herbert Müller fuhr auch in einem Ford GT40 in Le Mans. In der Speedy Garage wurden am 11. Dezember nicht nur ein sondern gleich zwei Original-Exemplare des Ford GT40, der von 1966 in vier Jahren in Folge das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewann: der berühmte GT40, der lange in Japan bei Yamaha war und ein seltenes Exemplar mit gültiger Strassenzulassung ist. Insgesamt wurden 124 Stück gebaut, davon zwölf Prototypen und zehn Mk 4. Ford selbst spricht von 94 Serienwagen, davon wurden sieben Mk 3 und 31 Mk 1 für die Strasse umgerüstet.
Ehemalige Herbert Müller Kollegen
Unter den vielen Herbert Müller-Kollegen traf man in der Garage Speedy die folgenden ehemaligen Rennfahrer: Bernard Chenevière (67 Jahre alt, 6 Le Mans-Teilnahmen):
Er fuhr u. a. den berühmten Porsche 908-02 Toblerone. Weiter anwesend waren der rasende Journalist Mario Luini (62 Jahre alt, drei Le Mans-Teilnahmen u. a. gemeinsam mit Ski-Star Philippe Roux), Eric Chapuis (71 Jahre alt, zwei Le Mans-Teilnahmen), Olivier Haberthur (50 Jahre alt, zwei Le Mans-Teilnahmen) und Heinz Schulthess (74 Jahre alt, drei Le Mans-Teilnahmen), der dieses Jahr noch am Lignières Historique-Rennen teilnahm).
Die ältesten ehemaligen Le-Mans-Teilnehmer waren André Wicky (85 Jahre alt, 12 Le Mans-Teilnahmen), Georges Gachnang (82 Jahre alt, 1 Le Mans-Teilnahme) und John Gretener (87 Jahre alt, 1 Le Mans-Teilnahme). Alle drei fuhren gemeinsam einen AC Bristol ACE beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1961. Übrigens Georges Gachnang ist Sébastien Buemis und Natacha Gachnangs Grossvater!
John Gretener ist aber mehr als Rallye-Beifahrer bekannt. Er fuhr sowohl für das Porsche-Werksteam als auch für das Triumph-Werksteam. Beim RAC-Rallye 1970 wurden Claude Haldi und sein Beifahrer John Gretener 12. auf einem Werks-Porsche 914/6. Übrigens ist Claude Haldi der Schweizer Rekordhalter mit 22 (!) Le Mans-Teilnahmen.
John Gretener war auch Jean-Jacques Thuners Beifahrer. Beide nahmen auf Triumph Spitfire 1964 und 1965 an verschiedenen Rallyes teil, unter anderem der Rallye Monte-Carlo, an der Alpen-Rallye, an der Tour de France und am Coupe des Alpes. Und beide trafen sich nochmals am 11. Dezember in der Speedy Garage. Übrigens nahm Jean-Jacques Thuner (80 Jahre alt) an dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans von 1965 mit eine Werks-Triumph Spitfire gemeinsam mit dem sehr berühmten Rallyefahrer Simo Lampinen aus Finnland. Beide überquerten die Ziellinie als 13.
Last but not least mehre Rennfahrer der schweizerischen Oldtimer-Szene waren bei dieser Le Mans-Buch-Vernissage dabei, u. a. der Genfer René Desbaillets (Griffon) und der Berner Heinz Hofer, der dieses Jahr mit seinen Maserati 26 M von 1926 an verschiedenen historischen Veranstaltungen teilnahm.
Apropos historische Maserati: in der Speedy Garage wurde am 11. Dezember ein wunderschöner Maserati 450 S Competzione von 1956 ausgestellt.
Buch Informationen
- Das Buch kann direkt via www.lessuissesaumans.ch bestellt werden
- 356 Seiten
- Sprache nur in französisch, die deutsche Ausgabe von 2011 ist aber immer noch lieferbar
- Hauptautor: Jean-Marie Wyder
- Co-Autoren: Christian Borel, Mario Luini, Gérard Vallat und Benoît Wyder
- Preis: CHF 99.-
- Weitere Details: http://www.lessuissesaumans.ch/nos-publications.html