Während viele Oldtimer-Veranstaltungen abgesagt wurden, durfte der Zürich Classic Car Award auf dem Bürkliplatz in Zürich am 19. August 2020 durchgeführt werden.
Über 90 Autos hatten sich angemeldet und sie machten in sieben Klassen den Sieger, sprich den Schönsten unter sich aus.
Während das Publikum einen Ford Mustang Fastback von 1965 als das eleganteste und bestaussehendste wählte, entschied sich die Jury für einen Ferrari 275 GTS aus demselben Jahr.
Zudem wurde ein Bugatti EB 110 von 1994 zum Best of Show der unrestaurierten Autos gewählt.
Enorme Breite
Das Fahrzeugaufgebot, das sich am Mittwoch-Morgen am Zürichsee einfand, zeigte die Vielfalt, die 100 Jahre Automobilbau erzeugt hat. Der älteste Wagen war zugleich der zukunftsweisendste, denn mit seinem Elektroantrieb zeigte der Detroit Electric von 1918 schon vor 102 Jahren, wie die Antriebstechnik im Jahr 2040 primär aussehen wird.
Und auch heute noch schafft der nicht gerade kompakte Amerikaner 70 Kilometer Reichweite, allerdings wohl mit besserer Batterietechnologie als vor über 100 Jahren.
Das andere Ende des Spektrums wurde von einem Smart Brabus Roadster und einem Lancia Thesis Stola von 2004 repräsentiert. Fast moderne Autos, die aber durchaus Besonderheiten sind. Während der Smart Roadster in vergleichsweise geringen Stückzahlen entstand, zumal als Brabus-Version, so gab es den Thesis Stola in genau einem Serienexemplar, während der gezeigte Wagen der Prototyp war.
Zwischen den Extremen von 1918 und 2004 gab es vor der Nationalbank in Zürich fast das gesamte Spektrum an Bauweisen und Konstruktionsansätzen zu sehen, die von 1930 bis 2000 realisiert wurden.
Ein Unversehrter
Es müssen nicht immer die Designer-Preziosen oder Millionenwerte sein, auf die das Auge eines Concours-Besuchers fallen. Wer ein Auge für das Detail hat, der kann auch ganz andere Endeckungen machen. So stand in Zürich ein Opel Olympia Rekord von 1953, der fast schon aus der Zeitmaschine gefallen zu sein scheint.
Kaum etwas wurde über fast 70 Jahre an dem Wagen verändert, ob es nun die Sitzpolster oder die Gummimatten am Boden sind. Auch der Lack war weitgehend noch intakt, so sahen Autos vor sieben Jahrzehnten aus.
Ähnlich nahe am Auslieferungszustand, aber weniger unversehrt, stand wenige Schritte weiter ein Morris Minor II, den man vor kurzem praktisch aus einer Scheune herausgezogen hatte.
Den Preis des besterhaltenen unrestaurierten Wagens ging dann aber wie bereits erläutert an einen Bugatti EB 110, der praktisch im Neuwagenzustand dastand.
Meisterwerke von Pininfarina
Eine Sonderklasse wurde anlässlich des 90. Geburtstags von Pininfarina eingerichtet.
Dass diese Klasse von Ferrari dominiert wurde, erstaunt nicht. Immerhin gab es aber auch ein sehr interessantes Peugeot 404 Coupé zu sehen und auch von Lancia, Rolls-Royce und Cadillac standen elegante Autos da.
Die Plätze 1 bis 3 machten trotzdem die Wagen mit dem Pferdchen unter sich aus.
Aus dem Schaffen von Alfa Romeo
Eine eigene Klasse wurde auch zum Alfa-Romeo-Jubiläum des 110-jährigen Bestehens der Firma eingerichtet. Zwar hätte man sich hier eine noch etwas grössere Vielfalt gewünscht, so fehlte etwa ein GTV6, ein Alfasud Sprint oder ein 2600, aber mit dem Sieger, einem Super Sprint von 1956 mit Touring-Karosserie konnte die Jury einen würdigen Sieger krönen.
Interessant in dieser Klasse war auch der zweite Rang, denn die Besitzerin des schönen Alfa Romeo GT 1300 Junior war zwar alt genug, den Wagen zu besitzen, aber noch nicht alt genug, um auch schon eine bestandene Führerprüfung vorzulegen.
So wurde sie halt auf den roten Teppich chauffiert.
Hohe Leistungsdichte
In den meisten Klassen hätte es sicherlich fünf, sechs oder mehr Wagen gehabt, die eine Vorfahrt zur Siegerehrung auch verdient gehabt hätten. Beispielhaft soll hier die Klasse der Fünfzigerjahreautos erwähnt werden. 17 Autos standen da und jeder hatte seine individuellen Besonderheiten zu bieten.
Wie soll man ein komplett restauriertes Mercedes-Benz 220 S Coupé aus dem Jahr 1958, das dazu noch mit einem Rolldach der Karosseriefirma Tüscher ausgestattet wurde damals, mit einem Opel Olympia Rekord oder einem Plymouth Fury von 1958, der einst im Film “Christine” eine tragende Rolle hatte, vergleichen.
Nur drei der siebzehn Wagen konnten einen Preis erhalten, dabei hätte jeder einen verdient gehabt, waren die Besitzer doch gut vorbereitet und hatten im Vorfeld viel Liebe und Fachkenntnis in die Fahrzeuge fliessen lassen.
Fast eine Premiere
Eine ganz besondere Geschichte hatte der Monteverdi 2000 GTI von 1968. Pietro Frua hatte für Peter Monteverdi ein zweitüriges Fastback-Coupé auf der technischen Basis des Zweiliter-BMWs gezeichnet und als Prototyp aufgebaut. Die Premiere war für den Genfer Autosalon im März 1968 geplant, fand aber nicht statt, weil das Einzelstück angeblich beim Transport beschädigt wurde.
Der Wagen stand dann aber später unbeschadet für Jahrzehnte im Monteverdi-Museum und ob die Präsentation wegen dem Zwist zwischen Monteverdi und Frua oder Bedenken von BMW nicht stattfand, wird noch heute diskutiert. Inzwischen aber wurde das “Stehzeug” Monteverdi 2000 GTI wieder zum “Fahrzeug” und es konnte aus eigener Kraft in Zürich vorfahren, wo es sozusagen seine “richtige” Premiere vor grossem Publikum erleben durfte.
Da war auch der Klassensieg bei den Autos der Sechzigerjahre sicherlich wohlverdient, obschon auch hier die Konkurrenz vielfältig und gut aufgestellt war.
Zufriedene Gesichter
Wer sich auf dem Bürkliplatz umschaute, blickt vorwiegend in zufriedene und lachende Gesichter, wenn sie denn trotz Masken, die halt zumindest teilweise zum neuen Alltag gehören, sehen konnte.
Die meisten Oldtimer-Enthusiasten waren einfach froh, dass wieder etwas läuft und bei all den abgesagten Schönheitskonkurrenzen (u.a. Villa d’Este, Paris, Concours Suisse, Pebble Beach) erhielt der Zurich Classic Car Award irgendwie ein wenig einen Sonderstatus.
Die Prämierten
Pro Klasse wurden jeweils drei Wagen ausgezeichnet. Dazu gab es noch einen Sonderpreis und zwei Best-of-Show-Sieger.
Klasse Vorkriegsfahrzeuge
1. Rolls-Royce 20/25 Coupé von 1933
2. S.S. Cars ’90’ von 1935
3. Rolls-Royce 25 Coupé “Smoker” von 1936
Klasse Fünfzigerjahre
1. Aston Martin DB2/4 Arnolt Bertone von 1956
2. Fiat-Abarth (1100) Allemano Coupé von 1954
3. Bentley Mk VI Graber Coupé von 1951
Klasse Sechzigerjahre
1. Monteverdi 2000 GTI von 1969
2. Bentley Continental Flying Spur von 1961
3. Lancia Flavia Sport Zagato von 1967
Klasse Siebzigerjahre
1. Citroën SM von 1972
2. Maserati Ghibli von 1970
3. Lotus Europa TC von 1973
Klasse Youngtimer
1. Bugatti EB 110 von 1994
2. Bentley Continental von 1995
3. Smart Brabus Roadster von 2004
Klasse “90 Jahre Pininfarina”
1. Ferrari 275 GTS von 1965
2. Ferrari 512 BBi von 1983
3. Ferrari F40 von 1990 (?)
Klasse “110 Jahre Alfa Romeo”
1. Alfa Romeo Super Sprint von 1956
2. Alfa Romeo Sprint 1300 Junior von 1966
3. Alfa Romeo Montreal von 1973
Publikumspreis
Ford Mustang Fastback 289 GT von 1965
Best of Show “Restored”
Ferrari 275 GTS von 1965
Best of Show “Unrestored”
Bugatti EB 110 von 1994
Sonderpreis
Detroit Electric von 1918
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