Mit Superlativen wurde nicht gegeizt an der Presse-Konferenz vor Beginn der Techno Classica 2012, zurecht, wie sich beim anschliessenden Rundgang durch die Hallen zeigen sollte.
Die Oldtimer-Industrie, wenn man sie denn so nennen darf, spürt weiterhin Aufwind und die Messeveranstalter profitierten mit. 1’200 Aussteller präsentierten in 20 Messehallen ihre Fahrzeuge, Produkte oder Dienstleistungen, was gegenüber dem Vorjahr wiederum eine beträchtliche Steigerung bedeutete. 400 Aussteller mussten sogar abgewiesen werden, durch eine weitere Vergrösserung der Hallenkapazität sollte dies in zukünftigen Jahren aber nicht mehr nötig sein. Angepeilt waren 180’000 Zuschauer, die dem internationalen Anspruch der grössten Oldtimer-Messe weltweit natürlich aus möglichst aller Herren Länder kommen sollen. Tatsächlich aber kamen sogar 181'400 Besuchern, womit sich in etwa das Vorjahres-Niveau einpendelte.
Unterstützt wird der Trend zum alten Automobil auch durch wiederum währschafte Wertsteigerungen während des letzten Jahres, beziffert mit 9,3 Prozent durch den VDA. Dass die zwei am stärksten im Wert gestiegenen Oldtimer der Citroën 2 CV und der Renault R4 waren, erklärt teilweise auch das “tiefe” durchschnittlichen Preisniveau des deutschen Oldtimers, das rund Euro 13’800 ausmacht.
Einmalige Pegaso-Sonderausstellung
Gemäss aktuellem Wissen wurden von der Firma Pegaso 86 Sportwagen, respektive Chassis hergestellt zwischen 1951 und 1958. Experten zufolge existieren noch rund 65 bis 69 dieser Fahrzeuge, wovon gut 45 noch in präsentablem Zustand sein sollen. Fast die Hälfte davon trommelte die SIHA, die Organisatorin der Techno Classica, zusammen. Einmalig und in dieser Form vermutlich nie mehr zu sehen. Fahrzeuge der unterschiedlichen Karosseriebauer Serra, Touring und Saoutchik waren genauso vertreten, wie Cabrio-, Coupé und Sportversionen. Sogar ein unverkleidetes Chassis und eine Karosserielehre war zu bestaunen. Wenn nur das Licht rund um den SIHA-Stand etwas besser gewesem wäre ....
Beeindruckende Präsenz der deutschen Automobilhersteller
Noch mehr als bereits in den Vorjahren trumpften die deutschen Automobilhersteller in Essen auf. Die Stände erfüllen inzwischen durchaus das Format und auch die desginerischen Ansprüche, die man sonst an den grossen internationalen Fahrzeugmessen erleben kann.
Der Dreier im Wandel bei BMW
Im Mittelpunkt des BMW-Standes stand der BMW Dreier, der 1975 mit dem E21 seinen Anfang nahm, um dann via E30, E36, E46, E90 zum F30 zu gedeihen. Aus jeder Baureihe zeigten die Münchner ein Exponat. auch das Jubliäum 40 Jahre Motorsport GmbH wurde gefeiert und mit Beispielen der eindrücklichen Geschichte belegt. Zum Wiedereinstieg von BMW in die DTM stand ein rund 20 Jahre alter E30 M3 neben dem aktuellen DTM-Fahrzeug.
Kitcars bei Mini
Bei Mini liessen sich die BMW-Macher etwas besonderes einfallen, stellten sie doch neben den obligaten Mini-Oldtimern auch drei Kitcars von Midas, Mini Marcos und GTM auf den Stand. Dem Fan wären zwar noch ein paar andere und mindestens so interessante Raritäten wie Unipower oder Ogle eingefallen, aber auch so wirkte die Präsenz dieser Kunststoffautos erfrischend.
Porsche im Windschatten des Carrera RS
Vierzig Jahre Porsche 911 Carrera RS 2.7 ist dieses Jahr angesagt, das hat wohl kaum einer übersehen. Entsprechend machte der berühmte Sportwagen mit Entenbürzel natürlich auch in Essen, begleitet von zwei rennsportlichen Geschwistern, dem Carrera RSR und dem Carrera RSR 2,1 Liter Turbo, seine Aufwartung.
60 Jahre SL bei Mercedes-Benz
Mercedes-Benz dürfte dieses Jahr wohl den grössten Werksstand gehabt haben, im Zentrum stand der 300 SL, der seinen 60. Geburtstag - die Premiere war am 12. März 1952 - feiert und mit der perfekt restaurierten Fahrgestellnummer 2 repäsentiert war. Begleitet wurde das Geburtstagskind durch alle seinen Nachfahren bis zum gerade frisch vorgestellten neuen SL.
Wunderschön anzuschauen war auch die “Skulptur”, die einen in der Luft hängenden und aus Einzelteilen verschiedener Baureihen bestehenden SL zeigte, um für das Oldtimer-Ersatzteilegeschäft zu werben.
Ford und die Weltkugel
Gleich vier Jubiläen feierte Ford. Der Taunus mit der Weltkugel ist 60 Jahre alt, der Taunus 12 M (P4) feiert den 50. Geburtstag, der Ford Granada zählt auch schon 40 Jahre und man höre und staune, auch der Sierra kann jetzt als Oldtimer in den Verkehr gesetzt werden. Alle diese Fahrzeuge waren mit teilweise mehreren Exponaten vertreten, ergänzt um weitere schöne Ford-Modelle wie Escort oder Capri.
Bunte Vielfalt bei Opel
Opel ist 150 Jahre alt, schon vor der Produktion von Automobilen verkaufte man Fahrräder und andere Güter. In Essen zeigten die Rüsselsheimer einen ganzen Strauss von Fahrzeugen, vom GT bis zum Opel Calibra, vom Laubfrosch bis zum Monza.
Raritäten auf den Ständen der Volkswagen-Gruppe
Alleine die Präsenz der Volkswagen-Gruppe dürfte einen Besuch in Essen gerechtfertigt haben. Highlights der verschiedenen Marken-Ausstellungen waren der Lamborghini Countach LP 400 (Original-Prototyp), der Bugatti 57 SC Atalante, der Bentley R-Type Continental von 1952, der Auto Union Typ C Bergrennwagen, der Auto Sport Quattro S1 ‘Pikes Peak’ oder der Cisitalia 202 Gran Sport von 1947, den sich das Zeithaus der Autostadt gerade neben einem De Lorean DMC 12 oder einem VW Käfer Pickup von Beutler aus dem Jahre 1951 zugelegt hatte.
Auch Skoda zeigte Beispiele aus der langen Autogeschichte, wobei der “Popular Typ 420” und Vorgänger hier im Zentrum standen.
Raritäten bei Alfa Romeo
Wiederum mit wunderschönen Fahrzeugen war Alfa Romeo vertreten, ein P3, eine Giulia TI Super (50 Jahre Giulia!), ein TZ2, der Giulia SS Prototipo von Bertone (1965) und die Alfetta von 1972 (40 Jahre Alfetta Limousine) zeigten, wozu die Marke mit der Schlange im Markenzeichen in der Vergangenheit fähig war.
Volvo zelebrierte 50 Jahre Amazon Kombi und auf dem Ferrari-Stand konnte eine blanke Aluminium-Karosserie des 275 GTB/2 bewundert werden.
2’500 Fahrzeuge zu kaufen
Wer genügend Bares mitgenommen hatte, betrachtete vor allem die Händlerstände aufmerksam. 2’500 Fahrzeuge wurden angeboten, in fast allen Preislagen fanden sich interessante Oldtimer und Youngtimer, bei Händlern, des Versteigerungshauses Coys und Privatanbietern konnte der Investionsfreudige in den Hallen und in den Freigeländen sein Geld loswerden. Wer einen ATS 2500 GTS, einen Lamborghini LM 02 oder doch einen Volkswagen Scirocco L suchte, dem konnte auf jeden Fall geholfen werden.
Was hängenbleibt
Nach dem Gang durch die 20 Messehallen wusste wohl mancher kaum mehr, wo ihm der Kopf steht. Was war jetzt besonders beeindruckend gewesen? Woran würde man sich in zwölf Monaten noch erinnern können? War es der grüne Lamborghini Countach LP 400 gewesen, der zweite gebaute 300 SL oder der Pegaso Z 102 Touring “Thrill” von 1953?
Fragen Sie mich in zwölf Monaten wieder ... und touren Sie mit der Zwischengas-Fotogalerie virtuell durch die Ausstellung 2012!