Der traditionelle Oldtimer- und Teilemarkt OTM hat eine bewegte Geschichte. Zunächst führte ihn das Ehepaar Rais jahrzehntelang erfolgreich in Burgdorf, Bern und Fribourg durch. 2012 übernahm die Betreibergesellschaft des Forums Fribourg das Zepter. Sie führte den Markt weiter, sah sich zuletzt aber zweimal wegen Covid-19 zur Absage gezwungen und ging im Sommer 2021 zu allem Übel auch noch Konkurs.
Neues Team
Die Renaissance vom Wochenende des 26. und 27. März 2022 ist einer neuen Truppe zu verdanken: Dakota Events. Das ist ein Team rund um Dominique Durussel, das schon diverse Veranstaltungen und Sammlerbörsen organisiert hat. Für die Wiederbelebung des Marktes in Fribourg hat sich Durussel Verstärkung geholt von weiteren Personen, darunter der Presseverantwortliche Jean-Marc Kohler.
"Im Herbst 2021 gab es zwei Möglichkeiten: Entweder komplett aufhören oder mit neuem Schwung weiterfahren. Wir hielten es dann mit dem Motto von Louis Chevrolet: Never give up!", blickt Kohler zurück und freut sich, dass es das Team geschafft hat, innerhalb weniger Wochen den Markt neu aus dem Boden zu stampfen: "Viele Leute wollten uns gar nicht glauben, dass wir den Sprung wirklich wagen, aber es hat sich gelohnt."
Neuer Name
Dass der Markt nun unter neuem Namen "Swiss Retro Mecanika" startet, hat primär einen finanziellen Grund, wie Jean-Marc Kohler erklärt: "Wir hätten dem Konkursamt für die Rechte zur Nutzung des alten Namens einen Betrag zahlen müssen, der jenseits unseres Budgets lag".
Also startete die Equipe unter neuem Namen, was vielleicht auch ganz gut ist. Denn es waren zuletzt nicht mehr alle Aussteller und Besucher wunschlos glücklich gewesen. "Uns ging es auch primär darum, jetzt wieder das Vertrauen der Leute zu gewinnen", sagt Jean-Marc Kohler dazu.
Inklusive Käseschnitte
Die Stimmung war jedenfalls gut am Messe-Wochenende, und viele Besucher freuten sich, dass wieder mal "etwas lief", wie es vor dem Eingang mehrfach verlautete. Wer dann das Gelände betrat, sah zunächst viel Vertrautes: Da war erst mal der Aussenbereich mit Trödlern, Teilehändlern und Verpflegungsständen (Oh ja, auch die Käseschnitten gab es wieder). Und auch zahlreiche Oldtimer standen wieder zum Verkauf. Auffallend bereits hier: das moderate Preisniveau.
Drinnen dann die Erkenntnis: Es ist doch etwas anders geworden. Der Zugang zum oberen Stock mit den zusätzlichen Flächen, der Club-Show und dem zweiten Aussengelände war geschlossen. Der Markt beschränkte sich also auf das untere Stockwerk mit der Halle und dem Foyer.
Kleiner und luftiger
Die Fläche war gegenüber der letzten Austragung 2019 also gehörig redimensioniert worden, aber nicht primär wegen fehlenden Interessees, sondern aufgrund anderer Nutzungen. So hat sich in der Halle, in der früher jeweils die Club-Schau war, der Grosse Rat des Kantons Freiburg einquartiert und im hinteren Teil das Covid-Testzentrum.
Immerhin 12'000 Quadratmeter waren übriggeblieben und die meisten Standflächen besetzt, wenngleich in den Gängen etwas mehr Luft war als früher. Dies ist für die Besucherinnen und Besucher aber nicht nur ein Nachteil, denn mehr Platz bedeutet auch mehr Entspannung.
Weniger Gedränge und eine kleinere Anzahl Anbieter sorgte natürlich auch dafür, dass der Rundgang diesmal etwas rascher zu Ende war und auch mehr Zeit für Benzingespräche blieb – wer wollte, gerne auch über den Röstigraben hinweg, denn Romands und Deutschschweizer waren wiederum relativ homogen in Fribourg vertreten.
Viel "Automobilia"
Beim Rundgang fiel auch auf: Das ist eben keine Messe, sondern – wie die Veranstalter auch selber schreiben – eine "Börse". Auffallend viele Stände boten Modellautos aller Grössen an; dazu kamen Literatur, Dekorationsobjekte, Blechschilder, Antiquitäten und allerlei andere Dinge, die irgendeinen Bezug zum Thema Oldtimer haben. Die "Automobilia" hatte gegenüber den herkömmlichen Autoteilen gefühlt das Übergewicht.
Dennoch: Auch wer Auto- oder Motorradteile, neues Werkzeug, Reifen oder Dämmmaterial brauchte, konnte in Fribourg fündig werden. Vielleicht hatte es dann halt nur zwei oder drei statt ein Dutzend Anbieter. Kaum bis gar nicht vertreten waren im Forum Fribourg grosse Händler mit aufwändigen Messeständen und Hochpreisklassikern. Von diesen hatte es aber schon früher kaum welche in Fribourg.
Dafür waren auch 2022 wieder einige Verbände und Vereine vor Ort. Trotz der kurzen Vorlaufzeit konnten etwa SHVF, FAM oder VCCSR zusammengetrommelt werden. Auch eine Ausstellung mit alten Traktoren fand sich im hinteren Hallenteil. "Den Lanz-Bulldog haben wir gestern gestartet, und dann ging der Rauchalarm los", erzählt Pressechef Jean-Marc Kohler schmunzelnd.
Brot-und-Butter-Wagen
Auch wieder wie früher: In der Halle wurden diverse Oldtimer zum Verkauf angeboten. Dieses Jahr wie bereits im Aussengelände mit meist moderaten Preisen, aber teils hohem Seltenheitswert. Ein neues Zuhause suchten unter anderem ein "ganz normaler" Fiat Uno, ein Fiat Panda 4x4, ein Talbot-Matra Rancho oder ein Citroen GSA. Auch spezielle Youngtimer wie etwa ein Ford Mondeo ST 200 standen im Angebot.
Apropos selten: Auch der Besucher-Oldtimer-Parkplatz beherbergte dieses Jahr Raritäten wie etwa einen Toyota Crown, einen Ford Fiesta Supersport der ersten Serie oder andere Fahrzeuge, die viele seit Jahren (oder Jahrzehnten) nicht mehr gesehen haben dürften.
Und eben: wer noch keinen Oldie hatte, konnte in Fribourg für wenige tausend Franken den Einstieg ins Oldtimerhobby wagen. Laut Jean-Marc Kohler ist das durchaus gewollt: "Wir streben neben einer humanen Grösse auch humane Preise an. Mit der aktuellen Ausrichtung ist der Markt unserer Meinung nach auch näher bei seinen Wurzeln."
Klein übt sich
Auf die Frage nach der Anzahl Besucher angesprochen, zeigt sich Jean-Marc Kohler zufrieden: "Wir hatten insgesamt über beide Tage hinweg rund 10'200 Eintritte. Für uns ist das ein guter Start. Und noch wichtiger: die Leute waren glücklich, und wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten."
Glücklich zeigten sich übrigens auch die vielen kleinen Messebesucher, die in Fribourg ihre Spielzeugautosammlung vergrössern konnten. Auch wenn arrivierte Oldtimerenthusiasten über derlei Kindereien die Nase rümpfen mögen, so ist das für Jean-Marc Kohler wichtige Nachwuchsförderung: "Schauen sie mal, wie die Kids Freude haben. Und eines Tages fahren sie dann vielleicht einen richtigen Oldtimer".
Ein gutes Schlusswort, finden wir, und sind unterdessen gespannt, wie die Swiss Retro Mecanika 2023 aussehen wird, die von den Veranstaltern bereits angekündigt worden ist. Sicher wird die Vorlaufzeit diesmal etwas grosszügiger sein und uns vielleicht doch noch den einen oder anderen zusätzlichen Stand bescheren.
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