Die Poppy Rally 2015 lockte letztes Wochenende ganze 58 Teams nach Poperinge, einer Stadt in Belgien.
Unterwegs im belgischen Irrgarten
Die Route bestand aus einzelnen Gleichmässigkeitsprüfungen, wo die Teilnehmer eine bestimmte Durchschnittsgeschwindigkeit über eine bestimmte Distanz halten mussten. Die belgischen Strassen und Wege sind schwer zu lesen, was eine Herausforderung für viele der Teams darstellte, und so mancher Teilnehmer wurde immer wieder von versteckten Abzweigungen und Strassen überrascht.
Vorsicht? - Ein Fremdwort
Ein weiteres Merkmal der Poppy Rally sind die Fahrprüfungen auf gesperrten Strassenabschnitten. Strassengräben und die verschiedensten Untergründe bedeuteten, dass manchmal Vorsicht besser ist als Überschwang, doch es schien, dass viele der Teams letzteres bevorzugten und mit vollem Einsatz bei den Fahrprüfungen dabei waren!
Rallye-Action auf einer "Paintball-Kartbahn"
Nach dem Start in Poperinge wurden die Teams zum ersten Mal auf einer alten Kartbahn, welche heute für Paintball-Wettstreits genutzt wird, auf die Probe gestellt. Die Haftung war ausgezeichnet und von Anfang an übernahm ein weiter hinten platziertes Team die Führung. Jean-Christophe Hendrickx und sein ortsansässiger Kollege Aswin Pyck hatten ein klares Ziel vor Augen und den ganzen ersten Tag hindurch verstärkten sie den Druck auf die Spitzenreiter.
Schnelles Ende
Die ersten, welche aus dem Rennen schieden, waren John Abel und John Dennet, welche erst kürzlich von der Tour of Cheshire in England zurück gekommen waren. Deren Sunbeam Tiger hatte mit seiner Kurbelwellenscheibe getrennte Wege gehen müssen, da diese beim Wiederholungslauf der "Paintball-Prüfung"den Kühler zerstört hatte.
Packende Rangkämpfe
Ein weiteres als Favorit gehandeltes Team waren die holländischen Herren Jan Ebus und Jan Berkhof, welche aber durch einen unglücklichen Ausrutscher schon gegen Anfang der Rallye in der Rangordnung weit nach hinten gerutscht waren. Für Freude bei den Zuschauern entlang der Strecke sorgten Peter Naaktgeboren und Bart den Hartog, welche in ein richtiges Gerangel mit der irischen Rallye-Cross-Legende Dermot Carnegie, gepaart wie immer mit Paul Bosdet, verwickelt war. Beide Teams fuhren einen Ford Escort, Carnegie war klar der Unterlegene in Bezug auf die Leistung, doch nicht im Können!
Gegen Mittag war klar, dass die vierte Ausführung der Rallye so knapp werden würde wie noch nie. Paul Bloxide und sein erstmaliger Beifahrer Jess Dickson hatten einen grandiosen Lauf hinter sich und hielten den sechsten Rang in der Gesamtplatzierung. Der zierliche Lotus von Hendrickx und Pyck fuhr an der Spitze, hatte aber starke Konkurrenz von John Bateson und Iain Tullie sowie den letztjährigen Gewinnern Peter Horsburgh und Anthony Preston.
Wenn die Konzentration schwindet...
Die kompakte Natur der Rallye bedeutete, dass die Teams manchmal dieselben Strassen und Prüfungen mehrmals und zu verschiedenen Zeitpunkten passierten. Doch das bedeutete nicht, dass es mit der Zeit einfacher wurde, weil man die Strecken ja bereits kannte, sondern das Fahren wurde zunehmend anspruchsvoller, vor allem wenn das Licht ausfiel und die so schon schwierigen Strecken noch mehr Konzentration und Genauigkeit von Fahrer und Beifahrer erforderte.
Nach der Mittagspause nahe der belgisch-französischen Grenze schien es, als hätte das Essen das Team Sybert van Groot/Jaap Jongman in ihrem Datsun 240Z heruntergezogen. Denn ein Fehler in der Watou-Fahrprüfung kam die beiden teuer zu stehen und ruinierte deren sonst hervorragende Leistung.
Als sich die Teilnehmer langsam dem Abendessen in Proven näherten, tappten ganze neun Teams in eine fiese Falle. Sie hatten die Anweisungen in einem Brief nicht gelesen und deswegen eine Abzweigung, welche nicht auf der Karte war, verpasst. Die falsche Route war zwar gleich schnell, nur leider versäumten diese Teams so einen versteckten Kontrollpunkt und wurden mit zweieinhalb Minuten Strafzeit nach hinten positioniert.
Mit der Taschenlampe durch Belgiens Dunkelheit
Nach dem Stop in Proven machten sich die Teams auf in die Nacht für eine Gleichmässigkeitsprüfung. Vor der nächsten Zeitkontrolle landete das Team Henddrickx/Pyck, welches einen guten Lauf hatte, neben der Strecke, was sie auf den schlechten 44. Rang zurück und die Belgier Dominique Holvoet und Bjorn Vanoverschelde auf den ersten Rang versetzte.
Bei den Zeitkontroll-Abschnitten konnten die "Nacht-Spezialisten" dann brillieren. Kevin Haselden und Ryan Pickering gehörten hier zu den Besten, was leider nicht von Noel Kelly und Leigh Powley zu behaupten war - sie hatten eine Kontrolle verpasst und waren darum auf den 6. Rang zurück katapultiert worden. Gerry Simpson und Martin Phaff hingegen hatten richtig Probleme, denn sie hatten einen elektrischen Totalausfall erlitten, was bedeutete, dass sie die nächsten 85 Kilometer im Licht einer Taschenlampe zu meistern hatten. Sie blieben aber im Rennen und konnten am Sonntag neu starten.
Gnadenlose Sekundenkämpfe
Es tagte und die meisten Teams hatten nur rund 5 bis 6 Stunden Schlaf hinter sich. Vor ihnen lagen die nächsten Gleichmässigkeitsprüfungen, welche traditionell vor dem Frühstück waren. Die Rangordnung während der letzten Abschnitte war extrem knapp, der Tag startete mit einem Unterschied von 25 Sekunden bei den Top-Drei, die zwei Teams an der Spitze waren in heftige Auseinandersetzungen verwickelt, zwischen ihnen lag lediglich eine Sekunde! Bateson und Tullie waren die ersten, die nachliessen. Sie verloren nach der ersten GP zwei Sekunden, später wurden es ganze 12 Sekunden nach allen weiteren Prüfungen. Der Gnadenstoss kam dann bei der zweitletzten GP, wo Vanoverschelde 18 Sekunden zu früh und Tullie 25 Sekunden zu spät beim Posten war. Die Zeitkontrolle bei dieser Gleichmässigkeitsprüfung hatte alle ausser zwei Teams, Carnegie / Bosdet und die Holländer Karel Kolman / Roland Heuff, welche trotz einem Ausfall der Benzinpumpe weitergekämpft hatten, überrascht.
Spannung bis zum Schluss
Es war spannend geworden, doch auch beim letzten Abschnitt war noch nichts entschieden. Schlussendlich belegten Bateson/ Tullie den sechsten, Holvoet/ Vanoverschelde den siebten Rang und der Gesamtsieg ging an das belgische Team. Patrick Burke und Elise Whyte holten nach einer hervorragenden Rallye mit ihrem kleinen BMW 1602 den dritten Rang in ihrer Kategorie sowie den 10. Platz in der Gesamtrangliste. Haselden/ Pickering hatten mit ihrem Mini Cooper S einen grandiosen letzten Rallye-Tag, was sie in die Top Fünf brachte.
Paul Crosby und sein Partner Andy Pullan, welcher zum ersten Mal in Belgien war und am Anfang noch etwas zu kämpfen hatte, dann aber immer besser wurde. Ebenfalls erwähnenswert sind auch Lesley und Johan Denekamp in einem wunderschönen BMW 2002 Tii Alpina, die trotz Navigationsproblemen und der Tatsache, dass sie die belgische Landschaft von näher als erwartet gesehen hatten, eine gute Rallye gefahren waren.
Comeback im 2017
Holvoet und Vanoverschelde werden vielleicht im Jahr 2017 nach Bjorn zurückkehren, um einen möglichen Hatttrick zu landen. Allerdings wird starke Konkurrenz von den anderen Teams auf sie warten und wenn es nach Hendrickx und Pyck ginge, könnte es bald einen neuen Namen in der Hall of Fame geben.
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